Nietzsche als Wegbereiter der Moderne und der Antimoderne

Wenngleich Nietzsche zahlreiche politische Weltanschauungen, vom Anarchismus bis hin zu einem Kulturpessimismus und autoritären Strömungen, geprägt hat, entwickelte er keine politische Ideologie, blieb ambivalent und mehrdeutig und forcierte stattdessen den starken Einzelnen. Nietzsche ist Wegbereiter der Moderne und der Antimoderne zugleich.

Friedrich Nietzsche ist einer der einflussreichsten Denker des 19. Jahrhunderts, der nicht nur die Philosophie, sondern auch politische Ansichten und Ideologien nachhaltig geprägt hat.

Gehört man zu den Bewunderern Nietzsches, dann erkennt man irgendwo in der Geschichte den Punkt, an dem alles, was danach kam, nicht mehr unabhängig von Nietzsche zu betrachten ist. Das alles ist bemerkenswert, weil die reine Lektüre der Schriften Nietzsches alles andere als einfach ist, Nietzsche schweift ab, wirkt in weiten Teilen wirr, was aber besticht, ist ein Faden und ein sich abzeichnendes Weltbild.

Nietzsches Philosophie ist von der Ablehnung traditioneller Moralvorstellungen und seiner Betonung der individuellen Freiheit geprägt. Er kritisierte die etablierten moralischen und politischen Strukturen seiner Zeit vehement und plädierte für eine radikale Neubewertung der Werte. Mit dieser Ablehnung des Gegebenen und dem Rückgriff auf etwas Eigentlicheres sind Nietzsche Brisanz, Sprengkraft und breite Aufmerksamkeit gesichert.

Nietzsche geht von einem Menschenbild aus. Daraus ergeben sich zahlreiche weltanschauliche Implikationen. Leben bestehe nach Nietzsche in der „Ewigen Wiederkehr des Gleichen“. Gemeint ist damit eine Vergänglichkeit des Seins, aber auch das zyklisch Bleibende. Der Blick schwenkt ab von einer reinen Konzentration auf das Jenseits und versucht sich im Leben, im Hier und Jetzt, zu verwirklichen mit dem Versprechen, dass ein „Kreis des Lebens“ bestand hat.

Nietzsche setzt dabei auch noch einen drauf, indem er mit dem „Amor fati“ die Liebe zum Schicksal als radikale Lebensbejahung herausarbeitet.

Was der Mensch als Naturwesen letztlich immer wieder anstrebt, ist – nach Nietzsche – das „Einheitsgefühl, welches an das Herz der Natur zurückführt“. Viel abgewinnen kann man auch Nietzsches Bewusstsein für das Ästhetische: „Der große Stil entsteht, wenn das Schöne den Sieg über das Ungeheure davonträgt“ hält Nietzsche fest.

Wenngleich Nietzsche zahlreiche politische Weltanschauungen, vom Anarchismus bis hin zu einem Kulturpessimismus und autoritären Strömungen, geprägt hat, entwickelte er keine politische Ideologie, blieb ambivalent und mehrdeutig und forcierte stattdessen den starken Einzelnen. Nietzsche ist Wegbereiter der Moderne und der Antimoderne zugleich.

In seinen Schriften, insbesondere in Werken wie „Also sprach Zarathustra“ und „Jenseits von Gut und Böse“, hinterfragt Nietzsche die grundlegenden Werte und Überzeugungen der westlichen Zivilisation. Er kritisiert die Vorherrschaft des Rationalismus und des Utilitarismus, die er als hemmend für die Entwicklung des individuellen Potenzials des Menschen ansieht. Statt einer objektiven, rationalen Sichtweise betont Nietzsche die Subjektivität der menschlichen Erfahrung und fordert eine Rückkehr zu den emotionalen, intuitiven Aspekten des Seins.

Seine Betonung des Willens zur Macht und der individuellen Selbstverwirklichung legt die Grundlage für eine antimoderne Weltanschauung, die sich gegen die Normen und Institutionen der modernen Gesellschaft richtet. Darüber hinaus kritisiert Nietzsche den Nihilismus, der aus dem Verlust traditioneller Werte und Überzeugungen in der modernen Welt resultiert. Er erkennt die Gefahr, dass der Nihilismus zu einem Zustand der Leere und Sinnlosigkeit führt und plädiert stattdessen für eine Rückkehr zu einer transzendentalen Perspektive auf das Leben, die über die Beschränkungen der modernen Rationalität hinausgeht.

Nietzsche betont die Bedeutung von Stärke, Willenskraft und Macht im Sinne eines “heroischen” Lebensstils.

Insbesondere Schopenhauers Konzept des „Willens zum Leben“ prägte Nietzsches frühwerkliche Philosophie. Nietzsche übernahm Schopenhauers Vorstellung, dass der Wille das grundlegende treibende Element des menschlichen Seins sei, und entwickelte sie weiter zu seinem eigenen Konzept des „Willens zur Macht“. Nietzsche verwarf den passiven Rückzug aus der Welt Schopenhausers zugunsten einer aktiven Aneignung des Lebens und der Schaffung neuer Werte.

Während Schopenhauer die Entsagung und Verleugnung des Willens zum Leben als Weg zur Erlösung betrachtete, betonte Nietzsche die Wichtigkeit der Selbstüberwindung und der Schaffung neuer Werte durch die individuelle Kategorie des „Übermenschen“, einen Typus, der weitreichende Folgen haben sollte.