Das Etschtal bildet geologisch einen tiefen Taleinschnitt mit steilen bis vertikalen Felswänden und einem alluvialen Talboden. Aus den Gesteinsarten und den Lockerböden ergibt sich der geotechnische Grund.

Die Geologie ist der Grund, auf dem sich alles andere abspielt. Folglich ist die Auseinandersetzung mit der Geologie nicht nur aus technischer Sicht von Bedeutung. Aus der Geologie ergibt sich die Hydrologie, deren Verbindungsbereich stellt die Hydrogeologie dar. Mit dem Wasserhaushalt sind folglich die Gegebenheiten für Flora und Fauna gegeben.

Das Etschtal bildet geologisch einen tiefen Taleinschnitt mit steilen bis vertikalen Felswänden und einem alluvialen Talboden. Wesentlich ist für die Hydrogeologie das Verhältnis von Grundwasserleitern (Aquifer) zu Grundwasserhemmern (Aquitarde) und Grundwasserstauern (Aquiclude). Die unterschiedlichen geologischen Schichten weisen unterschiedliche Durchlässigkeiten auf. Quartäre Sedimente wie Kiesablagerungen weisen durch ihr offenes Gefüge grundsätzlich eine hohe Durchlässigkeit auf. Sedimente, Moorablagerungen oder glazigene Bildungen sind generell feinkörnig und gering bis sehr gering durchlässig.

Neben den Porengrundwasserleitern bilden sich Kluftgrundwasserleiter heraus, die sich durch Klüfte und Verkarstung von Feststeinuntergrund ergeben.

Als Grundwasserhemmer gelten Mergel, mergelige Kalke und tonige Zwischenlagen, die eine niedrige bis keine Durchlässigkeit haben. Unter Mergel versteht sich ein Gemenge aus Ton und Kalk. Mergel und Mergelabfolgen haben sich insbesondere im Jura und im Tertiär gebildet, während typische Gesteinsbildungen für das Quartär Lockerböden, Torf, Moränen, Schotter sind.

Demgegenüber bildet der Hauptdolomit durch die Zerklüftung und Verkarstung ein wichtiges Speichergestein. Durch nahezu undurchlässige Formationen bilden sich Intervalle von Grundwasserstauern und Grundwasserhemmern. Die Gröden-Formation sowie die Etschtaler Vulkanit-Gruppe bildet einen Grundwasserhemmer mit niedriger Durchlässigkeit.

Die Anordnung der verschiedenen hydrogeologischen Einheiten im Raum bewirkt die Verteilung des Wasserabflussnetzes. Die kalkig-dolomitischen Gebirgsbereiche im westlichen Etschtal sind stärker infiltriert als die östlichen Gebirgsbereiche mit den Vulkaniten. Hinzu kommt der Einfluss der Bäche und der Etsch.

Die Wasserleiter im Fels des Etschtales hängen stark mit der Tektonik zusammen. Die Trudner Linie bildet auf der rechten Etschtalseite im Bereich der Festgesteine eine Störung, an der die Etschtaler Vulkanit-Gruppe auf die Sedimentabfolge und den Hauptdolomit aufgeschoben wurde und stellt in diesem Sinne eine hydrogeologische Barriere dar. Im Bereich der Überlagerungsbereiche bilden sich Überlaufquellen, indem der spröde und zerklüftete Porphyr mit Mergeln und anderen gering durchlässigen Intervallen der Kalkschichten in Kontakt stehen. Parallel zur Trudner Linie bildete sich ein Aquifer aus.

Das Wasserkraftwerk St. Florian bildet eine Durchquerung des Aquifers rund um die Trudner Linie bis zum Stramentizzo-Stausee. Beim Vortrieb des Kraftwerksbaus ist ein enormer Wasseraustritt im Tunnel von schätzungsweise 1500 Liter pro Sekunde entstanden, der nach rund einem Monat versiegte, indem sich das Wasser vermutlich einen neuen Abfluss unter der Tunnelsohle schuf.

An der linken Flanke des Etschtals spielt sich die Wasserzirkulation vorwiegend im seichten, aufgelockerten und zerklüfteten Felsuntergrund sowie in den quartären Bedeckungen, die aus Schottern und Sanden bestehen, ab. Die Schwemmkegel der Seitentäler stehen in Verbindung mit den grundwasserführenden, alluvialen Ablagerungen der Etschtalsohle.

Die Etschtalalluvionen bestehen aus unterschiedlichen Korngröße, die miteinander verzahnt sind. An den Seitenschwemmkegeln liegt ein ungespannter Aquifer aus Kiesen sowie aus Kiesen und Sanden vor, der von 10 bis 40 Meter mächtig ist.

Im Bereich der Talsohle bestehen die Aquifere hingegen aus mehreren Grundwasserstockwerken. Ein mäßig mächtiger ungespannter Aquifer wird dabei durch mehrere gespannte Aquifere, die in einer Verbindung untereinander und mit den Aquiferen an den Schwemmkegeln stehen, gebildet.

Der seichte, freie Aquifer befindet sich in Kiesen und Sanden der Etschtalsohle in variablen Mächtigkeiten zwischen 20 und 30 Metern. In den Bereichen der Talbereiche mit feinkörnigen torfig-siltigen Sedimenten ist das Aquifer gering ausgeprägt oder fehlt ganz. Dies trifft insbesondere auf jene Bereiche zu, die sich im Bereich der ehemaligen Sumpfgebiete befinden, die durch die Bonifizierungen im 19. Jahrhundert trocken gelegt wurden. Grundsätzlich haben die Moorablagerungen eine Mächtigkeit von 10 bis 15 Metern.

Bezugnehmend auf die Geotechnik ist festzuhalten, dass das Bauen in Torf ungeeignet ist. Während dichter Sand einen Steifemodul von 100 bis 200 MN/m² hat, erreicht lockerer Sand einen Steifemodul von 10 bis 30 MN/m², weichplastischer Schluff kommt auf 2 bis 5 MN/m², Torf erreicht nur 1 bis 3 MN/m².

Grundsätzlich werden weiche Schichten wie humoser Schluff oder Torf in mäßiger Tiefe durch nichtbindigen Boden ersetzt. Dies kann durch das Spülverfahren, durch Verdrängen oder Sprengverfahren geschehen. Bei mächtigeren Schichten werden die Bauwerkslasten durch Tiefgründungen auf tiefer liegende Bodenschichten verlagert.

Problematisch sind lokal begrenzte Linsen aus Torf, Faulschamm oder Auelehm, die im Rahmen der Baugrunderkundung nicht festgestellt werden und Teilrissbildungen an Bauwerken durch die Tendenz zur Setzung bewirken können. Ebenso problematisch sind bänderhafte Abfolgen von festen und weichen Böden.

Im Bereich von Salurn befindet sich ein Grundwasserhemmer (Aquitard) in einer Tiefe von 70 Metern als eine mächtige Serie feinkörniger Sedimente, die vorwiegend aus siltig-tonigen und siltig-sandigen Ablagerungen bestehen. Die wasserundurchlässige Untergrenze bildet der Festgesteinsuntergrund.

Das Überetsch bildet hingegen eine mächtige alluviale Sedimentdecke von über 150 Metern mit den Kalterer Schottern, die auf beiden Talseiten terrassiert sind und über nahezu keine Quellen verfügen.

Der Kalterer See wird vom Grundwasser und vom unterirdischen Zufluss aus den Talböden gespeist und ist von ausgedehnten Moorgebieten mit Torfbildung umgeben. Erst ab 40 Metern unterhalb des Geländeoberkante finden sich im Südbereich Schotter und Sande mit artesischen Grundwasservorkommen.

Literatur:

[1] Volkmar Stingl und Volkmar Mair: „Einführung in die Geologie Südtirols“, Autonome Provinz Bozen, Bozen 2005

[2] Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale: „Erläuterungen zur geologischen Karte von Italien im Maßstab 1:50.000 – Blatt 043 – Mezzolombardo“, Padova / Treviso 2012

[3] Leopold Müller: „Der Felsbau – Felsbau über Tage 1. Teil“, Springer Verlag, Heidelberg 1963

Antworten auf „Geologie und Hydrogeologie der Etschtalsohle”.

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