Herausforderung sanieren, modernisieren & revitalisieren

Die Eignung zum seriellen Sanieren hängt stark von der Nutzung von Skaleneffekten ab. Dazu ist es notwendig, dass bestehende Bauwerke einem bestimmten Regeltyp entsprechen, dass eine größere Anzahl an ähnlichen Sanierungen anfällt und folglich generelle Strategien und Konzepte erarbeitet werden können.

Bestandsbauwerke haben vielfach deutliche Vorteile. Diese Vorteile werden insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen wirtschaftliche und ökologische Effizienz das Um und Auf wird, deutlich bewusst. Viele Bestandsbauten, insbesondere jene, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut wurden, verfügen über einfache Raummodelle, großzügige Raumhöhen und massive Tragwände. In diesem Sinne sind Immobilienprojekte, die sich auf die Gründerzeit beziehen, gefragt.

Darüber hinaus – und das ist vielleicht das entscheidende – kommen baukulturelle Ausprägungen hinzu, die dem tief sitzenden menschlichen Bedürfnis betreffend den Repräsentationscharakter von Bauwerken gerecht werden. Infolgedessen verspricht der Altbau eine geistige Erhöhung.

Die technischen Vorteile im Altbau mit breiten, massiven Wänden und schweren Decken betreffen aber auch die Robustheit gegen Feuchte, die Wärmespeicherwirkung, die Akustik, das Schwingungsverhalten und den Brandschutz. Bedingung ist selbstverständlich, dass die Räume über genügend Belichtung und Belüftung verfügen, was vielfach Teil von Sanierungskonzepten und Tragwerksplanungen wird.

Demgegenüber bedingt die Tendenz im Neubau, Material zu sparen, vielfach komplexe und komplizierte mehrschichtige Aufbauten, die einen relativ großen Planung- und Ausführungssaufwand sowie eine relativ große Anfälligkeit gegenüber unsachgemäßer Bauausführung bedingen. Die Materialeffizienz im Neubau ist heute natürlich das Um und Auf. Diese Materialeffizienz ist allerdings hinfällig, wenn der komplizierte Mehrschichtaufbau nach 30 Jahren nicht mehr seine Anforderungen erfüllen kann. Vielfach ist die Strategie, massiver, robuster und langlebiger zu bauen, die deutlich nachhaltigere.

Grundsätzlich kann von passivem Bestandsschutz (Anpassung an gesetzliche Vorgaben) oder von aktivem Bestandsschutz die Rede sein (Änderung der Nutzung oder Änderung des bestehenden Gebäudes).

Das Bauen im Bestand ist grundsätzlich eine Frage der beabsichtigten Änderungen am Bestand sowie der Begrifflichkeiten:

  • Instandhaltung: Oberflächliche Erhaltung des Gebäudes, Mängel im Laufe der Nutzungsdauer.
  • Instandsetzung: Komplettaustausch von Bauteilen auf Grundlage einer Beschädigung oder eines Versagens.
  • Sanierung: Während die Instandsetzung die beschädigten Bauteile betrifft, sind im Rahmen der Sanierung auch intakte Bauteile betroffen, allerdings ist kein weitreichender Eingriff in die Tragstruktur oder in das Raumgefüges vorgesehen.
  • Kernsanierung: Ein Gebäude wird auf sei Rohbauskelett zurückgebaut, das Traggerüst wird wiederum nicht weitreichend verändert.
  • Modernisierung: Maßnahmen zur Komfortsteigerung oder Betriebskostensenkung oder energetischen Aufrüstung.
  • Umbau: Veränderung des Tragsystems und des Raumgefüges sowie Anpassung der Nutzung. Der Freiraum gegenüber Eingriffen ist deutlich höher.
  • Ausbau: Jene Arbeiten, die an den Rohbau anschließen.
  • Erweiterung: Vergrößerung der Gebäudekubatur durch Anbauten oder Aufstockungen.
  • Entkernung. Erhalt der Außenhülle und Herstellung einer Neubaustruktur im Inneren.
  • Ersatzneubau: Ein Gebäude wird abgerissen und durch ein neues ersetzt.

Die Eignung zum seriellen Sanieren hängt stark von der Nutzung von Skaleneffekten ab. Dazu ist es notwendig, dass bestehende Bauwerke einem bestimmten Regeltyp entsprechen, dass eine größere Anzahl an ähnlichen Sanierungen anfällt und folglich generelle Strategien und Konzepte erarbeitet werden können.

Das serielle Sanieren basiert heute auf den folgenden Kernthemen:

  • Umfassende Bestandserhebung und digitale Planung,
  • Fokus Vorfertigung durch Vorhangfassaden oder Raummodule,
  • Agiles Projektmanagement,
  • schnelle Montage.

Mit neuen Methoden und neuen Sichtweisen sind weitreichende Fortschritte denkbar.

Literatur:

[1] Bert Bielefeld & Mathias Wirths: „Entwicklung und Durchführung von Bauprojekten im Bestand Analyse – Planung – Ausführung“, Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2010