Urban Mining als Herausforderung im Bauwesen

Zahlreiche natürliche Lagerstätten sind entweder nicht mehr verfügbar, weil die Rohstoffe ausgehen, oder nur unter sehr erschwertem Aufwand zugänglich. Dies hängt einerseits mit dem Kostenfaktor zusammen, andererseits mit den globalen Märkten und globalen Konflikten. Die Abhängigkeit von Importen aus rohstoffreichen Staaten wird mehr und mehr zum umstrittenen Politikum.

Grundsätzlich bezeichnet der Begriff der „Ressourcen“ alle (theoretisch) verfügbaren Rohstoffe, während der Begriff der „Reserven“ jene Rohstoffe bezeichnet, die wirtschaftlich zugänglich sind.

Andererseits stellen unsere gebauten Umgebungen regelrechte Ressourcen-Lagerstätten dar. Ganze Massen an Stein, Beton, Holz, Ziegel und Stahl sind in einer Stadt verbaut – neben synthetischen Produkten, die eher als Abfall konzipiert sind. Insofern es uns gelingt, diese Bau- und Werkstoffe stärker in Material- und Ressourcenkreisläufe einzugliedern, arbeiten wir ressourcensparend, vermindern Abbau- und Transportkosten, verringern die Abhängigkeit von Importen, bauen nachhaltiger und bleibender.

Mit „Urban Mining“ ist die gezielte Erfassung, Nutzung und Optimierung dieser vorhandenen Ressourcen gemeint. Helmut Rechberger, bei dem ich einige Seminararbeiten schreiben durfte, forscht an der Technischen Universität Wien zum Thema Ressourcenmanagement und Urban Mining und entwickelt Methoden, um Baumaterialien und Rohstoffe nach ihrer Wiederverwertbarkeit zu bewerten.

Durch die Abbildung von Stoffkreisläufen lassen sich Prozesse optimieren, während die Digitalisierung und „Building Information Modeling“ Methoden ermöglichen sollen, um die verbauten Rohstoffe exakt quantifizierbar und zugänglich zu machen.

Für Rechberger sind die folgenden Eigenschaften wesentlich:

  • Rezyklierbarkeit von Baumaterialien
  • Verfügbarkeit der Ressourcen
  • Nutzung von Skaleneffekten
  • Forschung
  • Vernetzung der Akteure.

Aus Tragwerkssicht gilt es im Sinne von Urban Mining, Bestandsstrukturen trotz Umbau, Ausbau, Weiterbau, weitgehend zu erhalten, zu optimieren, zu konsolidieren, um die Nutzungshorizonte von Bauwerken drastisch zu verlängern.

Bauwerke nur 20 oder 30 Jahre nutzen (statt 200 oder 300 Jahren) ist sowohl ökologisch als auch kulturell katastrophal. Das Thema der Sanierung bestehender Strukturen wird das Zukunftsthema schlechthin.

Literatur:

Paul H. Brunner und Helmut Rechberger: „Handbook of Material Flow Analysis: For Environmental, Resource, and Waste Engineers“, CRC Press – Taylor & Francis Group, Boca Rota 2016

Bildquelle: Pixabay

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