Was hat Elon Musk mit Twitter vor?

Der Deal zieht sich nun schon seit Monaten hin: Die einen sind empört, die anderen begeistert. Elon Musk, der bei PayPal angefangen hatte, der den E-Fahrzeughersteller Tesla aufbaute, mit SpaceX ins Raumfahrtprogramm einstieg, mit Neuralink an künstlicher Intelligenz und an der Vernetzung mit natürlicher Intelligenz arbeitet und sich mit The-Boring-Company selbst im Tunnelbau übt, übernimmt den Nachrichtendienst Twitter spektakulär.

Die Kritik an Elon Musk ist wegen der Twitter-Übernahme groß. Befürchtet wird allerdings keine Meinungseinschränkung, sondern dass Elon Musk Meinungen zulässt, die bisher beschränkt wurden.

Doch was führt Elon Musk mit Twitter wirklich im Schilde? Liest man die Stellungnahmen Musks, so geht es ihm vordergründig darum, einen Zustand der Einseitigkeit und der mangelnden Meinungsfreiheit bei Twitter zu beenden und Twitter „einladender“ zu gestalten. Er wolle verhindern, dass sich die politischen Spektren auf verschiedene Plattformen ausbreiten und dieser Aufsplitterung der digitalen Gesellschaft eine gemeinsame Plattform eine gemeinsame Plattform zur Verfügung stellen. Elon Musk übt sich folglich als Philanthrop. Diese gemeinsame Plattform erfordert allerdings auch viel mehr Einsatz für Moderation konträrer Meinungen und Konflikte.

Vielleicht muss man die Sache mit Twitter aus einer anderen Perspektive betrachten. Twitter stellt allen Nutzern die Möglichkeit zur Verfügung, in kurzen Mitteilungen die Welt zu kommentieren und konzentriert sich dabei auf die Inhalte selbst – ohne ausufernde multimediale Ablenkungen. Dieser basisdemokratische Schwarmansatz erweist sich gerade im Krisenfall als einzigartige direkte Informationsquelle: Kein Medium reagiert schneller und unmittelbarer auf das Weltgeschehen. Wo auch immer Krisen passieren: Unter den jeweiligen „Hashtags“ lassen sich Informationen in Echtzeit beziehen, während klassische Medien erst einmal mit dem Recherchieren beginnen.

Das alles birgt natürlich auch Gefahren. Die Kontrolle über diese Informationen in Echtzeit lässt sich, etwa in Bezug auf politische Wahlen, für die Kanalisierung und Bündelung gewünschter Informationen missbrauchen, was Elon Musk allerdings gezielt verhindern will. Auf der anderen Seite gewährt der offene Ansatz bei Twitter aber auch denjenigen eine Stimme, die in ihren politischen Systemen unterdrückt werden und somit einen Zugang zur Meinungsäußerung finden.

Wie auch immer sind derartige Medienplattformen immer auch ein zweischneidiges Schwert. Wer heute große Mengen an Daten besitzt, auswertet, verarbeitet und die „richtigen“ Schlüsse daraus zieht, hat eine enorme Infrastruktur und eine enorme Macht in der Hand. Diese Macht ist sowohl zur Verhinderung von Katastrophen und Krisenfällen zu nutzen, aber auch als Methode, um großflächig auszuspionieren.

Die Kritik trifft etwa auch Big-Data-Unternehmen wie Palantir, für das der umstrittene Unternehmer Peter Thiel verantwortlich ist. Die Datenmengen, die mit künstlicher Intelligenz ausgewertet werden, lassen sich sehr wohl für dunkle Zwecke nutzen, aber auch für das Gemeinwohl. Krisen sind durch die Auswertung von großen Datenmengen besser vorhersehbar und durch die Lerneffekte kontrollierbar.

Peter Thiel ist es auch, der in „From Zero to One“ die Strategie hinter seinem Investment in Facebook erklärt und dabei auch auf Twitter eingeht: Der bewirkte Vernetzungseffekt macht von Beginn an absehbar, dass ein Medienunternehmen, das unter Umständen lange Zeit rote Zahlen schreibt, über Kurz oder Lang einen enormen Wert generiert, weil ein Netz aufgebaut wird. Grundlage für den Durchbruch ist, dass das Unternehmen einen bestimmten Markt beherrscht und sich von diesem Markt ausgehend ausbreitet.

Indem Elon Musk Twitter übernimmt, übernimmt er eine der wichtigsten Meinungsplattformen. Wenn es Elon Musk gelingt, Twitter breiter aufzustellen und dadurch auch Konkurrenzplattformen zu beseitigen, hat Elon Musk Zugang zu deutlich breiteren Bevölkerungsschichten. Elon Musk wird folglich in Zukunft noch viel stärker gehört werden. Die Kommunikation der eigenen Meinungen ist für ein Unternehmens-Imperium, wie es Elon Musk geschaffen hat, natürlich wichtig. Jeff Bezos hat die „Washington Post“ übernommen, aber Elon Musk übernimmt mit Twitter die basisdemokratische Plattform des 21. Jahrhunderts.

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