Elon Musk gilt nicht allein wegen der derzeitigen Börsenwerte von Tesla als Phänomen. Die Erfolgsgeschichte von Paypal, von SpaceX und Tesla sind beeindruckend. Insbesondere mit Tesla hat Musk unter Beweis gestellt, dass so etwas, wie eine „Industrie 4.0“ möglich und denkbar ist und dass sich Innovationen nicht nur auf den Software-Bereich, sondern ebenso auf die materiellen Wirklichkeiten übertragen lassen.
Aufgrund kontroverser Investment-Strategien rund um den Bitcoin-Kauf im Milliarden-Umfang durch Tesla stellt Musk am 19. Februar 2021 fest:
„To be clear, I am *not* an investor, I am an engineer. I don’t even own any publicly traded stock besides Tesla.“

Grundsätzlich ist Elon Musk Ingenieur, Innovator und Vordenker, getrieben durch eine Vision eines neuen Zeitalters, dessen persönliche Mission sich mit den Herausforderungen unserer Zeit, nämlich Ökologie, Nachhaltigkeit, saubere Zukunft, deckt. Selbstverständlich werden Vergleiche mit den großen Ingenieuren der Geschichte plausibel.
Wenn das Elon-Musk-Konzept auch derzeit durch die Börsenwerte bei Tesla beeindruckend aufzugehen scheint, so bleibt festzuhalten, dass die Spekulation an der Börse nicht immer eine wirtschaftliche Ausdruckskraft hat, die Gewinne bei Tesla ausbaufähig sind – und sich diese vorwiegend nicht durch verkaufte Autos, sondern durch Emissionszertifikate generieren.
Abseits von Tesla sorgt Elon Musk auch im Bauingenieurwesen für Furore. Mit dem Hyperloop, an dessen Konzeption sich unter anderem die TU München beteiligt hat, sollen Großstädte per Vakuumröhre innerhalb kürzester Zeit angebunden werden. Schnelle Verbindungen sind freilich nicht immer ein Garant für Lebensqualität. Und trotzdem entsteht mit derartigen Röhren ernsthafte Konkurrenz für den Flugverkehr.
Mit der The Boring Company will Musk hingegen auch in das klassische Bauingenieurwesen – und zwar nicht nur, was den Transport, sondern ebenso, was die Bauausführung betrifft – im wahrsten Sinne des Wortes eindringen, nämlich in die Felder Tunnelbau und Infrastrukturbau. Musk will – wie könnte es denn anders sein – die Kosten im Tunnelbau senken und die Vortriebsgeschwindigkeit drastisch erhöhen. Auf die etablierten Größen im Infrastrukturbau wirkt Musks Ansage in der Folge bedrohlich bis banal. Die Wetten laufen.
Die Ankündigungen durch Elon Musk wirken mehr als verlockend: Mehr Effizienz durch Zusammenlegung verschiedener Arbeitsschritte, Elektrifizierung der Tunnelbohrmaschinen, Wiederverwendung des Abraumes. Der Weltmarktführer beim Bau von Tunnelbaumaschinen, Herrenknecht, ist im aktuellen „Manager Magazin“ 03/2021 mehr als skeptisch – und das ist auch verständlich: Insbesondere im Grundbau und in der Geotechnik ist es mit dem hydrogeologischen Risiko alles andere als einfach, derartige „fesche“ Ansagen zu tätigen. Komplexe Gegebenheiten erfordern tiefer reichende Erfahrungen.
Und doch: Elon Musk setzt neue Akzente. Innovation ist gerade auch im Bauingenieurwesen ein Gebot der Stunde. Es ist in diesem Sinne mehr denn je notwendig, Prozesse einfacher, transparenter und effizienter zu gestalten, Prozesse zu vernetzen, Dialog und Austausch anzuregen. Das, was im Silicon Valley seit Jahrzehnten mit Erfolg betrieben wird, kann auch für andere Branchen als Vorbild gelten. Die Versprechungen, die Musik in gewohnt lässiger Manier macht, müssen auch gelingen. Und zu innovativen Weiterentwicklungen in der Bausparte haben alle Beteiligten, ob in der Planung oder in der Bauausführung, auf Bauherren- oder Betreiberseite und auch auf Seiten des Gesetzgebers, beizutragen.
Literatur:
Ashlee Vance: „Elon Musk: Wie Elon Musk die Welt verändert“, Finanzbuch Verlag 2015
Michael Valentin: „Die Tesla-Methode – 7 Prinzipien, die Ihr Unternehmen fit für die Zukunft machen“, Plassen Verlag 2021
Weiterführende Artikel:
Innovation im Bauingenieurwesen
Michael Demanega | Bauingenieur Südtirol