Bauen mit Laubholz eröffnet ungeahnte Möglichkeiten

Laubholz ist – ob wir es wollen oder nicht – auf Angebotsseite stark im Kommen. Während die industriellen Holzwerkstoffprodukte, die normativ zugelassen und erfasst sind, derzeit noch Mangelware sind, werden sich die Gegebenheiten in naher Zukunft drastisch ändern.

Der Klimawandel stellt den Fichtenwald als Monokultur aufgrund seiner Anfälligkeit gegenüber organischen Erregern sowie klimatischen Einwirkungen zunehmend in Frage und weicht forstwirtschaftlich dem Mischwald. Nicht zuletzt die Funktion des Schutzwaldes gegenüber natürlichen Gefahren wie Erosion, Rutschungen, Muren, aber auch die Problematik mit organischen Gefährdern, etwa dem Borkenkäfer, bedingt entsprechende forstwirtschaftliche Weiterentwicklungen.

Der Verbrauch an Nadelholz ist derzeit noch im Wachsen. Auch daraus ergibt sich ein erhöhtes Angebot an Laubholz, welches für Bauprodukte zur Verfügung stehen wird.

Getrieben wird diese Entwicklung auch und vor allem durch die mechanischen Eigenschaften, über die das Laubholz verfügt. Aufgrund der deutlich höheren Zug- und Druckfestigkeit bei gleicher Biegefestigkeit ergeben sich deutliche mechanische Vorteile. Die hohe Dichte, die gegenüber Nadelholz mehr oder weniger doppelt so hoch ist, lässt eine deutlich effizientere Bemessung von Verbindungsmitteln zu, die ja im Holzbau grundsätzlich eine Schwachstelle darstellen. Diese höhere Dichte und Festigkeit erfordert allerdings auch entsprechende Verarbeitungsmaschinen. Grundsätzlich ist es deutlich schwieriger, Hartholz zu bearbeiten und die Verbindungen – ohne Vorbohren – herzustellen.

Die mechanischen Eigenschaften von Laubholz stellen eine zunehmende Konkurrenz zum Stahl dar. Dadurch steht ein Werkstoff zur Verfügung, der aufgrund seiner Leichtigkeit und Natürlichkeit gegenüber dem Stahl, aber auch gegenüber Beton, besticht.

Wenn die vielen schönen Worte rund um den Klimawandel, die so genannte „Bauwende“ und das ökologische Bauen ernst gemeint und nicht nur Floskeln sind, eröffnen sich im Holzbau grundsätzlich, im mehrgeschossigen Holzbau besonders und im Laubholzbau im Speziellen, weitreichende Perspektiven, die auf Planungsseite, ob bei Hochbauplanern, Tragwerksplanern oder Bauphysikern, nicht ungenutzt bleiben dürfen.

Weil sich Hartholz besser spanen und schälen als sägen lässt, ergibt sich zwangsläufig die Tendenz in Richtung Furnierschichtholz oder Sperrholz. Erhältlich ist derzeit das Buchen-Furnierschichtholz in der Festigkeitsklasse Gl 75. Allerdings ist das Angebot derzeit am Markt auf sehr wenige Hersteller begrenzt.

Als Brettschichtholz kann Laubholz insbesondere für hoch belastete Bereiche eingesetzt werden. Brettschichtholz-Träger können dabei lokal Laubholzanteile beigemengt werden, wodurch eine hybride Bauweise erfolgt. Als hochbelastete Stützen eröffnet das Laubholz aber auch ein Konkurrenzdasein zu Stahl- oder Betonstützen.

Letztlich erweitert das Laubholz den Horizont. Es steht ein weiteres leistungsfähiges Baumaterial zur Verfügung, welches sich auf Kosten von Stahl und Beton ausbreitet und damit die ökologische Bilanz sowie die Anteile des Holzbaus in Summe erweitert.

Die Horizonterweiterung verändert aber auch die Planung. Darauf los bauen und die Planung auf die Baustelle verlagern, funktioniert dann nicht mehr. Die Planung wird integrativer und komplexer. Alle Planer haben in einem möglichst frühen Planungsstadium bereits das Bauwerk bis ins letzte Detail zu planen, um durch die möglichst hohe Vorfertigung die immensen Vorteile zu nutzen. Ob Tragwerksplanung, Hochbauplanung, Bauphysik, Brandschutz oder Haustechnik mit der Frage nach der Energieversorgung: All diese Themen sind frühzeitig zu klären.

Und dann ändert der Holzbau die Planungskultur wesentlich: Diese wird zwangsläufig offener, innovativer und anders – Bessere Planung und kreative Energie.

Literatur:

[1] Konrad Merz, Anne Niemann, Stefan Torno: „Bauen mit Laubholz“, Detail Verlag, München 2020

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