Goldener Herbst in Südtirol – Magie der Vielfalt

Der Herbst ist vielleicht die schönste Zeit im Jahr. Lebt man eine Zeit lang nicht in Südtirol, sondern zum Beispiel in Wien, dann lernt man viele trübe Tage kennen, die nicht enden wollen und sich als Grau in Grau äußern. Das Wetter schlägt aufs Gemüt über. In Südtirol mit seinen 300 Sonnentagen sind die Verhältnisse weitaus klarer: Entweder es regnet oder – was meistens der Fall ist – die Sonne scheint klar und heiter. Im Herbst sind die Lichtverhältnisse klarer, die Farben vielfältiger und die (letzten) Freuden groß.

Die Sonnenstrahlen erhellen noch das Land bevor der karge Winter folgt. Noch einmal – und das letzte Mal – zeigt sich die Natur in ihrer farbenprächtigsten Form. Die Bäume verfärben ihre Blätter und verlieren diese ganz. Die Natur richtet sich für ihre verdient Ruhe ein. Beim Laubholz erfolgt die Holzernte vor allem im Herbst und Winter: Am besten kalt und trocken. Der Transport erfolgt auf winterlichem Boden besser. Der Wassergehalt im Stamm, vor allem beim Laubholz, ist am geringsten. Pilze und Insekten sind in weiter Ferne. Das Holz trocknet im Winter nicht unkontrolliert durch Verdunstung aus.

Gesegnet ist der, der genügend Brennholz für den Winter eingelagert hat. Oder der – im modernen Sinne – die Energie der Sonne nutzt.

Auch in den Weinbergen vollziehen sich die Veränderungen. Der frische Wein ist bereits im Keller, verewigt ist damit ein ganzes Weinbergjahr. Die Äpfel sind geerntet. In Südtirol steht das Törggelen an, mit dem wir noch einmal dankend auf die Gaben der Natur blicken. Die Nächte werden dunkler, länger und kälter; wir richten es uns in unseren Häusern ein und verbringen definitiv mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Zwischen Oktober und Dezember endet die Jagd. Das Wild geht in Winterruhe.

Zur Ruhe kommen auch die Verstorbenen an Allerheiligen und die Gefallenen an Allerseelen.

Was zu jeder Zeit und zunehmend auch im Herbst zum Problem wird: Die Verkehrsüberlastung, die Überfüllung von Straßen und touristischer „Hotspots“, der so genannte „overtourism“. Andererseits die begrenzten Kapazitäten in einem alpinen Land wie Südtirol. Auf der anderen Seite gibt es die Alternativen, die Pfade abseits der touristischen Inszenierung, abseits der potemkischen Fassadendörfer, die Langsamkeit der Seitentäler und die Nachhaltigkeit, die alle suchen und zunehmend nicht finden. Das Südtiroler Unterland bietet eine authentische Gegenkultur.

Im Herbst wird Baukultur definitiv wichtiger. Die warme Stube wird zum Mittelpunkt des Lebens. Wir kochen wieder intensiver und essen länger. Wir genießen es, gute Bücher zu lesen, von denen wir ansonsten viel zu wenige lesen; in unseren eigenen vier Wänden erbauen wir ganze literarische Welten. Wir blicken auf die Gegenstände um uns herum, auf die Bilder an den Wänden, an die altehrwürdigen Möbel.

Und wir träumen vom nächsten Frühling.

2 Kommentare zu „Goldener Herbst in Südtirol – Magie der Vielfalt

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