Der Herbst stellt im Jahreslauf immer einen Einschnitt dar. Das gilt für den Frühling natürlich auch. Da der Herbst allerdings alles dunkler, kälter, karger macht, sind die Reflexionen umso intensiver. Eine Weile mag der Spätsommer uns davor verschonen, doch so langsam folgt der Wandel in Richtung Herbst und Winter. Das markieren auch die anstehenden Festtage, Allerheiligen, Allerseelen, die Adventszeit, die Raunächte. Im Herbst stehen Reflexionen über Veränderungen folglich auf der Tagesordnung.
Abseits der abstrakten Gefühle und Gedanken liefert das Veränderungsmanagement oder change management operative Anhaltspunkte, um die Veränderung nicht dem Zufall zu überlassen. Essentiell ist die rationale Fragestellung: Was kann ich effektiv verändern, was liegt hingegen außerhalb meines Wirkungskreises? Das sein zu lassen, was ohnehin nicht zu ändern ist, ist der erste Schritt zur Veränderung.
Aufgrund der Schnelligkeit, mit der sich die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen heute laufend ändern sowie dem Umstand, dass Krisen zunehmend zum Alltag gehören, nehmen Veränderungen auf der einen Seite und die Anpassungsfähigkeit auf der anderen Seite heute stark an Bedeutung zu. Diese Krisen, die Veränderungen am Ablauf der Dinge kennzeichnen, werden vielfach nicht als solche wahrgenommen.
Das Projektmanagement, das im Wirtschaftsleben zunehmend an Bedeutung gewinnt, konkretisiert den Verdacht, dass Veränderungen eine laufende, agile Anpassung durch ständig neu zugeschnittene „Projekte“ verlangen und zum Standard werden.
Die Eskalationsstufe ist die Krise, die aus den Fugen gerät und explizit als „Krise“ bezeichnet wird. Krisen werfen den Normal-Ablauf eines Systems über den Haufen und machen ein Krisenmanagement erforderlich, das darauf abzielt, die Krise gar nicht erst als solche entstehen zu lassen oder aber diese – so früh, wie möglich -, in geordnete Bahnen zu lenken, um eine Eskalation zu verhindern. Es wird ein Krisenmanagement notwendig bevor denn ein Konflikt eskaliert.
Wir fragen uns dann immer, worauf oder auf wen wir in Krisen zählen können? Die Veränderungsmanagerin Constanze Buchheim meint im „Harvard Business Manager“ im November 2022, es komme darauf an, denjenigen zu vertrauen, die menschliche Reife beweisen. Dazu gehöre auch der Umgang mit der Trauer: „Unglück und Trauer gehören zum Leben und zu jeder Entwicklung dazu. Wir müssen nicht immer glücklich sein, wir müssen gestalten„.
Menschliche Reife vollziehe sich über mehrere Stufen. Erstens: Der Weg zum Wir führt über das Ich, es geht um eine Reflexion über das eigene Ich. Zweitens: Bewusstseinsbildung für die Bedürfnisse des anderen. Und drittens: „Die größte Perspektive ist, sich selbst in Bezug zur Gesellschaft zu sehen. Wenn jemand in der Lage ist, sein Verhalten mit dem großen Ganzen in Kontext zu setzen, dann erkenne ich, dass er oder sie wirklich tief reflektieren kann“ meint Constanze Buchheim.
Vielleicht sind das die richtigen Gedanken zum Herbst, in dem die große individuelle Freiheit des Sommers endet und der Winter wieder mehr Gemeinschafts- und Familiensinn verlangt. Ob an Allerheiligen, am Grab oder an der Festtafel zu Weihnachten.
Kommentar verfassen