Riga – Ein stilistischer Traum

Anfangs noch als Geheimtipp gewertet, ist Riga unlängst zu einem der bevorzugten Reiseziele für Gäste aus der ganzen Welt geworden. Verwundern tut dies nicht, bietet die Stadt doch eine architektonische Vielfalt auf kleinsten Raum, wie es die wenigsten europäischen Städte tun: Von der traditionellen lettischen Holzarchitektur, über Bauten im Stil der Gotik, Romanik und des Jugendstils bis hin zu modernen Glasbauten ist alles vorhanden.

Traditionelle Holzarchitektur

Durch den vorhandenen Holzreichtum des Landes sind besonders die frühen Bauten aus dieser natürlichen Ressource geschaffen worden. Im heutigen Riga finden sich etwas außerhalb des touristischen Trubels die architektonischen Urgesteine des Landes. Diese kennzeichnen sich dabei nicht unbedingt durch ihren stilistischen Glanz, sondern durch einen rustikalen Charme aus. Die „Pardaugava“ genannten Stadtvierteln jenseits des Flusses waren früher Arbeitersiedlungen und diese Energie ist auch heute noch in Anbetracht der Architektur zu spüren.

Historisches Zentrum

Die Altstadt von Riga fußt, wie wir sie heute kennen, auf dem Einfluss der deutschen Kreuzritter im 13. Jahrhundert, welche Burgen und Kathedralen im romanischen und gotischen, häufig in Kombination mit Backstein, erbauten. Beispielgebend dafür ist der Dom (1211 legte Bischof Albert von Buxthoeven den Grundstein), das Schwarzhäupterhaus (1334) oder das Rigaer Schloss (1330), dem heutigen Amtssitz des Staatspräsidenten. Zudem sind sowohl Einflüsse der Renaissance, des Rationalismus und der Reformation in Kombination mit den geografisch-kulturellen Vorlieben der jeweiligen Herrscher zu finden.

Herausragender Jugendstil

Geprägt ist das Stadtzentrum von Riga neben der Altstadt auch von dem ebenfalls als UNESCO Weltkulturerbe geführten Quartier aus der Jugendstil-Epoche. Mit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden die alten Befestigungsanlagen der Stadt als strategisch unbrauchbar angesehen, abgetragen und an deren Stelle zeitgemäße Häuser gebaut. Zu Beginn waren die Fassaden fast schon protzig gestaltet, dies änderte sich jedoch mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und man ging zu einer effizienteren und praktischeren Baurichtung über. Heute zählt die Jugendstil-Bausubstanz noch rund 1.000 Gebäude, die schönsten davon kann man in der „Alberta iela“ bewundern.

Sowjetischer „Stil“

Mit der Machtübernahme der Kommunisten im Laufe des Zweiten Weltkrieges und die anschließende Eingliederung Lettlands in die UdSSR schwappte auch der sowjetische Modernismus nach Riga über. Für die wachsende Zahl an Bewohnern aufgrund der staatlich geplanten Industrialisierung wurden vorwiegend in den Randbezirken triste Hochhäuser errichtet, welche ein monotones und erdrückendes Bild darbieten. Auch nach Zusammenbruch der UdSSR wohnen heute noch immer Menschen in den oft baufälligen Gebäuden.

Frischer Wind

Ganz dem Charakter Rigas entwickelt sich die Stadt weiter und hat seit der Jahrtausendwende den Sprung in den Baustil der modernen Architektur gemacht. Dabei wird mit einem respektvollen Umgang vor dem Historischen ein Ansatz gefahren, der dem Postmodernismus nahekommt. Bestes Beispiel hierfür ist die Neugestaltung des Speicherquartiers, wo alten Backstein-Lagerhäusern durch das Einbetten von Cafés, Geschäften und Musen ein frischer Wind eingehaucht wurde. Ein weiteres herausragendes Beispiel für das Aufblühen Rigas ist die lettische Nationalbibliothek, welche vom lettisch-amerikanischen Architekten Gunārs Birkerts konzipiert und im Volksmund nur den Namen „Lichtschloss“ trägt.

Weiterführende Literatur: Hanf – Baumaterial der Zukunft

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