Zahl der Extremwetter-Katastrophen steigt stark an: Strategien und Gegenstrategien bei Naturgefahren

Die Zahl der Extremwetter-Katastrophen steigt durch den Klimawandel sowie durch die dichte Verbauung unserer Landschaft derzeit rasant an. Gerade die dichte Verbauung sorgt dabei dafür, dass das Schadensausmaß wächst und damit auch das Risiko. Für die Zukunft sind weitere Zuspitzungen zu erwarten. In diesem Sinne stellt sich die Frage, inwieweit der Versicherungsschutz noch gegeben ist und inwiefern der Sozialstaat einspringen kann oder ob die Verantwortlichkeit beim Bauen anwachsen wird.

Es geht um die folgenden mögliche Szenarien und um konkrete Gegenstrategien, die in dieser heutigen Ausgangslage wichtiger werden:

  • Rutschungen und Murgänge
  • Hochwasser an den Hauptgewässern
  • Hochwasser an den Nebengewässern
  • Kleinräumige Überflutungen
  • Überschwemmung, Ufererosion
  • Murgänge und Hochwasser in Wildbächen
  • Oberflächenwasser
  • Steinschläge, Felsstürze
  • Verkehrsbehinderungen

Die Gefahren, die sich uns ergeben, sind folglich hydrologischer und geologischer Natur. Das Schadensausmaß durch diese immensen natürlichen Kräfte ist immens. Die technischen Gegenstrategien sind vielfach sehr begrenzt und nur beschränkt wirtschaftlich vertretbar. Hier wird allerdings eine Verschiebung eintreten, weil die Risiken anwachsen.

Die Herausforderung im Schutz vor hydrologischen Gefahren besteht einerseits in zuverlässiger Erfassung der statistischen Niederschlagsereignisse und der Auswirkungen auf die Fließgewässer unter Berücksichtigung von Abflussspitzen und Wellenfunktionen. Darüber hinaus gilt es, die möglichen Interaktionen mit der gebauten Umwelt zu erfassen und die Risiken konkret einzuschätzen. Hier beginnt sodann die Planung von Schutzbauten sowie die Berücksichtigung von baulichen Maßnahmen, um die Risiken zu minimieren, womit der Konstruktive Ingenieurbau und das Bauingenieurwesen auf den Plan treten.

Die hydrologische Gefahr wird immer dann, wenn die Aufnahmefähigkeit des Bodens erreicht wird, zur geologischen Gefahr. Konkret geht es folglich darum, die Abflüsse so zu gestalten, dass eine starke Wasseranreicherung im Untergrund verhindert wird; dann aber auch geotechnisch einzugreifen, um Gefahrenbereiche durch Verbauung zu schützen.

Hochwasserereignisse eignen sich – genauso wenig wie die meisten anderen öffentlichen Themen – für populistische Debatten, sondern erfordern Maßnahmen im Hier und Jetzt. Abstrakte Debatten und die zahlreichen Scheindebatten verlaufen sich im Nichts und dienen ausschließlich der Unterhaltungsindustrie. Es sind einmal mehr konkrete Taten erforderlich, eine realistische Risikoeinschätzung, ein gezielter Einsatz der öffentlichen Mittel sowie eine zuverlässige Gestaltung der öffentlichen Infrastruktur für die kommenden Jahrzehnte. Dazu greifen zahlreiche Ebene innerhalb einer gesellschaftlichen Ordnung ineinander, um letztlich eine gebaute Umwelt zu verwirklichen, die den kollektiven Anforderungen an die öffentliche Sicherheit entspricht.

Die Analyse der Geländemorphologie sowie die Hydrologie, also die Abflussmechanismen, die sich bei einem Niederschlagsereignis einstellen, ist wesentlich, um die Auswirkungen von Starkwetterereignissen zu erfassen. Die laufende Pflege der Wildbäche sowie der Vegetation und der Schutzwälder, die Schaffung von Retentions- und Versickerungsflächen sowie der Eingriff in die Fließgewässer durch Steigerung der Abflussleistung, Gerinneaufweitungen, Beseitigung von lokalen Abflusshindernissen, Schaffung von Stufen zum Abbau der kinetischen Energie, Glättung (Ausbau) des Gerinnes sowie der Schutz der Hänge sind bedeutend, um die Ursachen von natürlichen Gefahren an der Wurzel zu beheben.

Neben Einschränkungen durch die Raumordnung und die Gefahrenzonenpläne gilt es in der Folge, technische Schutzbauten zu realisieren. Dazu gehören Talsperren, die geschlossen oder offen sein können. Zu den offenen Sperren gehören Dolensperren, Schlitzsperren, aufgelöste Sperren sowie Gitter- und Netzsperren. Immer geht es darum, Retentionsmöglichkeiten zu schaffen sowie das abfließende Wasser zu begrenzen und Feststoffe zurückzuhalten.

Die tragischen Umstände der letzten Zeit unterstreichen, dass eine gesamtheitliche Risikoanalyse mit wirksamen strategischen Eingriffen in die gebaute Infrastruktur wesentlicher denn je sind, weil derzeit nicht nur Unwetterereignisse qualitativ und quantitativ zunehmen, sondern weil darüber hinaus die menschlichen Umgebungen immer anfälliger und vulnerabler werden und das menschliche Schutzbedürfnis stark im Steigen ist.

Tragisch ist auf der anderen Seite, dass sowohl Zeiten erhöhter Niederschlagsmengen, als auch Zeiten der Dürre und Trockenheit zunehmen werden. Hier wird folglich technische Infrastruktur notwendig, um diese Mängel auszugleichen. Ein immenses Betätigungsfeld aus Ingenieur-Sicht.

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