Hitze einerseits und Überflutung andererseits – die Wetter-Extrem-Ereignisse nehmen zu und mit ihnen auch die technischen Herausforderungen. Unter dem Begriff der „Klimaschäden“ werden diese Extremereignisse begrifflich bereits zusammengefasst. Und ganz abseits der Frage, ob wir den Klimawandel stoppen können und wenn ja, mit welchen Folgeschäden, gilt es, sich an die Klimaveränderung weitgehend anzupassen, was alternativlos ist.
Die Schäden belaufen sich alleine in der Bundesrepublik Deutschland im Milliardenbereich: „Der Klimawandel hat seit dem Jahr 2000 in Deutschland einer Studie zufolge jedes Jahr Schäden von durchschnittlich 6,6 Milliarden Euro verursacht. Insgesamt hätten durch den Klimawandel verursachte Hitze, Dürre und Fluten so bis 2021 mindestens 145 Milliarden Euro gekostet“.
Der deutsche Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck skizziert die Fronten der Zukunft: „Wir werden und müssen unsere Anstrengungen zu umfassendem Klimaschutz in allen Sektoren verstärken.“ Dies sei aber nur ein Teil der Aufgabe: „Zweitens, brauchen wir eine verlässliche Klimaanpassungsstrategie, die unsere Bevölkerung, unsere Infrastruktur und unsere Wirtschaft vor Hitze, Hochwasser und starken Wetterschwankungen schützt“.
Unwetter-Ereignisse werden heftiger
Grundsätzlich entstehen Hochwasser-Ereignisse, wenn die Speicherkapazität des Bodens erschöpft oder die Infiltrationskapazität des Bodens geringer ist als die Niederschlagsintensität [1]. Dieser Zustand wird in Zukunft deutlich öfter erreicht sein. Verbauung, Zersiedlung und die Versiegelung von Oberflächen erzeugt Abflusskonzentrationen, die zum ernsthaften Problem werden. Schutzwälder, die das Wasser schwammartig aufnehmen und der Erosion entgegen wirken, werden zunehmend entfernt. Die Auen, die von der Natur her als Hochwasser-Retentionsräume genutzt werden, sind immer spärlicher vorhanden.
Demgegenüber hat die menschliche Verbauung längst in Zonen stattgefunden, die ein erhöhtes Risiko aufweisen. Indem immer höhere Wertanlagen in Lagen mit immer höherem Risiko angelegt werden, ist die Risikokonzentration explosiv.
Die Klimaänderung bewirkt hingegen bereits seit Jahrzehnten eine zunehmende Verlagerung der Niederschläge vom Sommer in den Winter, was auf allen Ebenen zum Problem wird. Schneeschmelze und Niederschlag wirken sich dramatisch auf das Hochwasser aus. Wenn der Boden gefroren oder durchnässt ist, ist die Wasseraufnahme nicht mehr möglich. Und dieses Wassern, das im Winter und Frühling überschüssig ist, fehlt dann in den trockenen Sommern.
Trockenheit und Dürre werden gefährlich
Darüber hinaus nimmt die hydrologische Variabilität zu: Mehr Dürre, mehr Hochwasser, mehr Gewitter. Es wird folglich für immer mehr Menschen eklatante Probleme mit Trockenheut und Dürre geben, die die Wasserwirtschaft mit der Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft, die Energiewirtschaft, aber auch ganze Wirtschaftszweige und die Industrie betreffen wird. Die gesicherte Ressourcenversorgung wird folglich wohl zum Standortvorteil.
Mit der mangelnden Versorgungskapazität mit Wasser hängen dann auch eklatante Probleme wie die Löschwasserversorgung zusammen. Waldbrände werden tragische Wegbegleiter, wobei letztlich über 90% auf den Menschen zurück zu führen sind. Durch die extreme Trockenheit sind diese allerdings nicht mehr in den Griff zu bekommen, sondern verbreiten sich schlagartig. Das Löschwasser verdampft, bevor es am Boden ankommt. Die Prävention beginnt wie so oft durch eine aktive Waldbewirtschaftung, die Brandschutzschneisen schafft und Totholz entfernt. Die Landschaftsplanung hat aktiv einzuschreiten, um Waldbränden entgegen zu wirken und um Aktivitäten, die Feuer auslösen können, zu verhindern.
Eine Frage der Infrastruktur
Wenn Hochwasser einerseits und Dürre und Trockenheit andererseits drastisch zunehmen, dann liegt es an der technischen Infrastruktur, mehr Retentionsräume zu schaffen, um die Abflussmengen im Hochwasserfall zu reduzieren und um entsprechende Wassermengen im Fall extremer Trockenheit zur Verfügung zu haben. Die gezielte Realisierung von Retentionsbecken und künstlich angelegter Staubecken ist in vielen Regionen heute mehr Notwendigkeit als Phantasie [2].
Literatur:
[1] Heinz Patt & Robert Jüpner (Hrsg.)“Hochwasser-Handbuch – Auswirkungen und Schutz“, Springer-Verlag, Wiesbaden 2020
[2] Peter Fritsch, Werner Knaus, Gerhard Merkl, Erwin Preininger, Joachim Rautenberg, Matthias Weiß, Burkhard Wricke: „Mutschmann/Stimmelmayr – Taschenbuch der Wasserversorgung“, Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2019