Die Dürre 2022 macht Italien zu schaffen. Der größte Fluss Italiens, der Po, ist mehr oder weniger ausgetrocknet. Die Landwirtschaft steht vor katastrophalen Zuständen, die Wassernutzung ist stark eingeschränkt. Der Druck in Richtung Norditalien und Südtirol steigt, um das Wasser aus den Staudämmen verfügbar zu machen. Immer deutlicher wird ein Verteilungskampf um das heiß begehrte Wasser.
Aber auch in Südtirol herrscht längst Wassernot, sodass Notstandsverordnungen greifen, die die Wasserverfügbarkeit einschränken. Zustände, die uns in Anbetracht des Klimawandels öfters bevorstehen werden. Insofern keine technischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden – im Rahmen des Möglichen. Was einmal mehr unterstrichen werden kann: Es werden größer angelegte Investitionen in die Infrastruktur notwendig werden. Nachfolgend ein Überblick.
Wenn heute von „Dürre“ und Trockenheit die Rede ist, dann ist grundsätzlich zu beachten, dass Wasser gar nicht verschwinden kann, sondern der Wasserhaushalt der Erde – grundsätzlich – erhalten bleibt. Allerdings – und das macht uns heute zu schaffen – sorgt der Klimawandel dafür, dass es zu zeitlichen und räumlichen Verschiebungen kommt. Das Wasser steht dann nicht dort zur Verfügung, wo wir es erwarten würden und benötigen. Irgendwo anders steht zu viel Wasser zur Verfügung.
Die Folgen sind katastrophal.
Eine Wasserwirtschaft ist dann als „nachhaltig“ einzustufen, wenn nur jenes Wasser aus dem Wasserhaushalt entnommen wird, das im Wasserkreislauf steht und folglich durch die Prozesse Verdunstung und Niederschlag in kurzfristigen Zeitabschnitten wiederkehrt.
Aufgrund der zunehmenden Dürre, die die Klimaerwärmung verursacht, wird allerdings zunehmend auf die nicht-erneuerbaren Wasservorkommen zurückgegriffen. Vielleicht machen dies die räumlichen Verschiebungen zwischen Verdunstung und Niederschlag auch notwendig, die der Klimawandel verursacht. Allerdings sind die Folgen für das Ökosystem nicht absehbar.
Technische Gegenstrategien sind heute ein Gebot der Stunde. Um die Herausforderungen, die das Klima uns heute stellt, zu bewältigen, stehen die folgenden Ansätze zur Verfügung:
1. Regenwassersammlung: Aufgrund des Umstandes, dass es Phasen im Jahreskreislauf mit zu wenig Niederschlag und Phasen mit viel zu viel Niederschlag gibt, bei denen das abfallende Wasser nicht mehr ordnungsgemäß abfließen kann und Überschwemmungen und hydrogeologische Probleme verursacht werden, entstehen auch Potentiale. Es geht folglich verstärkt darum, das Niederschlagswasser auch in großem Maßstab in Form von Dämmen und Talsperren und Kavernen zu nutzen und zwischenzu speichern.
2. Trinkwasser aus Meereswasser: Derzeit ist die Aufbereitung von Meereswasser zu energieintensiv, weil hohe Temperaturen notwendig sind, weshalb die Prozesse unwirtschaftlich und nur dort sinnvoll sind, wo keine anderen Alternativen zur Verfügung stehen. Das bedeutet dass Wasseraufbereitungsanlagen nur in unmittelbarer Nähe zum Meer im trockenen Klima sinnvoll sind. Zudem entstehen hochkonzentrierte Salzlösungen, die ökologisch problematisch sind. In diesem Sinne besteht technologisches Entwicklungspotenzial.
3. Abwasseraufbereitung: Natürlich hat es einen schalen Beigeschmack, daran zu denken, dass Klärwasser als Trinkwasser aufbereitet wird. In Zukunft werden allerdings auch derartige Technologien weiterentwickelt werden müssen, weil die Notwendigkeit nach wiederverwendetem Wasser stark anwachsen wird. In Singapur werden 40% des Abwasser wiederverwendet. Überhaupt wird das Thema Wasserversorgung für Asien und Afrika zum Zukunftsthema schlechthin. In Italien wird das Abwasser auch heute noch vielfach ins Meer gekippt – Kläranlagen sind ein Gebot der Stunde, aber auch ein Mangel.
4. Verbrauch minimieren: Neben dem Überdenken ganzer Wirtschaftszweige und der Frage, wie mit deutlich weniger Wasser gewirtschaftet werden kann, sowie technologischer Fragestellungen zur Wassereffizienz, gehen Studien zufolge in Italien unglaubliche 42 Prozent (!) des Trinkwassers durch Netzverluste verloren. Eine Erneuerung und Modernisierung des Netzes ist folglich dringend notwendig und hier sind Investitionen unerlässlich.
5. Trinkwasserschutz: Nur wenn das versickerte Trinkwasser durch konsequenten Schutz vor negativen Umwelteinflüssen geschützt wird, ist die Verwendbarkeit als Trink- und Nutzwasser gegeben. Die Versiegelung von Flächen wirkt der Wasserspeicherung entgegen und erzeugt zu schnelle Abflüsse, die die Abwasserinfrastruktur belasten. Gerade Waldboden erweist sich als immenser schwammartiger Wasserspeicher und es muss in Zukunft viel stärker darum gehen, durch Grünflächen die Retention zu fördern. Durch mehr Natur sind im Nachhinein weniger technische Eingriffe notwendig.
Die TAZ geht hart mit Italien ins Gericht, zeigt aber auch die großen Herausforderungen auf: „Italien muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass Wasser im Überfluss vorhanden ist, dass man auf den Feldern nur die Berieselungsanlagen anwerfen, dass man zu Hause nur den Wasserhahn aufdrehen muss, und schon strömt das Nass. Wasser ist ein ebenso knappes wie kostbares Gut. Neue Stauseen anlegen, das marode Leitungsnetz, in dem 40 Prozent des Trinkwassers verloren gehen, sanieren, das gereinigte Wasser aus den Kläranlagen nicht mehr einfach ins Meer kippen: Italien steht vor Milliardeninvestitionen, die es schnell in Angriff nehmen muss, wenn es in Zukunft nicht jeden Sommer auf dem Trockenen sitzen will“.
Das Wesentliche ist die Minimierung des Verbrauchs. Danach kommen Lösungen, die das Wasserproblem vor Ort lösen und letztens Umverteilungsmaßnahmen.
Grundsätzlich gilt es technische Lösungen zu suchen und zu finden, die in einer Welt den Mangel an Wasser mit dem zeitlichen Überfluss an Wasser kombinieren. Die Frage nach der Wasserversorgung wird die Zukunftsaufgabe schlechthin.