Das eigene Schwimmbad: Design und Form mit Wasser

Das eigene Schwimmbad ist heute ein absolutes Statussymbol, das zum Traumhaus im Sinne der Luxusimmobilie gehört. In diesem Sinne gehören Form und minimalistische Ästhetik mit geraden Linien zum modernen Schwimmbadbau dazu. Es geht um das Ganze: Bau, Begrünung, Belichtung.

Das eigene Schwimmbad ist aber auch ein Statussymbol, das in Zeiten von Wassermangel aber auch seine Fragezeichen aufwirft. Der Swimmingpool im Freien eröffnet nebenbei auch zahlreiche Herausforderungen hinsichtlich der Energie, die benötigt wird, um das kühle Nass angenehm zu erwärmen und zu betreiben. Die Nutzung von Solarenergie ist folglich ein wichtiges Thema.

Die Faszination Wasser ist evident. Ausgehend vom Wellness-Begriff bedeutet Wasser für uns Auflösung und Immersion. Wir fühlen unsere eigene Leiblichkeit und Körperlichkeit, indem wir die Schwerkraft scheinbar auflösen, getragen werden vom Flüssigen. Wir spüren unsere Natur und unseren körperlichen Belange, werden eins mit uns selbst. Der eigene Pool bietet Abkühlung, Entspannung und Wohlbefinden. Die Privatheit schützt uns auch vor fremden Blicken und Öffentlichkeit, es muss dann nicht immer mit Textilien sein. Im Wellness-Begriff spielt ja immer auch die klassische antike Körperlichkeit im Sinne der Reform mit. Im Wasser gehen wir im Sinne der Ästhetik mit der Natur auf, das wussten bereits die antiken Völker.

„Nichts glitzert im Sommer so verführerisch wie ein Pool. Er beschwört Ausschweifung und verdöstes Nichtstun. Doch am spannendsten ist die Frage, was unter der Wasseroberfläche passiert“ schreibt Judith Lembke für die Frankfurter Allgemeine Zeitung [1]. Wie wahr. Und für die meisten gibt es nichts Schöneres, als in diesem kühlen Nass extreme Temperaturen von über 30 Grad zu genießen.

Der private Pool für alle? Eher eine Zumutung. Folglich sind private Pools natürlich nur begrenzt sinnvoll. Dort, wo der private Pool berechtigt ist, muss die Technik wassersparend sein und es sind Alternativen zum Chlor zu finden, etwa durch UV-Bestrahlung, durch Kieselfilter, Luftspülung und entsprechende Pflanzen. Der Bio-Pool verfügt dann über ein Wasserbecken und über ein Filterbecken, das etwa ein Viertel des Wasserbeckens ausmacht.

Andererseits: Wer kann, der kann. Folglich ist das private Schwimmbad immer eine ökologische und soziale Gratwanderung. Im Sinne der Gleichberechtigung müssen nun einmal alle die gleichen Zugangsvoraussetzungen haben.

Der eigene Pool oder der eigene Teich bedeuten Überfluss an Wasser, das ansonsten im Boden oder in der Vegetation gebunden ist. Gut, wer über genug Land und Wasserressourcen verfügt, um den privaten Pool zu versorgen und zu betreiben.

Die höchste Form ist der natürliche Teich, der in Verbindung zum Ökosystem steht, am besten ohne Folie, durch Abdichtung aus Ton oder Lehm. Oder sogar im Felsen. Ein Schwimmteich oder Biopool verfügt über eine biologische Wasseraufbereitung. Natürlich sind dann die Erwartungen an das „saubere“ Wasser herunter zu setzen und natürlich entwickelt ein archaisches Becken ohne Technik eine besondere Faszination. Man muss das Schwimmen im Teich aber auch mögen.

Die einfachste Art des eigenen Schwimmbads besteht in einem Aufstellbecken. Die Einfachheit und der Preis sind ein Vorteil, häufig notwendige Wasserwechsel sowie die nicht gegebene Winterfestigkeit allerdings ein Nachteil.

Weiters sind Edelstahlpools oder Fertigpools aus Glasfaserwerkstoffen zum Einlassen in den Boden eine wichtige Alternative, die ebenso einfach, anpassbar und zudem dauerhaft sind.

Individuelle Pools werden durch Betonpools möglich. Der Gestaltung ist keine Grenze mehr gesetzt, sowohl was die Auskleidung, als auch die Düsen betrifft, aber auch betreffend dem Standort. Ob Hanglage oder problematischer Baugrund, der Pool ist ein eigenständiges Bauwerk mit einer statisch-konstruktiven und geotechnischen Bemessung. Die Sicherheit ist deutlich größer, gleichzeitig aber auch der Aufwand für Planung und Bau. Allerdings entstehen auch zahlreiche bautechnische Herausforderungen und potentielle Mängel, weil die individuelle Gestaltungsmöglichkeit immer Risiken gegenüber der Serienanfertigung bereit hält und es auf die umfassende Planung ankommt. Gerade das Thema wasserundurchlässiger Beton ist äußerst komplex und es ist folglich immer eine Auseinandersetzung mit zusätzlichen Abdichtungen wichtig, nämlich Folien, die als schwarze oder gelbe Wanne wirken.

Zum Thema Gestaltungsfreiheit: Der Infinity-Pool hat eine Seitenkante auf Wasserspiegelniveau und eine darunter liegende Überlaufrinne, sodass ein Gefühl der Unendlichkeit entsteht, das überlaufende Wasser aber aufgefangen wird. Beim Betonpool ist es im Sinne der Langlebigkeit immer angeraten, die Betonkonstruktion zu Inspektions- und Instandhaltungszwecken zugänglich zu machen, etwa durch einen darunter liegenden Technikraum. Dann entsteht auch kein Drama, wenn denn der Beton reißt.

Im Sinne der Gestaltung ist der individuelle Traum möglich. Durch Verwendung von Holzdielen, Naturstein und durch eine atemberaubende Gartengestaltung.

Und dann gibt es auch noch die Exoten unter den Schwimmbädern. Ein Meerwasserschwimmbecken oder ein Seeschwimmbecken ist ein Schwimmbecken im Gewässer, bei dem der Wellengang die Wasserpumpe ersetzt.

Um das moderne Badeerlebnis zu ermöglichen, ist umfangreiche Technik notwendig. Etwa Wasseraufbereitungstechnik, um das Wasser zu entkalken und pH-neutral zu gestalten. Um das zufließende Wasser zu messen, zu regeln und zu dosieren. Um das Wasser zu filtern. Um mit einer Ozonbehandlung eine Alternative zu Chlor zu haben. Oder aber man setzt auf den Bio-Pool, setzt die Erwartungen an das „perfekte“ Wasser herab und lebt im Einklang mit der Natur.

Bautechnisch sind die Herausforderungen beim Schwimmbadbau komplex: Abdichtung durch wasserundurchlässigen Beton oder durch Kunststoffe, Wasserversorgung und Wasseraufbereitung im zirkulären Wasserhaushalt, die entsprechende Leitungsführung und Technik, die Wasseraufbereitung und Wasserreinigung, statische und dynamische Fragen zu Grundbau und Baugrunde, Tragwerksplanung und Lastabtrag, Schwingungsprobleme und Schallübertragung, aber auch umfangreiche Korrosionsthematiken im Umfeld von Chlor.

Und dann kommt auch noch die ästhetische Komponente hinzu: Bauen als klassisches Ideal, das sich als klassische Moderne äußert.

Literatur:

[1] „Das große Glitzern“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.08.2022

[2] Miquel Tres: „Pools – Design and form with water“, Images Publishing, Victoria 2014

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