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Im Naturpark Trudner Horn: Subalpin und submediterran

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Heute bildet die Natur im Südtiroler Unterland den Naturpark Trudner Horn, der die Gemeinden Altrei, Montan, Neumarkt, Salurn und Truden umfasst. Im Gegensatz zu anderen Südtiroler Naturparks verfügt der Naturpark Trudner Horn über relativ geringe Höhen und besteht folglich zu fast 90 Prozent aus Wald. Im Sommer bieten folglich nicht ausgeprägte Höhen, aber schattige Wälder und feuchte Standorte eine Abkühlung, aber auch eine entsprechende Kulinarik.

Die Wälder bestehen in Südtirol in den alpinen und subalpinen Höhen, also rund um die Waldgrenze herum, aus Lärchen, Zirben und Latschengebüschen. Weiter unten, im hochmontanen Bereich finden sich Kiefer-, Tannen- und Fichtenwälder. Nachfolgend sind es submontane Mischwäldern, in die sich Kastanien, Walnuss, Buche oder Eschen mischen, vereinzelt – wie im Südtiroler Unterland – aus submediterranen, hügeligen Buschwäldern mit Eichen, die an weit südliche Gegenden und an die Macchia erinnern und von trockenem Oberboden und von viel Gestein und Geröll zeugen. Schließlich finden sich im Tal Auwälder mit Pappeln, Erlen, Weiden.

Im Naturpark Trudner Horn treffen sich heute die verschiedenen Lebensgemeinschaften, der subalpine Fichtenwald und der submediterrane Buschwald. Eichen, Buchen und Eschen finden hier ihre nördlichste Verbreitung und machen den typischen Mischwald aus. An kargen und sonnigen Hängen bilden sich mit der Rotföhre Kiefernwälder aus. Ebenso deuten Eibe und Stechpalme im Naturpark Trudner Horn auf die randalpine Lage hin.

Die Eibe ist die älteste und schattenverträglichste Baumart Europas. Neben der Schattenverträglichkeit ist die Eibe dürreresistent, verfügt allerdings über eine geringe Frosthärte. Das Holz der Eibe ist hart und zäh, früher wurde die Eibe auch „Bogenbaum“ genannt. Die Gletschermumie „Ötzi“ hatte einen Bogenstab aus Eibe mit sich, tatsächlich wurde die Eibe sowohl in der griechischen Antike als auch bei den Kelten mit mystischen Kräften versehen, galt – da immergrün – als Symbol für die Ewigkeit und wurde als Heilpflanze genutzt. Holz, Rinde und Nadeln der Eibe sind giftig, nur der rote Samenmantel ist nicht giftig und wurde als Nahrungsmittel verwendet. Die Eibe ist in Südtirol selten, in den feuchten und schattigen Lagen in Salurn finden sich allerdings Bestände.

Die europäische Stechpalme deutet bereits auf submediterranes Klima hin. Der Standort der Stechpalme erfordert milde Winter, allerdings nicht zu trockene Sommer, womit sich das erforderte atlantische Klima begründet. Die Stechpalme, die in den Wäldern in Salurn Vorkommen findet, gilt in Südtirol in der Folge als Besonderheit. Die Stechpalme ist ebenso wie die Eibe immergrün, weshalb sie eine ebenartige Verehrung fand und besonders auch in den Wintermonaten Leben in die Stuben brachte.

Am Boden bilden sich in kalkhaltiger Umgebung Trockenrasen. Der klüftige Kalkstein bedeutet trockene Standorte. Im Porphyrgestein haben die Gletscher ihr feinkörniges Moränenmaterial zurückgelassen und wasserdichte Reliefs, Bäche und Moore in Muldenlage entstehen lassen . In diesen wasserführenden Böden finden allerlei bunte Pflanzen wie Lilien ein Habitat, aber auch eine entsprechende Fauna mit Smaragdeidechsen, Libellen und Faltern.

Aus diesen natürlichen Gegebenheiten, aus Stein und Holz, ergibt sich in der Folge auch immer die vernakuläre Baukultur.

Diese Welt, dieses Südtiroler Unterland, ist für die einen eine „hübsche“ Kulisse auf dem Durchzug, für die anderen eine spezifische Heimat, in der die Wurzeln tief und das Herz verankert ist. Diese Heimat ergibt sich aus Landschaft und Mophologie, aus dem Boden und der Vegetation, aus Bächen und der Etsch, aus Trockenmauern und Weinstöcken, aus alter Baukultur und neuen Ideen.

Literatur:

[1] Martin Schweiggl: „Naturpark Trudner Horn – Eine sichtbare und eine verborgene Zeit“, Autonome Provinz Bozen, Bozen 2011

[2] Werner Bätzing: „Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft“, C.H.Beck, München 2005

[3] Gerhard Filzthum: „Eine rätselhafte Italienreise“, Neue Zürcher Zeitung, 13.3.2003

Eine Antwort zu „Im Naturpark Trudner Horn: Subalpin und submediterran”.

  1. Avatar von Goldener Herbst in Südtirol – Von der Natur, den Projekten und den Menschen – Demanega

    […] Die Sonnenstrahlen erhellen noch das Land bevor der karge Winter folgt. Noch einmal – und das letzte Mal – zeigt sich die Natur in ihrer farbenprächtigsten Form. Die Bäume verfärben ihre Blätter und verlieren diese ganz. Die Natur richtet sich für ihre verdient Ruhe ein. Die volle Farbenpracht ergibt sich bei Wanderungen in den Wäldern und Naturparken. […]

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