Der Vinschger Dichter und bildende Künstler Luis Stefan Stecher erreicht eine tiefer reichende Verbindung mit dem Territorium, die anderen Zeitgenossen verwehrt bleibt. Aus Laas im Vinschgau stammend, wo er 1937 geboren wird, wird Stecher Lithograph und studiert in Wien angewandte und bildende Künste.
In Plaus malt Stecher den beeindruckenden Totentanz an der Friedhofsmauer der Kirche St. Ulrich und stellt den Bezig zum Vinschger Dialekt her. Ansonsten befasst sich Stecher mit dem Land, den Menschen, dem Dialekt, der Nstur und blickt kritisch auf die postmoderne Gesellschaft von heute.
Auf Luis Stefan Stecher fällt nicht zufällig das Prädikat „Malerpoet“. Inzwischen lebt Stecher im Marlinger Ansitz „Manhard“, wo er an seiner Lyrik schreibt.
Wenn man durch das Land fährt, die schroffe Natur und den plastischen Fels sieht, mag mam dabei oft an Luis Stefan Stecher denken, der in seinen Venustanischen Sonetten meint: „Wer hat dich vor Zeit bewogen, mehr mir als nur Stein zu sein?“. Stein, Boden, Heimat.
Vom Boden zum Wohnhaus und Wohnraum, also zu jener materiellen Gegebenheit, die uns beherbergt, schützt und Zuflucht stiftet.
Diese emotionale Ebene eröffnet Luis Stefan Stecher wenn er schreibt: „Wir haben Gedanken Gebäude genannt und ein paar Gebäude Vertraute“.
Wie viele Emotionen verbinden wir mit den Räumen, die wie bewohnen? Schöne und lustige Stunden, oftmals traurige Erinnerungen. Ebenen, die sich uns in der Mietskaserne, die wir alle 10 Jahre wechseln und die nach 50 Jahren Lebensdauer ohnehin abrissreif ist, nicht eröffnen.
Darüber könnte man 300 Seiten schreiben oder – wie Luis Stefan Stecher – eine Zeile. Das Ergebnis ist nicht gleich: Im letzteren Fall ist die Wirkung unvergleichbar höher.
Lyrik eröffnet eine emotionale Ebene. Die Worte sind selektiv, wie ein erlesener Wein. Ihre Anordnung erhält Rhytmus und Melodie. Und erreicht uns tiefer.