Wertvoll ist, was zeitlos ist

Schrill und ausgefallen ist meistens nicht besser. Zumindest nicht nachhaltig besser.

Beim Thema Design und Gestaltung glaubt man zuweilen, dass der schrille Entwurf der Weisheit letzter Schluss ist. In Zeiten, wie diesen, in denen der ökologische Fußabdruck wesentlich und wichtig ist und es auf Nachhaltigkeit ankommt, können und wollen wir es uns nicht mehr leisten, dass Bauwerke nach 30 Jahren eine Angelegenheit für die Abrissbirne sind.

Der Wert eines Gegenstandes oder Gutes bemisst sich über die gesamte Lebensdauer, was in einer Zeit, die auf schnellen Profit aus ist, zugegebenermaßen schwer fällt. Ein Bauwerk ist umso wertvoller, je länger es funktionell und ästhetisch wirkt.

Zeitlosigkeit in Entwurf und Ausgestaltung machen sich folglich bezahlt. Zwar erzielt das Neue natürlich den größten Effekt und die Fähigkeit und die Möglichkeit, Neues zu schaffen und zu finanzieren demonstriert auch die eigene Macht. Jedoch verliert sich die ständige Suche nach dem Neuen in sich selbst. Wertvoller ist doch das, was über lange Zeit seine Anforderungen erfüllt.

Wir kennen es vom Porsche oder vom Apple-Produkt: Klassik ist zeitlos. Produkte, die zeitlos gestaltet sind, schaffen es zum Klassiker und erzählen uns Geschichten vom guten Leben. Etwas weiter gedacht trifft das auf das Bauwerk und die gebaute Umgebung im gleichen Maße zu.

Isabella Altmann unterstreicht die These. Nach Altmann bedarf es für eine nachhaltige Werterhaltung von Produkten des Umstandes, dass diese Produkte nicht „in vielfältig feiner Verzahnung ganz den Wertvorstellungen ihrer Zeit verpflichtet sind“, sondern gegenteiliger Strategien: „Ästhetisch schlichte bzw. profilierte, wenig engagierte Gegenstände“ seien zeitlos. Anders ausgedrückt: „Je ausgefallener und modischer die Architektur einer Immobilie ist, desto größer ist die Gefahr, dass diese nur kurzlebig ist, schnell wieder aus der Mode kommt und veraltet wirkt“ [1]. Damit erklärt sich auch, weshalb für eine nachhaltige Wertsicherung ästhetische Zeitlosigkeit notwendig ist.

Der Wert ist eine Funktion der Dauer. Wenn ein Gebäude zeitlos gestaltet ist, hochwertig konstruiert, die Materialien altern können, darin keine Wertminderung zu verstehen ist – weil es eben nicht auf die sterile Fassade ankommt, sondern auf einen emotionalen Raum –, dann macht uns dieses Gebäude über einen viel längeren Zeitraum hinweg Spaß. Die Wertbeständigkeit ist in der Folge eine völlig andere als beim „modischen“ Entwurf.

Literatur:

[1] Isabella Christine Altmann: „Einfluss von Veralterungsprozessen auf den Wert von Immobilien“, Technische Universität München, München 2016

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