Südtiroler Unterland: Brennerautobahn, Verkehrsprojekte und Lebensqualität

Der geplante Bau von knapp 115 PKW-Parkplätzen sowie von 110 LKW-Parkplätzen mitsamt Betriebsgebäuden an der Autobahn-Ausfahrt Neumarkt ist aus Unterlandler Sicht völlig untragbar. Hinzu kommen geplante Betriebsansiedlungen von Logistikunternehmen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der offenen Trassenführung des Brennerbasistunnels nördlich von Auer sowie südlich von Neumarkt stehen.

Ebenso fragwürdig ist aus Unterlandler Sicht die kürzliche Ankündigung der Autobahngesellschaft A22, durch Investitionen in die dritte „dynamische“ Spurzwischen Bozen und Verona und die dritte Spur zwischen Verona und Modena die Verlängerung der Konzession anzustreben. Beim derzeitigen Verkehrsaufkommen wird diese dritte „dynamische“ Spur faktisch ständig notwendig sein.

Nicht nur, dass durch die geplanten Projekte der Brennerautobahn erneut mehrere Hektar Kulturlandschaft und landwirtschaftlichen Grundes versiegelt und verbaut werden. Eine derartige Verkehrsinfrastruktur wirkt durch die Reduzierung der Verkehrswiderstände überregional als Attraktor und wird – ob gewollt oder ungewollt – zusätzlichen Verkehr anziehen. In diesem Kontext sind die Debatten zu nachhaltigem und grünem Verkehr als Politik der leere Ankündigungen zu werten.

Hält man sich vor Augen, dass die Brennerautobahngesellschaft zu 32% der Region Trentino-Südtirol, zu 7,6% der Provinz Bozen, zu 7,4% der Provinz Trient, zu 4,2% der Stadt Bozen, zu 4,2% der Stadt Trient und zu 0,8% der Handelskammer Bozen gehört – die Region ist Mehrheitseigentümer – und dass die Bestellung der Verwaltungs- und Aufsichtsräte nach politischen Kriterien erfolgt, dann ist das Vorgehen im Unterland untragbar.

Es ist Zeit für eine transparente Debatte zur Zukunft der Verkehrsinfrastruktur im Unterland und in Südtirol, die nicht länger hinter verschlossenen Türen, sondern mit breitem Konsens zu führen ist. Ansonsten fährt die Brennerautobahn an den Südtirolerinnen und Südtirolern vorbei.

Das Südtiroler Unterland spielt derzeit in der Südtiroler Landespolitik keine Rolle, bekommt stattdessen alle Problem-Projekte an und wird von der Verkehrslawine überfahren, was nicht spurlos an der Lebensqualität vorüber gehen wird, die sich negativ entwickelt. Den vielen Ankündigungen der letzten Jahre und Jahrzehnte sind keine Taten gefolgt. Während andere Bezirke vom Tourismus überrollt werden, wird das Unterland vom Transit und vom Verkehr der anderen Bezirke überrollt.

Eine moderne und nachhaltige Mobilität ist möglich. Dazu sind allerdings die Karten neu zu mischen und neue Ideen und Köpfe zuzulassen. Ansonsten fährt nicht nur die Brennerautobahn, sondern auch die Zukunft an Südtirol vorbei.

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