Das Stuttgarter Triumvirat bedeutender Bauingenieure mit Hang zu Gestaltung und der Fähigkeit, über die eigene Disziplin hinaus zu denken und das Bauingenieurwesen in gesamtgesellschaftliche Fragestellungen einzugliedern, wird nach Fritz Leonhardt und Jörg Schlaich mit Werner Sobek komplettiert. Interessanterweise wirkte Jörg Schlaich im Büro Leonhardt und Werner Sobek später im Büro Schlaich Bergermann Partner.
Vielleicht gilt für sie alle das, was für Steve Jobs galt, dass nämlich Technik oder Ingenieurwesen alleine nicht genug sind und es darum geht, Ästhetik und Design in die technische Gestaltung einzugliedern, um diejenigen anzusprechen, auf die es ankommt, nämlich die Endkunden. Steve Jobs hat das einmal recht pointiert mit den Worten formuliert: „Damit du nachts gut schlafen kannst, muss die ästhetische Qualität komplett durchgezogen werden“ [1].
Bei Werner Sobek kommen Ingenieurwesen und Ästhetik gleichermaßen zur Geltung. Das kommt nicht alleine daher, dass Sobek Bauingenieurwesen und Architektur studiert hat und derzeit „der“ Name in Bezug auf energieschonendes Bauen ist. Befasst man sich mit der Personalie Sobek, dann erkennt man sehr bald, dass Werner Sobek sich bereits in Studienjahren weit über sein eigentliches Studium hinaus mit Fragestellungen befasst hat, die mit Maschinenbau, Design, Industriedesign zu tun haben. Erst aus diesem disziplinären Weitblick lässt sich vielleicht der Ansatz erklären, der das klassische Bauingenieurwesen weitaus sprengt.
Heute befasst sich Werner Sobek in besonderem Maße mit dem Thema Nachhaltigkeit beim Bauen. Der Ansatz geht weit über konventionelle Debatte zu dem Thema hinaus und greift beim Kern an: Damit Bauwerke wirklich als nachhaltig zu verstehen sind, ist bei der eigentlichen Substanz, der Art und Weise, wie wir bauen, und zwar beim Essentiellen, beim Tragwerk, anzusetzen. Das Essentielle ist das, was nicht entfernt werden kann, ohne das Ganze zu gefährden.
Beim Bauen geht es folglich darum, Tragwerk, Ästhetik und Energie nicht mehr als getrennte Disziplinen aufzufassen, sondern diese auf einer höheren Ebene in einem Gesamtentwurf zu integrieren und vollenden. Dann entsteht das Herausragende.
Bauen erreicht – wenn es nach dem Bauingenieur Werner Sobek geht – dann die Vollendung, wenn es auf das unbedingt Notwendige reduziert ist. Die Materie stellt sich mit höchster Effizienz in den Dienst des Tragwerkes und wird bis an ihre Grenzen beansprucht. Sobek erachtet darin durchaus eine Notwendigkeit unserer Zeit: „Eine der elementaren Forderungen an das Bauschaffen von Morgen lautet, mit einem Weniger an Material mehr zu bauen“ [2].
Für Werner Sobek besteht im Studium des Leichtbaus, also in der Frage nach der leichtesten Konstruktion, die beste Schule für das Verstehen er tragenden Konstruktion, weil die Grenzen ausgelotet und erforscht werden. Man könnte vom Studium des Elementaren sprechen. Die Tragstruktur wird auf den Bedeutung tragenden „Rest“ reduziert.
Darüber hinaus erkennt Sobek eine „Ästhetik des Minimalen“: „Entwerfen als Projektion eines im Geist auf unterschiedlichste Weise geschaffenen, gesehenen Bildes, zusammengesetzt aus Bildern, Worten und Empfindungen, aus teilweise nichtverbaler, nichtvisueller oder nicht-akustischer Information, wird im Leichtbau durch Einflechten der erstrangigen Forderung nach Gewichtsminimalität um einen weiteren, physikalisch fassbaren Komplexitätsgrad gesteigert“ [3].
Neben dem Bauen ist es eine Wohltat, Werner Sobeks „Skizzen für die Zukunft“ zuzuhören.
Literatur:
[1] Walter Isaacson: „Steve Jobs“, Bertelsmann Verlag, München 2011
[2] Sobek, Werner: „Entwerfen im Leichtbau“, Themenheft Forschung, Stuttgart 2007
[3] Sobek, Werner: „Über die Gestaltung der Bauteilinnenräume“, Festschrift zu Ehren von Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach, Dresden 2016
Stichworte: Smart Engineering, Smart Home, Smart Cities, Smart Mobility