Südtirol ist als idyllische und unbescholtene Urlaubsregion in ganz Europa und darüber hinaus bekannt. Mit dieser Bekanntheit strömen nicht nur die Touristen, sondern auch deren Geld in die Alpenregion. Mit fast 20% leistetet der Tourismus in Südtirol einen beachtenswerten Anteil an der Bruttowertschöpfung des Landes [1]. Der „Motor der Wirtschaft“, wie die Branche auch genannt wird, setzt sich dabei wie ein Puzzle aus vielen Klein- und Mittelständischen Betrieben zusammen. Diese kleinen unternehmerischen Strukturen, meist Familienbetriebe, können dabei auf dem Markt mit vielen Vorteilen, wie z.B. des individuellen und zugeschnittenen Services, punkten.
Die geringe Größe bringt jedoch auch Herausforderungen im Bereich der Geschäftsleitung, der Ertragsrendite, des Investitionsdrucks, der Bedienung neuer Marktsegmente und der Übergabe an die nächste Familiengeneration mit sich. Diese internen Faktoren werden dabei noch zusätzlich von einem Rahmen eingeschlossen, welcher aus einem steigenden Wettbewerbsdruck, den ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen und den digitalen Entwicklungen in der Informations- und Telekommunikationsindustrie besteht. Die betriebswirtschaftliche Frage, wie man diese komplexen Problematiken angeht und meistert, spitzt sich im Grunde auf zwei Antwortmöglichkeiten zu: Einer quantitativen und einer qualitativen. Will man den eigenen Betrieb erweitern und mit der Größe die eigene Position stärken oder sich auf die eigenen Wurzeln samt des damit einhergehenden Qualitätsstrebens stützen?
Die Dimension dieser Antworten betrifft dabei nicht nur das Unternehmen selbst, sondern ist auch richtungsweißend für die gesamte Tourismusbranche. Rein von den Zahlen her betrachtet, würde wohl kurzfristig eine quantitative Weichenstellung der beste Weg sein. Doch mit dieser Form des Massentourismus würde wohl nicht nur langfristig die Südtiroler Naturlandschaft geschädigt werden. Auch das Aussterben der gelebten Südtiroler Gastfreundschaft, der immateriellen Werte und kulturellen Eigenheiten der Klein- und Mittelständischen Unternehmen würde damit einhergehen.
Dass das Setzen auf diese Eigenschaften fruchtet, zeigt das Konzept der „Urlaub auf dem Bauernhof“-Betriebe. Diese harmonieren durch ihre persönliche Note und den hohen Grad an Authentizität perfekt mit dem heimeligen Gefühl der Gäste. Dieses Qualitätsstreben muss dabei nicht nur von den Touristikern selbst stärker ins Auge gefasst werden, übergeordnete Stellen sind hierbei auch mitverantwortlich. Es geht darum, den Wirtschaftszweig nicht durch pure Masse weiter aufzupumpen, sondern vielmehr die vorhandene Substanz durch Innovation und Kooperation zukunftsfit zu gestalten.
[1] Landesinstitut für Statistik. Auswirkungen des Tourismus auf die Wirtschaft – Die Verwendung des Tourismus-Satellitenkontos. Bozen: Landesinstitut für Statistik, 2012.