Christof Bosch hat 1983 ein äußerst intelligentes Buch als Forstwissenschaftler geschrieben. Heute ist Christof Bosch Kurator und Gesellschafter der Robert Bosch Stiftung, die über 90 % am Bosch-Konzern hält.
Die Gefahr für den Wald entsteht durch Rodung für landwirtschaftliche Nutzung, besonders in den Tropen durch Wanderfeldbau, durch Monokultur und entsprechende Umfunktionierung der Lebensgemeinschaft Wald zu reinen Holzplantagen sowie durch Umweltschadstoffe, Verschmutzung, Verbauung und Belastung.
Natürliche Stabilität des Waldes bedeute Ruhen als Ganzes ohne negative äußere Einflüsse. Wälder mit hoher Biodiversität sind insgesamt stabiler, dichter, feuchter, weniger hohen Temperaturschwankungen sowie Strahlungseinflüssen ausgesetzt. Die Lebensformen müssen weniger geschützt sein, es entsteht gegenüber dem Freiland eine gesteigerte Aktivität der Organismen. Diese Vielzahl erzeugt ein Gleichgewicht der Arten durch Schutz vor Massenvermehrung.
Diese Bedingungen an das natürliche Ganze sind in zahlreichen forst- und landwirtschaftlichen Monokulturen heute bei Weitem nicht gegeben. Die Probleme liegen auf der Hand. Monokulturen erweisen sich als biologisch anfällig und wenig biologisch aktiv.
Die Renaturierung von Auen und Wäldern ist nur ein schwacher Trost im großen Ganzen.
Im Ökosystem erzeugen Energie und Materie ein Gleichgewicht. Die Energie erzeugt Wärme und treibt die Materieströme an. Die Luft setzt sich unter anderem aus Wasserdampf zusammen, der seinen Aggregatszustand mit der Energie ändert. Der Boden vollzieht den Übergang von Tod zu Leben durch Zersetzung.
Am Anfang steht das Gestein, das verwittert. Durch Wind, Wasser, Eis oder Rutschungen durch Schwerkraft. Es entstehen Klüfte, in denen sich Wasser und Feinmaterial sammeln können. Das Wasser schwemmt Nährstoffe aus dem Gestein. Nährstoffarme Standorte wie die Tropen werden durch geringe Erosion tieferer, nährstoffreicherer Gesteinsschichten charakterisiert. Das Gestein ist weitaus älter als mitteleuropäische Geologie und in der Folge nährstoffarm.
Als Bodenlösung wird die wässrige Phase des Bodens bezeichnet, die aus freiem Wasser besteht, sowie aus darin gelösten Ionen und Molekülen. Die Bodenlösung steht im Kontakt mit der Oberfläche der Bodenminerale sowie der organischen Substanz und es entstehen chemische Reaktionen.
„Welche Minerale sich im Boden auflösen (bzw. chemisch verwittern) und welche sich neu bilden, hängt einerseits von den Aktivitäten gelöster Ionen in der Bodenlösung ab, und andererseits von der thermodynamischen Stabilität aller infrage kommender Minerale (Lösungsgleichgewichte). Der zeitliche Verlauf dieser Prozesse wird durch die Kinetik der einzelnen Reaktionen bestimmt. Selbst Minerale, die gemeinhin als „unlöslich“ bezeichnet werden, sind zu einem gewissen Grad in Wasser löslich und können über lange Zeiträume im Boden verwittern (der Begriff „schwer löslich“ ist deshalb zu bevorzugen)“ [2].
Pflanzensamen dringen in die Klüfte ein und keimen. Abgestorbene Pflanzen bilden durch Mikroorganismen den Humus. Mit dem Kompost kommen wichtige Primärnährstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Kali oder Schwefel in den Boden sowie Mikronährstoffe wie Bor, Selen oder Molybdän.
Verwittertes Gestein, Humus, Mikroorganismen, Wurzeln, Wasser und Luft regen einen Kreislauf an, der sich weiter entwickelt.
Vielfach liefern Tiere den natürlichen Dünger. Dort, wo Tiere oder Humus nicht zur Verfügung stehen, müssen die Nährstoffe künstlich zugeführt werden, was zahlreiche Fragen nach dem Gleichgewicht aufwirft. Die Tendenz betrifft heute in Südtirol etwa den Weinbau wieder neu. Während die Tendenz der letzten Jahrzehnte drain bestand, den Tierbestand vollkommen abzubauen und mit modernen Maschinen einen landwirtschaftlichen Industriebetrieb zu führen, gelangen die Tiere mit der biodynamischen Landwirtschaft wieder zurück in die Weinberge. Davon ist der Obstbau noch weit entfernt.
Ganzheitliche Ansätze, die den Boden, das Wasser, die Vegetation, die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft, das Bauen, Sanieren und Rückbauen betreffen, werden notwendig!
Böden werden gemeinhin als „Haut der Erde“ bezeichnet: „Böden sind der belebte Teil der obersten Erdkruste. Sie besitzen eine Mächtigkeit von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Zehnermetern bei einer Dicke der Erdkruste von meist 5–40 km“ [2]. Böden stehen im Übergang zwischen trocken, im Übergang zum Grundwasser sowie unter Wasser. Sie bestehen aus Mineralen unterschiedlicher Art und Größe sowie aus organischer Substanz, dem Humus.
Es erklärt sich von selbst, dass der gewachsene Boden ein schützenswertes Gut darstellt und ein lebenswichtiges Ökosystem, vor allem auch für uns Menschen, darstellt. Beeinflusst wird das Ökosystem Boden durch:
- Landwirtschaftliche Nutzung
- Düngung
- Entwässerung
- Forstnutzung
- Abgase
- Umwelteinwirkungen an Straßenrändern
- Versiegelung und Bebauung.
In Bezug auf das Bauen gilt es folglich, die Versiegelung neuer Flächen weitestgehend einzuschränken. Der Bestand muss besser genutzt werden.
In der Landwirtschaft werden ökologische Nutzungsarten, die an das Gleichgewicht denken, mehr denn je notwendig, die allerdings auch die Monokultur arg in Frage stellen.
Im Sinne eines Wirtschaftens hat der Mensch eine Walddurchmischung, auch der Altersklassen, zu bestreben und das Wild durch Bejagen nicht übermäßig aufkommen zu lassen, aber auch genügend Raum für Artenvielfalt zuzulassen.
Literatur:
[1] Christof Bosch: „Die sterbenden Wälder – Fakten, Ursachen, Gegenmaßnahmen“, Beck-Verlag, München 1983
[2] Wulf Amelung , Hans-Peter Blume , Heiner Fleige , Rainer Horn , Ellen Kandeler , Ingrid Kögel-Knabner , Ruben Kretzschmar , Karl Stahr , Berndt-Michael Wilke: „Scheffer / Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde“, Springer Spektrum, Berlin 2018


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