Die Porsche-Werbung war phänomenal: „Honestly now, did you spend your youth dreaming about a Nissan or Mitsubishi?“ Die Porsche-Werbung ein Seitenhieb auf reines Nützlichkeitsdenken in Form von Technik. In der Technik geht es im Wesentlichen nicht um Nützlichkeit oder Funktionalität. Eigentlich geht es darum, unser Leben zu ändern, zu verbessern, zu erhöhen. Die Technik ist dabei ein Hilfsmittel. Ebenso wie das Design. Beide greifen ineinander, sind – bestenfalls – ein einziger integrativer Entwurf, untrennbar miteinander verwoben.
Konkret bringt uns das Fahrzeug auf die Straße, verbindet uns mit dem Raum, lässt uns den Raum erschließen, ist eine Erweiterung unseres Körpers durch die Technik, bringt die Materie gewinnbringend in unseren Dienst, ist Bewegung, Dynamik und Explosion.
Der Design-Theoretiker Bernhard Bürdek bringt das Thema Design auf den Punkt: „Gutes Design darf keine Umhüllungstechnik sein. Es muss die Eigenart des jeweiligen Produkts durch eine entsprechende Gestaltung zum Ausdruck bringen. Es muss die Funktion des Produkts, seine Handhabung, sichtbar und damit für den Benutzer klar ablesbar machen“ [1]. Es ist absolut kein Zufall, dass Apple-Mastermind Steve Jobs im Design auf Porsche zurückgreifen sollte.
Der Gründer der Firma Porsche, Ferdinand Porsche, begann bei Daimler, machte sich 1930 in Stuttgart selbständig, konstruierte den VW-Käfer, war ebenso wie sein Schwiegersohn, der Wiener Rechtsanwalt Anton Piëch, der das Konstruktionsbüro Porsche als Werksleiter unterstützte, Mitglied der Wiener akademischen Burschenschaft Bruna Sudetia und legte die Grundlagen für das spätere Unternehmen Porsche. 1948 sollte der erste Porsche-Sportwagen entstehen. Der legendäre erste Porsche 911 entsteht 1963 und wird in mehreren Folgeversionen bis heute hin entwickelt.
In den 1980er- Jahren sollte der Porsche 911 gerade innerhalb der Yuppie-Bewegung zum Statussymbol werden. Abseits vom liberal-libertären Yuppie steht Porsche allerdings für Tradition, Innovation und Exklusivität. Gerade die Exklusivität ist für die Firma Porsche wesentlich.
„Seit 1948 zeichnet sich jeder Porsche auch durch die Ausgewogenheit seiner Formensprache aus. Ein Design, das immer der Funktion folgt und nie umgekehrt. Es muss sich auf dem Prüfstand, im Windkanal und nicht zuletzt auf jedem gefahrenen Meter beweisen. Auch im Hinblick auf die Alltagstauglichkeit. Denn ein Porsche ist ein nicht alltäglicher Sportwagen – und gleichzeitig ein Sportwagen für alle Tage. Und doch ist er seit 70 Jahren mehr als das. Für seinen Fahrer bedeutet er die Verwirklichung einer ganz persönlichen Vision und seine Exklusivität verschafft ihm ein einzigartiges Gefühl der Zusammengehörigkeit“ [2].
Dieses Selbstverständnis, die Exklusivität, die aber auch im Alltag nicht abgehoben erscheint, sondern allenthalben gehoben, unterscheidet den Porsche vom Ferrari. Natürlich scheiden sich auch beim Porsche die Geister: Prolet und liberal-libertärer Yuppie. Oder zeitlose Klassik, die sich dann nicht nur im Porsche, sondern in der Wohnkultur, in klassischer Baukultur, in Geist und Bildung, in Bücherwelten, im kulturellen Engagement für etwas Übergeordnetes, in Familiensinn, Erziehung, staatspolitischer Verantwortung äußern.
Klassik schützt vor der Angst des Unmodischen. Was nie modisch ist, sondern immer zeitlos ästhetisch, altert nie. Deshalb setzt Stil auf Klassik.
Gutes Design verbessert unser Leben. Was für den Porsche gilt, gilt erst recht für unsere Bauwerke. Weder beim Porsche noch beim Gebäude akzeptieren wir eine eklatante Diskrepanz zwischen Design und Inhalt. Immer ist die Form etwas Inneres, das nach außen tritt. Und weil es um etwas Inneres geht, vermag diese ästhetische Form uns als Menschen zu berühren, zu erheben und mit Sinn zu durchdringen. Das gelingt bei der modernen Glas-Beton-Stahl-Villa, die ausschließlich Schein ist, nicht. Beim integrativen Hochbau-Entwurf, bei dem Ästhetik, Funktionalität und Technik ineinandergreifen, hingegen sehr wohl.
Alles ist letztlich eine Haltung. Es geht auch ohne den Porsche. Und wie. Aber nicht ohne den Geist.
Literatur:
[1] Bernhard E. Bürdek: „Design – Geschichte, Theorie und Praxis der Produktgestaltung“, DuMont Verlag, Köln 1991
[2] „Das Prinzip Porsche – die Werte seit 1948“ (Link)