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Krisenkommunikation und gezielte mediale Kampagnen

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Das Um und Auf in der Krise ist die gezielte strategische Kommunikation, die darauf aus ist, im Verlauf der Krise die Deutungshoheit zu erlangen und folglich den Verlauf der Krise – so weit möglich – zu bestimmen. Oder bestenfalls: Die Krise gar nicht erst zur so genannten „Krise“ eskalieren zu lassen.

Die latent lodernde Krise ist durch gezieltes Krisenmanagement frühzeitig abzustellen. Andernfalls entfacht die akute Krise zum Flächenfeuer, das nach außen und an die Öffentlichkeit wirkt und das Handeln deutlich einschränkt. Wesentlich sind Glaubwürdigkeit, proaktives Handeln und umfassende Information ohne Widersprüche.

Dort, wo Widersprüche auftauchen, sind diese Widersprüche für den investigativen Journalismus eine gefundene Einladung, um durch gezielte Fragestellungen und investigative Recherche die eigene Stellung zu schwächen. Eine Eskalationsstufe bilden gezielte Medienkampagnen, die nicht mehr der objektiven Information, sondern anderweitigen Zielsetzungen dienen. Dort, wo Medien derartige Kampagnen betreiben, ist eigentlich bereits das Feld der Politik erreicht.

Krisenkommunikation unter Extremsituationen lehrt die Öffentlichkeitsarbeit im Rechtsstreit als so genannte „Litigation PR“. Unterschieden wird dabei gemäß der Freund-Feind-Polarisation im Streitfall zwischen Angriffsmandat und Verteidigungsmandat.

Bei Angriffsmandaten werden die Argumente gezielt öffentlich transportiert. Damit schwingt auch eine Drohung mit: Dem Gegner droht ein imageschädigender öffentlich-medialer Prozess. Dieser Druck, der auf den Gegner ausgeübt wird, soll eine verhandlungstechnisch günstigere Ausgangslage verschaffen. Der Gegner wird in die Defensive gedrängt, sodass die öffentliche Wahrnehmung beeinträchtigt und dadurch ein Druck von außen erzeugt wird. Darüber hinaus bewirkt Druck Irritationen und Anspannungen, die zu Fehlern führen.

Doch nicht nur das: Öffentlich gemacht wird darüber hinaus auch eine vermeintliche Ambivalenz zwischen dem juristisch Legalen und dem öffentlich Legitimen, womit eine öffentliche Debatte angezettelt wird, welche alle Beteiligten unter Druck setzt.

Krisen kennzeichnen sich grundsätzlich durch:

Relative Unerwartbarkeit: Krisen sind unerwartete Situationen, die innerhalb oder außerhalb des Systems verursacht werden.

Existenzbedrohende Entwicklung: Bei Krisen handelt es sich um problematische Entwicklungen mit weitreichenden Folgen, die die Existenz der betreffenden Systeme bedrohen oder zumindest die Zielerreichung gefährden.

Zeitdruck: Krisen vollziehen sich innerhalb eines eng begrenzten Zeitrahmens, der den Beteiligten wenig Zeit zum Ergreifen von Gegenmaßnahmen lässt.

Ambiguität: Krisen sind Situationen voller Ambiguität, d.h. ihre Ursprünge und Kausalitäten sind nicht spontan und eindeutig zuord- und ergründbar.

Öffentlichkeit: Eine Krise ist ein aktueller Vorgang, der die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zieht.

Auf Seiten der Verteidigung wird durch die Krisenkommunikation hingegen versucht, den Schaden zu begrenzen und entgegen zu wirken. Öffentliches Vertrauen und Akzeptanz durch die Öffentlichkeit befriedigen nicht nur das Ego, sondern sind die Grundlage für wirtschaftliche, politische und soziale Handlungsfähigkeit. Wo dieses Vertrauen schwindet, schwindet die Handlungsfähigkeit, die Krise ist dann nicht mehr kontrollierbar und es werden extreme Einschnitte notwendig. Meistens sind personelle Konsequenzen vonnöten, weil mit dem „geköpften“ Gesicht die symbolische Ebene erreicht ist.

Wesentlich ist wie immer eine möglichst starke Position im Prozess der öffentlichen Debatte. Dabei ist die strukturelle Macht durch den bevorzugten Zugang zu Medien und Öffentlichkeit kein Nachteil. Wenngleich es den gleichberechtigten oder gleichen Zugang in der Praxis nicht gibt. Deshalb ist die veröffentlichte Meinung nicht die öffentliche Meinung und auch nicht die objektive Objektivität.

Literatur: Martin Wohlrabe (Hrsgb.): „Litigation PR – Wie Krisenkommunikation im Gerichtssaal der Öffentlichkeit funktioniert“, Springer Verlag, Wiesbaden 2020

6 Antworten zu „Krisenkommunikation und gezielte mediale Kampagnen”.

  1. Avatar von Proaktives Claim-Management im Bauprozess – Dokumentieren, kommunizieren, intervenieren – Demanega

    […] Falle der Krise gilt immer: Schnelles Handeln zahlt sich aus, um die Deutungshoheit zu behalten. Unter den Tisch kehren folglich eher […]

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  2. Avatar von Was hat Elon Musk mit Twitter vor? – Demanega

    […] ausgewertet werden, lassen sich wohl für dunkle Zwecke nutzen, aber auch für das Gemeinwohl. Krisen sind durch die Auswertung von großen Datenmengen besser vorhersehbar und durch die Lerneffekte […]

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  3. Avatar von Projektmanagement im Tourismus und Hotelbau – Demanega

    […] es am Ende ohnehin keine Alternative zu klaren Ansagen gibt. Grundlagen der Kommunikation sowie der Krisenkommunikation sind für den Projekterfolg unumgänglich. Wenn letztlich die Krise nicht mehr weg zu debattieren […]

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  4. Avatar von Projektleitung, Projektsteuerung und Bauleitung – Demanega

    […] sind komplex und folglich müssen auch das Krisenmanagement, Konfliktmanagement sowie die Kommunikation angemessen sein. Eine vielfach extrem unterschätzte Angelegenheit, die viel böses Blut und […]

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  5. Avatar von Mediale Krisen und Konflikte: Trotzdem zum Projekterfolg – Demanega

    […] Handeln oftmals unmöglich macht. Andersherum wird vielfach auch gezielt ein Konflikt an die Medien gespielt, um Verhandlungspartner nervös zu machen und somit die eigenen Ziele vielleicht eher zu […]

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  6. Avatar von Krisenvermeidung und Krisenmanagement – Demanega

    […] Krisenmanagement: Orientierung am Ernstfall Krisenkommunikation und gezielte mediale Kampagnen […]

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