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Industriebau: Zwischen Bauwerk und Maschine

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Der Architekt Peter Behrens befasste sich ab 1904 intensiv mit der Industriearchitektur. In Peter Behrens Büro wirkten Ludwig Mies van der Rohe und Walter Gropius mit, sodass Peter Behrens als einer der Vorbereiter der architektonischen Moderne gilt und dabei gleichermaßen den traditionellen als auch den avantgardistischen Flügel der baulichen Moderne prägte.

Die durch die Reform postulierte konstruktive Wahrhaftigkeit setzte Behrens konsequent um und verstand es, wie für die frühe Moderne üblich, Moderne mit Tradition zu verbinden: „Wie die Natur Schönes schafft, indem sie alles zweckvoll anordnet, so ist es auch der Architektur möglich, ästhetische Werte zu formen, wenn die Bedürfnisse, die bei einem Bau zugrunde liegen, ganz empfunden und in praktischer Weise durch richtige Konstruktion gelöst werden“ [1].

Für Peter Behrens kam es dabei besonders auf Monumentalität an. Monumentalität verstand sich dabei für ihn gleichbedeutend mit Bedeutung in einer konzentrierten und übersteigerten Form. Übersteigert war auch der Einsatz der klassischen Form bei Peter Behrens.
Im Industriezeitalter, in dem de Geschwindigkeiten höher wurden, wurde im Rahmen der Industriearchitektur eine neue, eine ökonomische und rationale Ästhetik etabliert. Es war dies eine Ästhetik, die auf Abstraktion hinauslief, auf rhythmische Schönheit sowie auf konstruktive Rationalität.

Behrens gilt als gestalterischer Pionier des modernen Industriebaus. Behrens Werk bestand in einer „Erforschung der elementaren formalen Möglichkeiten“ [2] im Maschinenzeitalter.

Peter Behrens Haltung in Bezug auf den Klassizismus resultierte in der Behauptung, „der Form gelte der Vorrang vor Material und Technik“ sowie in der Ansicht, die moderne Architektur solle auf Gesetzmäßigkeit gründen. Nach Behrens „müsse sich die ästhetische Wirkung von modernen Bauten ausschließlich aus der Anordnung ihrer Baumassen ableiten“ [2].

Heute stellt der Industriebau ähnlich wie damals eine extreme Exposition dar, werden Baumaterialien und Tragwerke nämlich in großen Spannweiten, mit hohen Belastungen sowie in dynamischen Belastungen eingesetzt. Im Sinne der Industrie 4.0 verschmelzen Bauwerk und Maschine immer deutlicher. In diesem Sinne werden Werkstoffe wie Stahl, Stahlbeton, vorgespannter Stahlbeton sowie hybride Bauweisen mit Holz an ihre Grenzen belastet. Im Sinne des Leichtbaus sowie der Erfüllung von Mehrzweckaufgaben geht es immer deutlicher auch darum, das fertige Bauwerk nicht nur im fertigen Stadium, sondern auch im Rahmen der Ausführung durchzudenken.

Der Zweckbau ist allerdings nie der Wahrheit letzter Schluss. Baukultur bedeutet, dass wir der Masse eine Form geben wollen und können. Darin besteht das formalistische Prinzip. Befolgt man die Lehren von Peter Behrens, dann wird klar, dass gerade auch im modernen Einsatz des Werkstoffes ein Formalismus möglich und notwendig ist und dass Architektur im Sinne einer „Corporate Identity“ die intensivste Kommunikation mit der Außenwelt ist, weil Bauen gleichermaßen Repräsentation und Funktion ist und in dieser Einheit die Symbolik zu etwas Echtem und Gelebtem wird.

Literatur:

[1] Nils Aschenbeck: „Reformarchitektur: Die Konstituierung der Ästhetik der Moderne“, Birkhäuser Verlag, Basel 2016

[2] Vittorio Magnago Lampugnani & Romana Schneider: “Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 1950 – Expressionismus und Neue Sachlichkeit“, Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1994

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