Die Auseinandersetzung mit dem Land
Jedes Projekt, aber auch jede Betrachtung einer Landschaft, die einem Projekt vorausgehen muss, ist eine Auseinandersetzung mit dem Ort und mit dem Boden, mit dem Wasser, mit den Winden. Jedes erfolgreiche Projekt beginnt beim Baugrund, überlegt sich die für den jeweiligen Ort und die Projektidee passende Form und Konstruktion und schafft am Ende bessere Umgebungen durch bessere Projekte.
Wahrscheinlich können wir auch nur dann hervorragende Projekte verwirklichen, wenn wir die ästhetische Liebe zur Landschaft und zur Natur kultivieren. Ein jedes Land wird zuallererst einmal durch den Breitengrad und sodann durch die Höhen und Tiefen, also durch die Geomorphologie und Geologie, charakterisiert. Daraus ergeben sich Flora und Fauna. Und das ist auch der Zugang in einem neuen Land, der die Geschichte und die wechselvollen historischen Zusammenhänge bedingt.
Die geologische Formation der Alpen reicht vom Mittelmeer in Frankreich mit den so genannten Seealpen oder „Alpes Maritimes“ bis zum Pannonischen Becken im Osten. Im größeren Ganzen bilden die Alpen aber mit den Pyrenäen im Westen sowie dem Apennin im Südwesten, mit den Karpaten und dem Dinarischen Gebirge im Osten und weiter dem Kaukasus bis hin zum Himalaya den Alpidischen Gebirgsgürtel, der sich durch die plattentektonischen Vorgänge ergibt.
Das Dinarische Gebirge, das charakteristisch ist für Kroatien, erstreckt sich vom Ostufer der Adria von Slowenien über Kroatien, Bosnien, Serbien, Montenegro bis nach Albanien. Das Toponym „Karst“ bezieht sich eigentlich auf den nördlichen Bereich der Dinarischen Alpen und hängt mit der Erforschung des Gebirges durch österreichische, slowenische und slowakische Forscher der Habsburgermonarchie zusammen, die den Begriff „Karst“ folglich auf eine spezifische geologische Formation bezogen, die nicht mehr nur mit dem südeuropäischen „Karst“ zusammenhängt.
Karst bezeichnet geologisch betrachtet eine Kohlensäureverwitterung in Karbonatgesteinen, wie Kalksteinen, wodurch Kavitäten entstehen, in denen das Niederschlagswasser abrinnt. Die Verkarstung geht vorzugsweise von Trennflächen in verkarstungsfähigen Gebirgen aus, richtet sich nach dem Druckgradienten des Wassers und lässt Karstaquifere entstehen [1] [2]. Daraus folgend entspringen kaum Flüsse in Karstregionen, das Wasser sackt unterirdisch ab.
Klares blaues Meereswasser
Tektonisch besteht das Adriatische Meer in der Adriatischen Platte, die sich sowohl in den Süddinariden als auch am Appenin unter die Eurasische Platte bewegt (subduziert).
Das Adriatische Meer selbst ist ein Seitenbecken des Mittelmeeres und mit einer durchschnittlichen Tiefe von rund 170 Metern und einer maximalen Tiefe von rund 1.228 Metern relativ flach. Kroatien selbst verfügt über rund 1246 Inseln und ist damit einer der zerklüftetsten Küsten Europas.
Wenn wir an das Meer denken, sehnen wir uns selbstverständlich nach klarem bis transparentem Wasser, weißem Sand und grünem Hinterland. Doch welche Faktoren bestimmen über die Klarheit des Meerwassers?
Grundsätzlich verfügen die Meere dieser Welt über verschiedene Küstenformen, die wie immer im Zusammenhang mit Gewässern extrem dynamisch sind und durch ständige Veränderungen und Bewegungen gekennzeichnet sind. Jede Welle verändert die Struktur eines Sandes. Die Brandungszone ist jener Bereich in Küstennähe, wo das Meer flacher wird, bis die Wellen brechen. An diesem Steigungsabfall setzen sich Sandbänke ab. Die Schwallzone wird hingegen durch Schwall und Sog charakterisiert [3].
Im Gegensatz zu flacher Geomorphologie, die Sandstrände mit der entsprechenden Sedimentation von Sanden fördert, sind Kiesstrände tendenziell steiler.
Als Steilküsten werden hingegen abrupte Neigungen bezeichnet, die durch Felsklippen gebildet werden.
Sandstrände sind insbesondere im touristischen Kontext gefragt, aber auch zunehmend gefährdet. Unsere Flüsse verfügen durch künstliche Eingriffe über deutlich weniger Sand. Für einen Sandstrand ist ein steter Nachschub an Sand essentiell. Durch Eingriffe in die Vegetation in Küstennähe oder durch Sandabtrag im Meer wird die Erosion begünstigt. Steigende Weltmeere greifen ebenso die Sandstrände an.
Die Frage nach der Klarheit des Meerwassers ist insbesondere eine Frage nach dem Nährstoffgehalt. Gegenüber der Nordsee ist das Mittelmeere, besonders im Osten, extrem nährstoffarm, was auch mit den höheren Temperaturen zusammen hängt. Folglich fehlen die biologischen Grundlagen, damit sich Plankton und Algen bilden und dem Wasser eine Farbe geben. Hinzu kommt in Kroatien die relativ hohe Salzdichte, die das Wasser klarer macht.
Ein anderer Faktor ist die Sandfracht, also Sedimente und Schwebstoffe, die mit den Strömungsverhältnissen zusammenhängen. In größerer Entfernung vom Festland ist das Meer weniger Sedimenten ausgesetzt. Zuflüsse, Flussmündungen, aber auch Bewegungen durch die Schifffahrt wirbeln das Wasser auf. Vom konstruktiven Wasserbau her wissen wir, dass das Wasser tendenziell ruhiger ist, wenn es durch Vegetation oder Hindernisse – etwa Riffe oder Steinschlichtungen – gebremst wird.
In diesem Sinne ist die Geomorphologie entscheidend, die den Ausschlag gibt, ob eine Bucht vor Strömungen geschützt ist oder nicht. Um erneut beim Sedimentationsgesetz von Stokes zu bleiben, werden schwere Körner wie Kies natürlich weniger aufgewühlt wie Sand.
In vielen Fällen ist das trübe Wasser folglich nicht ein Zeichen für Verschmutzung, sondern von Nährstoffarmut im Gegensatz zu trüben, nährstoffreichen Gewässern.
Im Falle Kroatiens kommen warme Strömungen und Winde aus Afrika hinzu, nämlich der warme Scirocco, während die Bora in böenartigen nördlichen Fallwinden bestehen.
Wechselvolle Geschichte
Wechselvoll ist auch die Geschichte Istriens. Nach dem Ersten Weltkrieg bekam Italien nicht nur Südtirol, sondern auch Triest und Istrien zugesprochen, das bis dahin Teil der Habsburgermonarchie war. Im Gegensatz zu Südtirol gab es in Istrien eine zumindest flächenweise mehrheitliche italienische Bevölkerung.
Weitere mehrheitlich italienische Städte wie Fiume blieben Italien verwehrt, wie auch sonstige Versprechungen, die zum Übertritt zur Entente im Ersten Weltkrieg bewegen sollten. Die Enttäuschung sowie die schmerzende Eitelkeit waren groß. Paramilitärische Gruppierungen unter Gabriele D’Annunzio besetzten die Stadt Fiume.
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Italien dann auch Istrien an Jugoslawien aufgeben. Die weitere Geschichte ist bekannt. Seit 1991 besteht der unabhängige Staat Kroatien.
Literatur:
[1] Wolfgang Dachroth: „Handbuch der Baugeologie und Geotechnik“, Springer Verlag, Berlin 2017
[2] Helmut Prinz und Roland Strauß: „Ingenieurgeologie“, Springer Spektrum, Berlin 2017
[3] John Grotzinger · Thomas Jordan: „Press /Siever: Allgemeine Geologie“, Springer Nature, Berlin Heidelberg 2017
[4] Robert Hofrichter: „Das Mittelmeer – Geschichte und Zukunft eines ökologisch sensiblen Raums“, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2020


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