Notre-Dame: Auferstanden aus Ruinen

Vor etwas mehr als zwei Jahren zerstörte ein Brand Teile der französischen Kathedrale Notre-Dame zu Paris. Dabei fiel der Feuersbrunst nicht irgendein Gebäude zum Opfer, sondern eines der bedeutendsten Bauwerke der menschlichen Schaffenskraft. Seine Einzigartigkeit erlangt das Gotteshaus dabei nicht nur aus der schier unvorstellbaren ingenieuretechnischen Höchstleistung der Verantwortlichen bei Baubeginn im 12. Jahrhundert, sondern auch durch seine Rolle als geschichtliche Wirkungsstätte für ganz Europa und seine facettenreiche, detailhafte Schönheit an sich.

Es überrascht daher nicht, dass die oberste Riege der französischen Politik die Wiedererrichtung der abgebrannten und zertrümmerten Kathedrale zur Chefsache erklärte und die Fertigstellung für das Jahr 2024 datierte. Diese Datum verkörpert dabei ein sehr ambitioniertes Ziel in Anbetracht der zu leistenden Arbeit, sind doch für viele Bauschritte handwerkliche Experten gefragt, welche auf Grundlage von Plänen aus dem 19. Jahrhundert arbeiten. Moderne Fertigungsmethoden oder Materialien können dabei nur in geringen Maße zum Einsatz kommen, um im fertigen Zustand das Antlitz vergangener Tage nicht zu verunstalten.

Insgesamt müssen an die 2.000 Eichen für den originalgetreuen Wiederaufbau der Turmspitze und des Dachstuhls geschlagen und verarbeitet werden. Diese, teils mehrere hunderte Jahre alten Bäume, sollen dabei nur aus Frankreich selbst bezogen werden, um den hohen Qualitätsanforderungen zu genügen. Zudem werden für den Bau exakt passende Kalksteine aus dem Pariser Becken benötigt, die durch ein eigens ins Leben gerufenes geologisches Projekt aus unterschiedlichen Steinbrüchen der Umgebung herbeigeschafft werden sollen. Ziel ist es, das ganz spezifische Gewicht der Dachkonstruktion wiederherzustellen, welches für die statische Stabilität des gesamten Gebäudes ausschlaggebend ist.

Die Tatkraft, mit welcher an die Reparatur der Kathedrale Notre-Dame zu Paris herangegangen wird, ist äußerst tugendhaft und lässt dabei nicht nur die Wertschätzung für dieses architektonische Juwel erahnen, sondern spiegelt vielmehr auch das Bewusstsein für geschichtliche und soziale Bedeutung des Bauwerks für die gesamte Französische Republik und darüber hinaus für Europa wieder.

Interaktive Karte zum Großbrand von Notre Dame

Weiterführender Artikel: Was Baukultur ist

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