Für eine Kultur der Planung!

Die These, dass eine Kultur der Planung wichtiger ist als die Digitalisierung in Hinblick auf BIM (building information modeling), soll an dieser Stelle vertiefend behandelt werden.

Gunter Dueck, Mathematikprofessor und ehemaliger Cheftechnologe bei IBM, erkennt in Hinblick auf die Digitalisierung zwei Wege, die nicht gleichzeitig beschritten werden könnten:

1. Dinge billiger und effizienter machen: Diese Variante führe zwangsläufig zur Roboterisierung und Automatisierung der Arbeit

2. Mehr Exzellenz anstreben: Dieser Weg bedeute eine Begeisterung für das Neue und für eine neue Kultur der Zusammenarbeit.

Gunter Dueck befasst sich als Bestsellerautor und Redner vierwiegend mit den Themen Prozessoptimierung und mit dem sozialen Verhalten in komplexen Organisationen.

Der überspitzte Begriff der „Schwarmdummheit“ kennzeichnet nach Dueck das Problem, dass komplexe Organisationen und Strukturen in Summe nicht zwangsläufig optimaler funktionieren, sondern strukturelle Probleme nur noch eklatanter zu Tage kommen. Hinzu kommt die Energie, die im System selbst versandet.

Damit eine Organisation optimal läuft, ist folglich so etwas, wie eine hohe Kulturalisierung notwendig. Dueck spricht vom „First-Class-Ansatz“.

„Wie wollen wir in Zukunft leben? Welche Verkehrssysteme sind ideal? Wie sieht Bildung in der Wissensgesellschaft aus? Wie leben wir weiter als Volk der Dichter, Denker, Ingenieure und des Made in Germany? Welche Menschen brauchen wir in Zukunft – wie erziehen wir sie? Wozu sind wir selbst da? Welche Verantwortung haben wir über bloße Jobs hinaus? Was ist beste Forschung, Entwicklung und Arbeit? Wie kommt man dahin, das Beste zu verwirklichen? First Class stellt die Fragen im absoluten Sinn. Darum kreisen Denken und Handeln [noch mal: und Handeln]. Erfolg ist, dass es verwirklicht wird. Dafür zeigen sie Leidenschaft und Feuer, sie sind Pioniere und Unternehmer“.

Gunter Dueck in „Schwarmdummheit“

Vielleicht unterstreicht Dueck damit auch, wozu Menschen wirklich in der Lage sind, wenn sie den passenden Rahmen erhalten, der diese Entfaltung zulässt. Und welche Strukturen notwendig sind, damit Menschen – so wie im Silicon Valley – Schwarmintelligenz entwickeln. Die menschliche Kultur ist das Eigentliche. Wo wir nicht in der Lage sind, eine solche Kultur zu etablieren, sind komplexe (digitale) Strukturen eher das Problem als die Lösung.

Die Option, Dinge nur billiger und effizienter zu machen, und dabei auf die Exzellenz zu vergessen, ist keine wirkliche Option im Sinne einer hochwertigen Planung auf der Höhe unserer Zeit, in welche zahlreiche Probleme einwirken, die früher eher vernachlässigt wurden (ökologische Faktoren, Nachhaltigkeit, Lebenszyklus-Kosten, Dauerhaftigkeit, soziale Verträglichkeit, Generationengerechtigkeit).

Digitalisierung und BIM sind dann, wenn die Grundlagen passen, ein Werkzeug, um eine neue Kultur der Planung, die auf Zusammenarbeit, soziale Vernetzung, gesamtheitliche Ausrichtung und Verantwortlichkeit setzt, durchzusetzen. Digitalisierung und BIM sind aber nicht Selbstzweck oder Ersatz für die Kultur.

Literatur:

„Schwarmdumm. So blöd sind wir nur gemeinsam“. Campus, Frankfurt am Main 2015

„Professionelle Intelligenz: Worauf es morgen ankommt“. Eichborn, Frankfurt am Main 2011

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