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Durch Baukultur bleibende Werte schaffen

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Schafft Baukultur materielle Werte? Zuvor: Was ist eigentlich Baukultur? Dass durch Baukultur – der Definition zufolge – immaterielle Werte geschaffen werden, liegt auf der Hand. Kultur bezeichnet immer etwas Immaterielles, etwas, das vielfach entkontextualisiert von der materiellen Funktion im Symbolischen weiter existiert.

Vorerst gilt es allerdings das Thema Immobilienwerte zu vertiefen. Wenn wir von Immobilien und bleibenden Werten sprechen, dann geht es prinzipiell um eine Wertsicherung über Jahrzehnte hinweg. Im Normalfall ist die wirtschaftliche Lebensdauer herkömmlicher Bauwerke nach 50 Jahren beendet. Dann schwindet der materielle Wert und es bleibt im schlimmsten Fall nur der Baugrund übrig.

Doch was kommt danach? Im schlimmsten Fall der Abriss, weil die materielle Lebensdauer des Bauwerks zu Ende ist und nur noch die Summe an verbauter Materie da ist. Noch schlimmer ist vielleicht der Abriss, nicht aus materiellen Gründen, sondern weil das Bauwerk funktionell und ästhetisch nicht mehr tragbar ist. Ja, wir verlangen nach Ästhetik. Das Bauwerk ist unsere äußerste Hülle und repräsentiert uns.

Um bei der Ökonomie zu bleiben: Weil sich am Markt ein Preis aus Angebot und Nachfrage ergibt, ist das Knappe immer wertvoll. Das Historische ist alleine schon wegen der zurückliegenden Geschichte nicht reproduzierbar, folglich knapp und daher wertvoll. In diesem Sinne ist Baukultur reiner Luxus.

„Baukultur steht für langfristigen Werterhalt bzw. Wertzuwachs bei Investitionen. Sie sorgt für Unverwechselbarkeit, schafft lokale, regionale und nationale Identitäten. Baukultur schafft gesellschaftlichen und ökonomischen Mehrwert – Baukultur ist eine Investition in die Zukunft“ stellt Rainer Nagel richtig fest.

Heute denken wir beim Bauen zwangsläufig immer auch an Abriss und Nachnutzung. Aber selbst dann, wenn wir nicht daran denken wollen, so amortisieren sich unsere Baukosten in ihrer Lebensdauer und es ist klar, dass Bauwerke mit langfristigen Lebensdauern folglich einen hohen materiellen Wert erzielen, wenn wir denn nur in größeren Zeitabschnitten denken.

Neben dem Materiellen ist das Immaterielle von Bedeutung. Es gibt sie, diese historischen Objekte, die uns nach 200 oder 300 Jahre das Gefühl der Überzeitlichkeit und organischer Natürlichkeit geben. Wenn wir es andersherum schaffen, diesen Bestand schonend zu renovieren, durch kleine Eingriffe funktionell anzupassen und ökologisch zu modernisieren, wenn wir durch eine solide Planung mit einem klaren Kostenrahmen und einem optimalen Plan-Soll unsere Ideen auch im Altbau materialisieren, dann schaffen wir ästhetische und materielle Werte.

Um dieses Plan-Soll zu verwirklichen, sind Planung und Ausführung auf höchstem Niveau notwendig und besonders an die Tragwerksplanung richten sich im Sinne eines effizienten, aber schonenden Umbaus die allerhöchsten Anforderungen.

Das Orientieren an Baukultur verändert aber auch unser Bauen, ob beim Neubau oder in der Sanierung. Die praktische Handlungsanleitung, um dauerhaft Wertvolles zu schaffen, lautet: Funktionell anpassbar, Ästhetisch klassisch und konstruktiv dauerhaft bauen, damit auch einen partiellen Austausch und eine laufende Anpassung ermöglichen.

Und manchmal geht es noch nicht einmal um Werte, sondern um eine (ästhetische) Haltung und in diesem Sinne um die individuelle Selbstvergewisserung – und Selbstverwirklichung – durch Kultur. In Zeiten, in denen ohnehin scheinbar alles verfügbar und künstlich reproduzierbar ist, ist das Echte, das uns vorausgeht und auch noch nach uns bleibt, von unschätzbarem Wert. Nobel, wer es schafft, durch sein Tun am Bleibenden beizutragen.

2 Antworten zu „Durch Baukultur bleibende Werte schaffen”.

  1. Avatar von DMN* ReThink _ Bestandsmanagement statt Versiegelung und Verbauung – Demanega

    […] und aktivieren, entstehen deutlich interessantere und spannungsgeladenere Projekte, die einen Mehrwert erzielen und sich von gesichtslosen Bauwerken […]

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  2. Avatar von Gegen die Wegwerfarchitektur: Für ein Bauen mit Dauerhaftigkeit und Kontinuität – Demanega

    […] Weiterbauen am baukulturellen Erbe: Tragwerksplanung im Bestand und im Denkmal Durch Baukultur bleibende Werte schaffen […]

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