Dass Immobilien definitionsgemäß immobil sind, bedingt eine bestimmte Trägheit gegenüber anderen technologischen Branchen. Disruptive Entwicklungen wie grüner, serieller, digitaler kommen folglich mit Verspätung.
Überhaupt ist der Neubau zumindest in Mitteleuropa nicht das Maß aller Dinge. Bauland wird restriktiver ausgewiesen. Die Bauflächen für die vielen Neubauideen gibt es einfach nicht mehr. Das innovative und serielle Sanieren wird zur Zukunftsaufgabe der gesamten Baubranche und folglich auch die Immobilienwirtschaft erfassen.
Susanne Eickermann-Riepe, die nach der Immobiliensparte bei PWC Deutschland den Verband der Immobiliensachverständigen RICS in Deutschland leitet, umrahmt die Rahmenbedingungen, die die Immobilienbranche im Jahr 2023 im Sinne eines „Managed to green“ erfassen: „Das beginnt mit der Erhöhung der Energieeffizienz durch bessere Regelung bis hin zur Energieproduktion mittels Solaranlagen auf den Dächern. Bei Gebäuden im Bestand kommen Fragen hinzu, die die Substanz betreffen, etwa Dämmung oder Austausch von Fenstern. Wirtschaftlichkeit ist bestimmt durch die Höhe der Kosten, die reduzierten Aufwendungen und die erhöhten Einnahmen bis zur Amortisation“.
Und weiter: „Grundsätzlich werden alle Investitionen in Nachhaltigkeit zum Werterhalt beitragen, insbesondere wenn die Regulierung zuschlägt. Bei Eigennutzung sinken die laufenden Betriebskosten, und in der Vermietung sind die Vorteile im Wettbewerb nicht zu unterschätzen. Auch Mieter oder Käufer setzen sich neue Kriterien. Wer will schon in einem nicht mehr zeitgemäßen Gebäude arbeiten?“.
Die Tendenz am Markt zeigt in Richtung: Gute Standorte mit guten Nachhaltigkeitskriterien“. Abfallend seien Objekte mit nachlassender Nachfrage sobald Investitionen notwendig werden, um Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen. Die Fuge klaffe auf.
Künftig liege der Fokus auf der „Renovation Wave“: Der Neubau, nachhaltig und top konzipiert, sei zunehmend selten. Der Neubau sei folglich teuer und es seien wenige Produkte verfügbar. Der Bestand umfasse in Deutschland hingegen 98 Prozent. Dort bestehe der große Markt.
Das innovative und serielle Sanieren muss konzeptionell neu aufgefasst sein. Der bauliche Aufwand ist realistischer abzubilden, um Planungssicherheit zu erzielen. Dazu sind digitale Methoden wesentlich. Der digitale Zwilling im Sinne von BIM vereint alle Planer, liefert aber auch Auftraggebern und Nutzern eine Möglichkeit zur Echtzeit-Mitentscheidung.
Die Planung muss öfter in Richtung Kernsanierung gehen. Nicht immer ist dann Holzbau die langfristigste Lösung. Ein Skelettbau erweitert die künftige Gestaltungsfreiheiten. Ist dieser in Stahlbeton, liegen die Vorteile auf der Hand. Holz kann dann ohnehin genügend Einsatz finden.
Und das Bauen im Bestand muss grüner und nachhaltiger werden: Mehr erhalten und ertüchtigen, weniger ersetzen und abreißen. Damit am Ende lebenswerte Umgebungen entstehen, muss mehr Grün in den Mittelpunkt geraten. Ob an der Fassade oder als Garten.
Heute geht es um bessere Projekte, die bessere Umgebungen verwirklichen. Mehr denn je.
Literatur:
[1] Manager Magazin, 6/2023


Hinterlasse einen Kommentar