Wer unterfordert ist, bleibt nicht lange, sondern sucht nach neuen Abenteuern. Wenn wir nach Peter Sloterjik die „Vertikale“ im Leben erkennen, dann ist es eine leidenschaftliche Pflicht, dass wir uns nach oben orientieren, nicht um nach nach Erfolg und Profit, sondern nach fachlicher Herausforderung, nach Tiefe, nach Weite und nach Substanz zu streben.
Dann wollen und müssen wir uns an den großen Fragestellungen messen, uns daran abarbeiten, an ihnen wachsen und jede Herausforderung als Wagnis verstehen, weiter zu wachsen und die Herausforderung zu bewältigen. Es geht um das so genannte Reiten des Tigers.
In diesem Sinne sind Scheitern und persönlicher Schmerz temporär, aber das Wachsen permanent und permanent notwendig. Und ja, scheitern gehört in diesem Zusammenhang dazu. Wer allerdings die Herausforderung nicht annimmt, bereits vor dem Anfang unendlich viele Ausreden kultiviert, um nicht aktiv werden zu müssen, der scheitert bereits von Anfang an. Scheitern ohne es versucht zu haben.
Die Auseinandersetzung bedeutet auch, dass wir mit oftmals toxischen Zeitgenossen ein Auskommen finden müssen und nicht einfach die Flucht antreten können, was zweifelsfrei vielfach der leichteste Weg wäre.
Toxische Menschen haben einen Hang zur persönlichen Beleidigung, suchen Probleme statt Lösungen, sehen sich immer im Recht und überschätzen sich maßlos, respektieren den persönlichen Raum anderer nicht und dringen frech in diesen ein, drehen und wenden die Tatsachen, um selbst besser da zu stehen und die Verantwortung den anderen zuzuschieben.
Entsprechend der Konflikttheorie nach Friedrich Glasl ist im Toxischen die Tendenz in Richtung Kampagne gegeben. Im Medienzeitalter ist das negative Kampagnieren nicht nur im Sinne von „Dirty Campaining“ weit verbreitet, sondern offenbar häufig eine fragwürdige Praktik, um sich dadurch selbst vermeintlich besser darzustellen.
Wir fühlen uns durch toxisches Verhalten zu Recht angegriffen und im Negativen herausgefordert. Die Versuchung ist groß, den Emotionen freien Lauf zu lassen. In diesen Augenblicken gilt es, durchzuatmen, nicht aus Emotion und Reaktion heraus zu handeln, an die mittel- und längerfristigen Ziele zu denken und die Vorzeichen bewusst umzukehren.
Glaubt man dem Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun, dann hat jede Nachricht vier Ebenen:
- Einen Sachinhalt
- Eine Beziehungsebene, die eine Wertung zwischen Sender und Empfänger der Nachricht ausdrückt
- Einen Appell sowie
- Eine Selbstoffenbarung, die eine Selbstdarstellung, aber auch eine Selbstenthüllung darlegt.
„Vier Ebenen, die der Sender in der Nachricht übermitteln kann, und vier Ebenen, die der
Empfänger dekodieren oder interpretieren kann“ [1]. Daran gilt es sowohl als Sender als auch als Empfänger zu denken. Denkt man an diese Ebenen einer Nachricht, dann fällt es als Sender leichter, klar und distinguiert zu kommunizieren und als Empfänger leichter, die Nachricht richtig einzuordnen. Vielfach müssen wir uns aber auch viel deutlicher ausdrücken und den Raum für Interpretationen durch klare Positionierungen ausklammern.
Oft ist auch ein wenig Selbstreflexion notwendig: Wann verhalten wir uns selbst toxisch? Und warum?
Die anderen für den Projekterfolg in die Pflicht zu nehmen, vorwurfslos an das größere Ganze appellieren, jede einzelne Handlung in Relation zum Ganzen zu setzen, die Bedeutung jedes Einzelnen verdeutlichen, dabei aber auch Leistung belohnen und Perspektiven bieten, bereinigt den asymmetrischen Verlauf der Auseinandersetzung und holt die emotionale Debatte dorthin zurück, wo sich mit rationalen Argumenten hantieren lässt und wo das Positive dominiert.
Manchmal ist auch ein wenig optimistische Naivität notwendig: So zu tun, als ob alle das beste wollen würden und an das beste appellieren, und zwar im vollen Bewusstsein, dass es leider nicht immer von allen unbedingt gewollt wird. Ein klein wenig müssen wir aber die Realität ins Ideal zwingen. Es geht um Wirklichkeitsoptimierung.
Literatur:
[1] Nina Schwab: „Konfliktkompetenz im Bauprojektmanagement: Konfliktrisiken vermeiden – Konfliktpotenziale nutzen“, Springer Vieweg, Wiesbaden 2019


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