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Mediale Krisen und Konflikte: Trotzdem zum Projekterfolg

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Konflikte und – in extremis – auch Gerichtskonflikte werden heute immer deutlicher in Medien ausgetragen. Dadurch besteht die erhöhte Gefahr, dass sich Konflikte zu Krisen ausweiten, weil eine Unkontrollierbarkeit in den Konflikt gerät, diesen deutlich verstärkt und das kühle und bedachte Handeln oftmals unmöglich macht. Andersherum wird vielfach auch gezielt ein Konflikt an die Medien gespielt, um Verhandlungspartner nervös zu machen und somit die eigenen Ziele vielleicht eher zu erreichen.

Gerät ein Konflikt erst einmal an die Medien, so ist der Handlungsspielraum für jeden Beteiligten deutlich enger gezogen. Mit der Öffentlichkeit gerät nämlich eine Macht ins Spiel, die sehr schwierig zu beeinflussen ist. In einer Demokratie ist diese Macht bedeutend, weil sie durch das Konzept des Skandals allfällige Übertretungen der allgemeinen Spielregeln unserer Gesellschaft ahndet. In Zeiten von „Fake news“ sowie einem nicht gleich berechtigten Zugang zu unseren Medien ist die Gefahr allerdings groß, dass Medienmacht gezielt manipulativ eingesetzt wird, um Machtinteressen zu bedienen. Wer sich jemals mit Politik befasst hat, kennt die Brisanz dessen.

Öffentliche Meinungsbildung und veröffentlichte Meinung sind grundsätzlich zwei verschiedene Angelegenheiten. Die „veröffentlichte“ Meinung, die allzu oft mit der öffentlichen Meinung verwechselt wird, ist durch den Umstand, dass der Zugang zur Öffentlichkeit aufgrund allerlei Verstrickungen nicht gleichberechtigt ist, eine mehr als einseitige Angelegenheit. Und so kommt es, dass bestimmte Fragestellungen nie aufgeworfen werden und andere in ihrer ganzen und breiten Einseitigkeit.

Es kommt nicht von ungefähr, dass Medienanwälte zunehmend bedeutend werden, um einen teilweise asymmetrischen Konflikt, der durch die Übermacht, den die Öffentlichkeit hat, immer asymmetrisch wird, geradezurücken. Medienanwälte haben nicht immer den besten Ruf; diese muss man sich nämlich erst einmal leisten können, sodass der Zugang ähnlich begrenzt ist wie jener zu den Medien selbst. In einem Rechtsstaat, in dem Konflikte zunehmend über die Medien geführt werden, was natürlich auch für Vorverurteilungen gilt, die nicht selten durch so genannte „Haltungs“-Medien betrieben werden, werden gezielte Aktivitäten notwendig, um den Geschädigten zu ihrer Unschuldsvermutung und zu ihrem Recht zu verhelfen.

Dieses Prinzip gilt natürlich gerade bei Bauprojekten. Viel Kapital, viel Risiko, ein straffes Zeitprogramm, viele Beteiligte, viel Fehlerpotential, hohe Spannung, vertragliche Verbindlichkeiten, viel Potential für Unvorhergesehenes, unzählige Normen, komplizierte und anspruchsvolle Anforderungen und jedes Mal eine Einzelanfertigung: Bauen birgt ein enormes Konfliktpotential, das alle Seiten arg beansprucht. Immer ist die Öffentlichkeit in Bauprojekte integriert, weil Bauen die Umgebung verändert, sich unterschiedliche Interessen und auch Vorbehalte treffen und bei großen Projekten der mediale Fokus nun einmal immens ist.

Ohne strategische Konflikt- und Krisenkommunikation droht sich bei jedem größeren Konflikt bei größeren Bauprojekten eine Krise auszuweiten. Neben der soliden Planung müssen folglich Baubegleitung, Kommunikation, Public Relations sowie juristisches Projektmanagement Hand in Hand arbeiten, um den Projekterfolg zu verwirklichen.

Wer an öffentlichen Projekten oder grundsätzlich an Bauprojekten arbeitet, ist immer Konflikten ausgesetzt, die dann, wenn die Öffentlichkeit das Zepter übernimmt, zur Krise auszuweiten drohen. Es wird so lange geschürt, bis irgenjemand die Nerven verliert. Allerdings auch nur dann, wenn keine funktionierende Risikobewertung und keine Vorbereitung auf den Ernstfall gegeben sind, die die Krisenkommunikation und die Litigation-PR umfassen.

Befasst man sich mit der Konflikttheorie nach Friedrich Glasl, dann gibt es in jedem Konflikt, der auch latent und dauerhaft sein kann, den Moment, in dem die schürende Seite nur noch die potentiell negativen Charakteristiken in den Vordergrund stellt und alles potentiell Positive bewusst ausblendet. Die Mediation droht zu scheitern, der Konflikt wird aktiv geschürt. Die toxische Seite, die den Konflikt schürt, ist aber meistens auch leicht zu identifizieren.

Wer – auf der anderen Seite – Risiken laufend bewertet, hat auch in Krisen die Überhand und weiß diese zu meistern. Mit kühlem Verstand, Weitblick und Strategie, aber auch mit dem Willen zum Konsens. Dabei geht es einmal mehr darum, den Konflikt als Ganzen zu betrachten und Motive zu ergründen. Es kommt nur auf zwei Dinge an: Auf Krisenerprobung und auf den Mut zur Haltung. Es zahlt sich prinzipiell aus, wenn alle Projektbeteiligten eine bestimmte Erfahrung mit Krisen und öffentlicher Meinungsbildung, besonders auch im Negativen, haben.

Wenn wir heute von “besseren” träumen, die grünere Umgebungen schaffen sollen, dann ist die Projektumsetzung mit allen Eventualitäten und Risiken das Um und Auf und es gilt, deutlich mehr Ressourcen in den optimalen Projektablauf zu investieren. Auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, bedeutet, an „optimalen“ Projekten zu arbeiten, alle Prozesse laufend zu verbessern, die Planung und Ausführung akkurat zu dokumentieren und mit dem potentiellen Ernstfall zu leben.

Folgt dann der Ernstfall in Form der Krise, dann ist ein Krisenmanagement an den Tag zu legen, das die eigenen Interessen im Strudel der Krise bewahrt und in den Vordergrund stellt und das die Umstände im Sinne eines positiven Projektabschlusses umlenkt. Grundsätzlich gilt: Krisenmanagement ist Chefsache und der beste Krisenmanager ist auch im Bauwesen gut genug. Es steht nämlich viel auf dem Spiel.

Literatur:

[1] Wolfgang Immerschitt: „Kommunikationsmanagement von Bauprojekten: Meinungsbildung statt Stimmungsmache in Projektkultur und Public Relations“, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2017

[2] Martin Wohlrabe (Hrsgb.): „Litigation PR – Wie Krisenkommunikation im Gerichtssaal der Öffentlichkeit funktioniert“, Springer Verlag, Wiesbaden 2020

2 Antworten zu „Mediale Krisen und Konflikte: Trotzdem zum Projekterfolg”.

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