Holzbaukunst in Geschichte und Gegenwart

Die fragile Dauerhaftigkeit von Holz eröffnet im konstruktiven Sinne einige Herausforderungen. Holz ist dauerhaft, allerdings nur, wenn wir die Eigenarten des Werkstoffes Holz gekonnt zu beachten wissen und diese konstruktiv umsetzen.

Auf den ersten Blick mag das Bauen mit Stein oder – in der Neuzeit – Beton um ein Vielfaches „einfacher“ erscheinen. Architektonisch ist – zumindest oberflächlich – jede nur denkbare Form möglich. Beton ist scheinbar amorph und flächenhaft, die Konstruktion ist nicht an bestimmte Richtungen gebunden, wie etwa der Holzbau an die Faserrichtung und an den Umstand, dass Bäume nun einmal in eine bestimmte Richtung wachsen.

Auf der anderen Seite geht mit einem derartigen Ansatz, der sich von der Natur der Dinge zu lösen scheint, jeder Bezug zur Natur verloren. Wir werden nachlässig, glauben, uns Fehler und Ungenauigkeiten, mangelhafte Auseinandersetzung und Materialverschwendung erlauben zu können, was im Holzbau eher nicht geht.

Im Holzbau wird die mehr oder weniger ausgeprägte Genialität der Konstruktion im Laufe der Zeit überprüfbar. Konstruktive Gegebenheiten, Ästhetik, Naturnähe, Feuchteschutz, zunehmend auch Akustik sowie Brandschutz beweisen sich im integralen Entwurf – oder nicht.

Diese Breite der Herausforderungen und Chancen erkennt Venantius Fortunatus bereits vor 1.500 Jahren. Venantius Fortunatus, der 540 in Valdobbiadene geboren und zwischen 600 und 610 in Poitiers in Frankreich verstorben ist, war ein Dichter und Hagiograph der Merowingerzeit und Bischof von Poitiers. Um 560 besuchte Venantius di aufblühenden Städte am Rhein, Main und Köln, und schrieb zu diesen Erfahrungen:

Weg mit euch, mit den Wänden von Quadersteinen! Viel höher

Scheint mir, ein meisterlich Werk, hier der gezimmerte Bau.

Schützend verwahren vor Wetter und Wind uns getäfelte Stuben,

Nirgends klaffenden Spalt duldet des Zimmermanns Hand.

Sonst nur gewähren uns Schutz das Gestein und der Mörtel zusammen,

Hier aber bietet ihn uns freundlich der heimische Wald.

Luftig umziehen den Bau ins Gevierte die stattlichen Lauben,

Reich von des Meisters Hand, spielend und künstlich geschnitzt.

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