Die Jagd ist eine besondere Form der Landbewirtschaftung. Ohne Jagdwirtschaft ist unsere heutige Kulturlandschaft nicht denkbar, ergeben sich nämlich weitreichende Konsequenzen für Forstwirtschaft, Landwirtschaft, aber auch für die biologische Vielfalt. Selbstverständlich könnte der Mensch die Natur ihrem Lauf überlassen, allerdings leben wir längst nicht mehr in einer Wildnis, in der sich das „Survival of the fittest“ einstellt, sondern in einer kulturalisierten Natur.
Der Mensch spielt sich darin als Walter und Gestalter auf. Ein Umstand, den wir, weil wir Zeit und Überfluss haben, kritisieren mögen, den wir allerdings nicht realistisch und nachhaltig aufheben können. Genauso, wie wir als Menschen nicht zulassen wollen, dass der Wolf „unsere“ Schafe reißt, weil es unsere sind, lassen wir nicht zu, dass sich ein vorkultureller Zustand einstellt. Es geht uns immer und überall um eine menschliche Natur.
Der Bau eines Hochstandes für die Ansitzjagd könnte elementarer nicht sein. Baumstämme aus der unmittelbaren Umgebung werden zum Bauwerk gefügt. Relativ wenige Hilfsmittel stehen zur Verfügung, es soll möglichst naturnah sein. Im Gegensatz zum Wohnbau kommt kein Steinbau unterstützend zur Anwendung. Das Bauwerk soll in der Natur aufgehen, übersehbar sein. Es gilt stattdessen, alleine den Werkstoff Holz derart stabil miteinander zu verbinden, dass der Hochstand der Auflast sowie dem Wind standhält, die Konstruktion folglich ausgesteift ist. Immer markieren die Hochstände, die wir in der Landschaft erspähen, die Bewirtschaftung des Landes, die Verbindung mit dem Territorium, die Achtung vor der Natur mit dem Versprechen, nur bedingt und im Rahmen des Notwendigen in sie einzugreifen.
Es handelt sich um eine Hochschätzung gegenüber der Natur, die dem modernen Menschen, der seine Lebensmittel aus der Supermarktketten bezieht und dessen Lebenselixier das Interner und nicht die natürliche Vitalität ist, nur bedingt nachvollziehbar ist. Mit entsprechenden Konsequenzen, die sich Zivilisationskrankheiten nennen.
Da das Land sowie die Rechte, die sich aus dem Land ergeben, ursprünglich dem Adel vorbehalten sind, ergibt sich ein Verhältnis zwischen Territorium und Jagdrechten, das sich – als symbolisches Zeichen – mit Vorbild England im Landsitz und im Jagdschloss äußern. Diese Konstellation bezieht sich vor allem auf das Hochwild, das historisch dem hohen Adel reserviert war. Entsprechen richtete sich der Adel in seinen Ländereien mit der entsprechenden Infrastruktur ein, um der Jagd auch als Gesellschaftsereignis nachzugehen.
Abgesehen vom Adel und seiner Mimosen kann es eine weniger auf Symbolik und dafür mehr auf die Essenz bezogene Eingliederung der Natur in unsere bewohnten Strukturen gehen, die sich auch in der Jagd äußert. Wenngleich diese Eingliederung dezent sein kann und muss. Indem wir jagen, eignen wir uns das Land an. Gleiches gilt für den bewussten Umgang mit der Landbebauung. Aber auch für die geistige „Eroberung“ des Landes durch Aneignung von Geschichte, Natur, Zusammenhänge und Baukultur.

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