Die Publikation „Südtirol“ erschien im fernen Jahr 2014 als ca. 30-seitiger Essay zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Südtirols. Die Fragestellungen: Kann Südtirol Staat? Muss Südtirol Staat? Wohin soll Südtirol?
Der Essay war der persönliche Versuch, dem tagespolitischen Geschehen ein wenig mehr Tiefe und einige bleibende Gedanken mitzugeben, in der Hoffnung, dass eine inhaltliche Diskussion entstehen würde, die nicht nur die Oberfläche, sondern mitunter auch die politische Essenz behandeln würde, also das, was uns vorausgeht und unsere politische Praxis voraussetzt.
Es ist und bleibt nämlich ein Manko des politischen Zeitgeschehens, gerade in Südtirol, dass Probleme – wenn überhaupt – nur an der Oberfläche debattiert werden und folglich die Grundlagen und mit ihnen die politische Kultur verloren gehen. Das, was dann übrig bleibt, ist inhaltsleeres Marketing sowie „Populismus“ im wahrsten Sinne des Wortes, der einmal in diese und einmal in jene Richtung ausschlägt. Wobei: „Populistisch“ sind in der politischen Praxis immer nur die „anderen“. Angeblich.

Naiv war rückblickend die Intention, es könne in Südtirol so etwas, wie eine politische Debatte geben. Eine solche Debatte kann es nicht geben, weil es keine gleichberechtigte Plattform dazu gibt. Ohne, dass ein Thema überhaupt zur Debatte gestellt wird und ohne eine „Darstellung“ setzt in der medialen Auseinandersetzung die „Gegendarstellung“ an, welche – mangels Dialektik und Dialog – einseitig ausfällt und mangels Weitsicht und intellektueller Redlichkeit in provinzieller Beengtheit erstickt.
Es gibt in unserer liberalistischen Welt keinen gleichberechtigten Zugang zur öffentlichen Meinungsbildung, sondern nur eine machtbedingte Schieflage. Und umso „progressiver“ und „offener“ sich manche Medien darstellen, umso weniger sind sie es.
Die Wochenzeitung FF sollte sich zu zwei „vernichtenden“ Kritiken durchringen, eigentlich Ansammlungen von phantasielosen Gemeinplätzen, die mangels journalistischer Offenheit keine Thesen, sondern nur einseitige Antithesen und politische Meinungen der Redaktion wiedergeben sollten. Kommentar zwecklos. Wozu auch objektiver Journalismus.
Andere, wie die Südtiroler Tageszeitung, hatten zu jener Zeit einfach keine Zeit, um sich mit Inhalten zu befassen, sondern betrieben froh und munter eine Anti-Politik auf tiefstem Populismus-Niveau. Noch nicht einmal ein Danke, das die Manieren geziemen, war die Zusendung der Publikation wert. Wäre ja noch schöner.
Und im so genannten volkstumspolitischen Bereich ersetzen das Nichtvergönnen sowie das Sektieren auf hohem Niveau die Auseinandersetzung mit realistischen Zukunftsbildern. Lieber gar keine Lösung, so die Devise.
Nach fast 10 Jahren kann eine Publikation wie die Schrift „Südtirol“ als Zeitdokument, also als Relikt einer bestimmten Zeit, einer bestimmten Phase und einer bestimmten Intention aufgefasst werden. Vieles mag veraltet und überholt sein. Einiges bleibt aber auch allzeit gültig.
Ein klein wenig schwingt jugendliche Unbedingtheit mit, aber auch der Zauber einer besseren Zeit, in der noch geträumt wurde, während die Politik heute alle ihre Visionen aufgegeben hat und nur noch lustlose Verwaltung des Status Quo und der Geschäfte betreibt. Es war eindeutig eine bessere Zeit und eine bessere Welt. Und vor allem bessere Träume.
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