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Wer war Franz Tappeiner?

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Franz Tappeiner wurde am 7. Jänner 1816 am Loretz-Hof über Laas geboren. Die Familie war bäuerlich, für ihre Verhältnisse zwar relativ wohlhabend, mit 14 Kindern war es aber nicht allzu leicht, eine Ausbildung zu finanzieren. Franz Tappeiner kamen seine Schulleistungen zugute.

Tappeiner besuchte das Gymnasium in Meran, studierte Philosophie in Innsbruck und anschließend medizinische und naturwissenschaftliche Studien in Padua und Prag. Zwischen 1838 und 1840 widmete er die Heimatjahre der Botanik, ehe er bis 1843 Medizin in Wien studierte.

Tappeiner wollte seinen naturwissenschaftlichen Studien als Militärarzt einer niederländischen Kompanie in Java nachgehen, das Vorhaben scheiterte an den weltpolitischen Entwicklungen.

1842 ließ sich Tappeiner als Arzt in Laas nieder, errang als Geburtshelfer, Wundarzt und insbesondere als Chirurg einen ausgezeichneten Ruf, sodass er dazu bewogen wurde, in Meran eine Praxis zu eröffnen, was 1846 passierte. Das Kurwesen nahm in Meran seine Anfänge. Bereits 1840 hatte sich der Tiroler Arzt Bernhard Mazegger in Meran niedergelassen, seine Praxis von Mailand nach Meran verlegt und eine Kaltwasserheilanstalt angeboten. Tappeiner wurde im aufstrebenden Meran „Kurarzt“, fand schnell Anschluss zu deutschfreiheitlichen Kreisen. Seine fortschrittlichen Methoden, auch in Bezug auf die Tuberkulose, sorgten für Aufsehen.

Anlässlich der Wahlen zur Frankfurter Wahlversammlung 1848 wurde Franz Tappeiner als Kandidat der freiheitlichen Kreise „Jung Meran“ nominiert. Tappeiner setzte sich für einen starken deutschen Bundesstaat mit republikanischen Zügen ein, unterlag letztlich aber dem Geistlichen Beda Weber. Das war alles andere als überraschend, wohl auch nicht für Franz Tappeiner, dem der drückende Einfluss der Kirche und der Klerikalen bekannt war. Franz Unterrichter von Rechtenthal, der im Wahlkreis Bozen gewählt wurde, musste das intrigante Wesen Beda Webers am eigenen Leib erfahren, der die Landbevölkerung mittels Unwahrheiten gegen die Deutschfreiheitlichen aufzuhetzen versuchte. Davon berichtet auch Joseph Streiter.

Ab 1849 widmete sich Franz Tappeiner wieder ganz der Medizin, bot hochmoderne Kurbehandlungen an, die legendär wurden. Zudem beteiligte er sich wesentlich an der Ausarbeitung einer Meraner Kurordnung. 1850 war das Meraner „Kurkomitee“ gegründet worden, 1855 wurde die Kurverwaltung konstituiert.

Das Kurwesen in Meran geht im Wesentlichen auf zwei Persönlichkeiten zurück: Einerseits Franz Tappeiner, andererseits auf Merans Bürgermeister von 1826 bis 1861, dem Juristen Josef Valentin Haller, dem es wesentlich war, Meran durch den Tourismus zu modernisieren. Bis 1861 (Februarpatent) kann im Prinzip nicht von Parteienzugehörigkeiten die Rede sein, ab 1861 waren allerdings alle Meraner Bürgermeister Angehörige der deutschfreiheitlichen Partei.

Tappeiner avancierte zu einer Institution des Kurwesens, bot ganzheitliche medizinische Behandlungen sowie eine humanistische Weltanschauung an. Tappeiner kann wohl als ein früher Vertreter der Reformbewegung betrachtet werden: Gesundheit werde nicht nur durch Medizin, sondern durch Natur, Licht und Bewegung gefördert.

Franz Tappeiner gelangte infolgedessen zu Wohlstand, kaufte Schloss Reichenbach in Obermais, baute es samt Praxis aus.

Schloss Reichenbach, Obermais

Hinzu kamen umfangreiche Studien im Bereich Tuberkulose. Als 1855 die Cholera in Meran ausbrach, beruhigte Tappeiner die Bevölkerung durch wissenschaftliche Aufklärung. Die Evolutionstheorie bei Charles Darwin und die Anthropologie beeinflussten Tappeiner nachhaltig. 1878 und 1879 unternimmt Tappeiner eine Reise in den Mittelmeerraum. Als Anthropologe sammelte Tappeiner rund 1.122 Tiroler Schädel, die er 1898 dem Naturhistorischen Museum in Wien stiftete. Zudem war Tappeiner als Archäologe tätig.

Merans Aufstieg zur Kurstadt bedingte zahlreiche bauliche Investitionen, wie Promenadenwege oder die Kanalisation. Es waren freiheitliche Initiativen in Politik, Wirtschaft und Tourismus, die Meran auf Vordermann brachten. Die Klerikal-Konservativen befürchteten hingegen den Zuzug deutscher Protestanten nach Meran und widersetzten sich dem aufstrebenden Kurwesen.

Dank der Maßnahmen unter Bürgermeister Roman Weinberger, der ab 1890 Bürgermeister war, und der Initiativen Tappeiners etablierte sich Meran als eine erste Adresse für Erholungssuchende aus dem gesamten deutschen Raum. Klima, Landschaft und Wein sprachen für sich.

Tappeiner-Denkmal an der Tappeinerpromenade

Mit Erreichen des 70. Lebensjahres trat Tapeiner in den Ruhestand über, wirkte als Mäzen Merans, förderte soziale Initiativen sowie bauliche Initiativen wie den Ausbau der Gilf-Promenade, die Errichtung von Hallen und Pavillons oder den Höhenweg am Küchelberg, des Tappeinerweg.

Eingeweiht wurde der Tappeinerweg 1893. Roman Weinberger hielt die Festrede, ehrte Tappeiner mit den Worten „Vater Tappeiner“ – dieser war abwesend, seine Bescheidenheit zog das Fernbleiben vor.

Tappeiner wurde 1886 Ehrenbürger Merans, 1887 wurde ihm vom Kaiser der Orden der „Eisernen Krone“ verliehen, 1898 wurde er geadelt.

In seiner letzten Veröffentlichung „Meine anthropologische Weltanschauung“ stellte sich Franz Tappeiner 1901 gegen die Evolutionstheorie Charles Darwins und vertrat die Auffassung, dass der erste Mensch ein Europäer war. 1902 verstarb Tappeiner in Meran.

Aus dem Nachruf in der „Meraner Zeitung“ am 20. August 1902 geht hervor: „Heute früh verstarb in seinem Schloss Reichenbach in Obermais nach längerer Krankheit im hohen Alter von 86 Jahren der Rektor unserer Kurärzte Herr Dr. Franz von Tappeiner zu Tappein. Mit Stolz hatte ihn die Stadt ihren Ehrenbürger, die Kurvorstehung ihr Ehrenmitglied, die Bevölkerung ihren großen Wohltäter genannt. Seit bald 60 Jahren in unserer Mitte weilend, hat er die Entwicklung des Kurortes von unscheinbaren Anfängen bis zur stolzen Entfaltung in unseren Tagen miterlebt und zwar nicht als unbeteiligter Zuschauer, sondern selbst tätig ergreifend, das Aufblühen beeinflussend, den Fortschritt mächtig fördernd„.

Und weiter: „Abhold jeder Verstellung und Phrase, energisch im Handeln, streng gegen sich selbst, milde und feinfühlig gegen andere, war er der Typus eines echt deutschen Mannes, der aus seiner nationalen Gesinnung nie ein Hehl gemacht hat„.

Der Sohn Hermann von Tappeiner (1847 – 1927), studierte Medizin an der Universität Innsbruck, wurde 1868 im Corps Athesia aktiv, studierte in Göttingen, Leipzig, Heidelberg und Tübingen und wurde Professor für Pharmakologie in München. 1882 heiratete dieser Elisabeth Ziemssen, Tochter von Hugo von Ziemssen, der zu den bedeutendsten Mediziner des 19. Jahrhunderts gehört. Ziemssen hob in einem „Handbuch der allgemeinen Therapie“ 1882 die Bedeutung des Turnerwesen nach Jahn für die allgemeine Gesundheit hervor.

Die Tochter Hedwig von Tappeiner (1849 – 1929) heiratete Adalbert von Hellrigl zu Rechtenfeld (1841 – 1913). Dieser war Rechtsanwalt, Gemeinderat in Meran, von 1875 bis 1879 deutschfreiheitlicher Bürgermeister in Meran, Vorstand des Turnvereins Meran, Landtagsabgeordneter, Landesausschussmitglied und Reichsratsabgeordneter (Freiheitlicher Tiroler Großgrundbesitz).

Das Tappeiner-Denkmal am Tappeinerweg wurde von Josef Musch gestaltet. Es handelt sich um ein rund 5 Meter hohes Denkmal aus Marmor, gestaltet vom Bildhauer Julius Steiner, der 1893 den diesbezüglichen Wettbewerb gewonnen hatte.

Das Krankenhaus Meran, das 1996 fertig gestellt wurde, ist nach Franz Tappeiner benannt. Meine beiden Kinder Amalia und Heinrich wurden beide in Krankenhaus Meran geboren.

Literatur:

[1] Ulrike Kindl, Patrick Rina: „Franz Tappeiner. Kurarzt und Mäzen“, Athesia Verlag, Bozen 2017

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