Der Schwimmbadbau ist keine banale Angelegenheit. Der Entwurf hat bedarfsorientiert und wirtschaftlich zu erfolgen, neben Architektur, Haustechnik und Tragwerksplanung vor allem die bauphysikalischen Aspekte zu berücksichtigen, die Feuchte, Wärmehaushalt, Brandschutz, Akustik und Schallschutz betreffen.
Im Rahmen der Konstruktion ist hingegen zu berücksichtigen, dass die Atmosphäre chloridhaltig ist. In erster Linie sind folglich die Stahlbauteile spezifisch zu entwerfen. Die Problematik betrifft aber auch und vor allem Holzbauteile, weil die Holzbauverbindungen, auch wenn sie durch Holz überdeckt werden, der chloridhaltigen und feuchten Luft ausgesetzt sind. Zu glauben, dass Edelstahl alles löst, ist nicht zutreffend, weil hohe Verdunstungsraten mit beträchtlichen Wasserbewegungen zusammentreffen und folglich auch Edelstahl beeinträchtigen können. Die Korrosion ist das eine, die Zugänglichkeit und Wartung der Bauteile das andere Thema.
Die Wartung und Instandhaltung sind stets von Beginn an mitzuplanen.
Der barrierefreie Zugang betrifft die Rutschfestigkeit der begehbaren Oberflächen. Getestet wird die Rutschfestigkeit in der Regel an schiefen Ebenen, sodass sich Rutschfestigkeitsklassen ergeben. Es sind allerdings auch Messgeräte erhältlich, die den Gleitreibungskoeffizienten messen. Ein ausreichendes Rutschhemmungspotenzial ist sicherzustellen. Letztlich sind Hygienemaßnahmen auch mit Blick auf allfällige Fugen zu treffen. Tauwasserbildung und Schimmelbildung sind von herausragender Wichtigkeit.
Klimatische Randbedingungen
Die Wassertemperaturen von Schwimmbecken liegen zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Fußbodenoberflächen sollten knapp 30 Grad Celsius erreichen. Die Lufttemperatur sollte ebenso rund 30 Grad Celsius betragen. Die zuweilen großen Fensterflächen bedingen folglich einen hohen Wärmebedarf. Die relative Luftfeuchte liegt zwischen 40 und 80 Prozent. Gleichzeitig sind geringe Lufströmrungsgeschwindigkeiten von maximal 0,1 m/s anzustreben. In diesem Zusammenhang ist der Tauwasserschutz wesentlich.
Saunaanlagen erfordern aufgrund der hohen Temperaturen eine hohe Wärmedämmung, die in der Literatur mit einem U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) von höher als 0,58 W/m²K angegeben wird. Gleiches gilt für Kälte- und Schneeräume. In einer Sauna stellen sich in Deckennähe Temperaturen von 100 und mehr als 100 Grad Celsius ein, während die Temperatur am Boden bei rund 30 bis 40 Grad Celsius liegt.
Die relative Luftfeuchte liegt bei einer Sauna hingegen im Deckennähe bei 2 bis 5 Prozent und am Boden bei 20 bis 60 Prozent. Der Wasserdampfgehalt liegt bei 10 bis 30 g/m³. Der notwendige Luftwechsel beträgt bis zu 20^-1. Pro Stunde wird also das 20-fache Raumvolumen ausgetauscht.
Bauabdichtung und Bauphysik
Im Bereich der Wärme ist der Wärmebedarf, andererseits aber auch die erforderliche Kühllast eine wichtige Größe. Es erklärt sich von selbst, dass die architektonische Gestaltung sowie die bauliche Anordnung einen wesentlichen Einfluss darauf haben. Der Raum unterhalb des Beckens sowie des Beckenumgangs wird sinnvollerweise für die Haustechnik verwendet. Die Raumlüftung sowie die Raumluftentfeuchtung spielen eine wichtige Rolle.
Das Thema Feuchteschutz ist, angesichts der Randbedingungen, bei Nassräumen zentral. Die Abdichtung nimmt im Bereich der Planung, letztlich aber auch der Bauausführung, einen breiten Raum ein. Abzudichten sind nicht nur die Bauteilflächen, sondern insbesondere jede Form von Durchdringung und Bauteilöffnung. Das Bodengefälle hat bei geringen Abflussstrecken 2 bis 5 Prozent zu betragen. Wesentlich ist, dass durch Barrieren verhindert wird, dass sich Wasser ausbreitet.
Im Bereich von Ruheräumen ist die Raumakustik bedeutend. Es ist zu verhindern, dass Technikräume oder Schwimmbereiche größeren Schallemissionen ausgesetzt sind. Im Badebereich werden Schalldruckpegel von über 80 dB erreicht, womit wir uns bereits im Bereich lärmintensiver Arbeitsplätze befinden. Anzustreben ist ein Schalldämmmaß R’w > 52 dB. Zudem sind in Ruheräumen schallabsorbierende Bauteiloberflächen auszuführen, nämlich textile Beläge, Akustikputz oder Akustikbekleidung.
Die Raumakustik wird in besonderem Maße durch die Nachhallzeit geprägt. Eine zu hohe Nachhallzeit verhindert die Kommunikation. Allgemein wird im Bereich von Frequenzen von 500 Hz eine Nachhallzeit von 1,5 bis 2 Sekunden angestrebt. Infolgedessen sind Schallabsorptionsflächen einzuplanen.
Planung und Bau der Überlaufrinnen
Die bauliche Gestaltung der Überlaufrinnen prägt das Erscheinungsbild, aber auch die technische Funktionalität. Beim so genannten „Infinity“-Pool ist die Überlaufrinne außen angeordnet, sodass der optische Eindruck der Unendlichkeit entsteht. Die Gestaltung des Beckenkopfes hat einen wesentlichen Einfluss auf die Hydraulik und infolgedessen auf die Schwachstellen, denen eine besondere Aufmerksamkeit gebührt.
Letztlich sind in Bauwerken immer Bauwerksfugen einzuplanen. Bauwerksfugen gehören zu den natürlichen Schwachstellen der Konstruktion, sodass der Abdichtung ein besonderes Augenmerk zu widmen ist.
Fugen haben im Schwimmbadbau verschiedene Zwecke zu erfüllen:
- Mechanische Festigkeit und Standsicherheit infolge des Materialverhaltens (Dehnen)
- Brandschutz
- Schallschutz (Körperschallausbreitung)
- Wärmeschutz
Wasserundurchlässiger Beton, so genannter WU-Beton verspricht zwar eine Abdichtungsfunktion über den Querschnitt. Daraus folgt aber, dass sich durchaus Durchfeuchtungen ergeben, die die ersten 10 cm betreffen und sich eine Wasserausbreitung ergeben kann. Zudem ist der WU-Beton-Querschnitt häufig durch Einbauteile oder die mangelhafte Bauteildicke beeinträchtigt.
Für den Schwimmbadbau gilt im Bereich der Planung, dass Architektur, Tragwerksplanung, Bauphysik und Haustechnik möglichst frühzeitig die Detailplanung veranlassen sollen, weil sich aus Planungsmängeln folgendschwere Bauwerksmängel ergeben können. Werden beispielsweise Stützen unmittelbar im Bereich dess Beckenkopfes angeordnet, wird es kau mmöglich, eine Bewegungsfuge zwischen Beckenrand und Beckenumgang auszuführen. Hinzu kommt, dass sich wesentliche Fragestellungen der Bauwerksabdichtung ergeben.
Literatur:
[1] Michael Bonk: „Lufsky Bauwerksabdichtung“, Springer Verlag, Berlin 2010
[2] Newen Ardnt: „Schäden an Schwimmbädern“, Reihe Schadenfreies Bauen, Fraunhofer Verlag, Stuttgart 2009


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