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Populismus ist vorbei

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Derzeit behaupten alle, die Zeit der Populisten sei da. Ob das so ist oder nicht, wer weiß das schon.

Der Populismus ist, richtig interpretiert, eine Aktivierung von Widersprüchen und ein Kanalisieren von Unzufriedenheit. Protest und Rebellion sind grundsätzlich „geil“. Teil einer kollektiven Begeisterung zu sein, ist eine Zeit lang erregend. Die Frage ist nur, was nach dem Rausch folgt. Meistens Scham oder gar nichts.

Populistische Zeiten hat jeder durchlebt. Populismus ist Sache der Jugend. Populismus ist auf jeden Fall eine Zeitlang sinnvoll. Es geht um das Anstoßen, um das Kontrastieren und darum, dem Establishment einen Spiegel vorzuhalten.

Es gibt aber halt kein richtiges Leben im falschen. Und der Populismus ist ein Produkt des falschen. Darum verbleibt er im Imaginären.

Umso trivialer die populistischen Schlagzeilen, umso weniger Konsequenzen sind zu erwarten. Wirkliche Veränderungen sind komplex und nicht auf ein, zwei schrille Sager zu reduzieren. Der „gesunde Hausverstand“ ist auch nur selten konsistent.

Veränderungen sind harte Knochenarbeit, die sich in der Regel niemand antun will. Deshalb verpuffen die meisten Revolutionen im Nichts. Populismus ist, in den meisten Fällen, nur die andere Schlagseite von Opportunismus, der die Opportunitäten oder Gelegenheiten im Bereich der gesellschaftlichen Stimmungen aufgreift und sich die Frage stellt, wie der größtmögliche persönliche Nutzen daraus zu ziehen ist.

Was eine Gesinnung wert ist, zeigt sich am Einsatz, den wir dafür zu erbringen bereit sind. Beim Medienkonsum – und selbst bei einer demokratischen Wahl – ist unser persönlicher Einsatz (denkbar) gering. Protest ist unterhaltsam, mit den Konsequenzen, an deren Umsetzung wir nicht glauben, wollen wir noch nicht einmal selbst leben.

Ein paar Köpfe abschlagen, war bereits unter den Jakobinern eine Art Selbsttherapie. Andere gehen ins Fitnesscenter. Jeder findet einen Weg, Frustrationen abzubauen. Konstruktives Wirken ist leider zu anstrengend.

Letztlich lebt Populismus – im Sinne eines Selbsterhaltungstriebes – davon, dass die Probleme, die man vorgibt, lösen zu wollen, am Leben gehalten werden müssen, weil es ja um das politische Geschäft mit Problemen geht.

Gesellschaftlicher Konsens ist die Grundlage für den Wandel, und zwar nicht nur im Bereich der Überschriften und Oberflächlichkeiten, sondern in Bezug auf eine kulturelle Hegemonie, im Raum des Vorpolitischen, als gesellschaftliche Bewegung. Dort ist der Raum der Veränderung, das explizit Politische ist „nur“ ein Überbau.

Es gilt umso mehr, dass sich für das Große empfiehlt, was sich im Kleinen erfolgreich beweist. Und dass mangelnder Beweis, dass die eigenen Theorien auch reell funktionieren, ob im Dorf, im Unternehmen, in der Familie oder in einem Verein, ein Indiz sind, dass die imaginären Ideen reell wenig taugen.

Populismus ist, richtig aufgefasst, die Produktion von Aufmerksamkeit. Dahinter müssen realpolitische Strategien stehen, die auf Umsetzung und Verwirklichung ausgelegt sind, langfristig und produktiv.

Wer weder den gesetzlichen Kontext kennt, noch die Grenzen des Machbaren, schon gar nicht die politischen Möglichkeiten und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die nicht unbegrenzt auslegbar sind, legt es nicht auf Veränderung an, sondern auf den Sturm im Wasserglas.

Eine Antwort zu „Populismus ist vorbei”.

  1. Avatar von Widerstand gegen die postfaktische Welt – Demanega

    […] Populismus ist vorbei […]

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