Der „Krampus“ ist im süddeutschen Raum eine gehörnte, in dunklen Pelz gekleidete und mit Glocken ausgestattete Schreckgestalt als Begleiter des Nikolaus. Vielfach kommt der Krampus aber auch ohne den Nikolaus aus.
In Osttirol ist der Krampus in einer Variation als „Klaubauf“ unterwegs. In Teilen Tirols ist auch von „Teufel“ oder „Tuifl“ die Rede. Geläufig ist der Krampus im Alpenraum, in Bayern, Tirol, Südtirol, in der Schweiz, aber auch im slawischen Raum. Der Name „Krampus“ entstammt begrifflich den „Krampen“ oder „Krallen“.
Traditionell fällt der der Krampus-Tag auf den 5. Dezember, der Nikolaus folgt am 6. Dezember, darüber hinaus werden in den Wochen vorher und nachher Krampusläufe organisiert.
Beda Weber, beschreibt in seinem Werk „Das Land Tirol“ die Perchten und stellt das „wilde, rauschende Volk“ in Zusammenhang mit griechischen Gottheiten [4].



Intensiv befasst hatte sich mit dem Krampus der österreichische Verhaltensforscher Otto Koenig, der ein Schüler von Konrad Lorenz war und die Biologische Station Wilhelminenberg, hoch über Wien im 16. Bezirk, gründete. Die Otto-Koenig-Warte im idyllischen Ottakringer Wald geht als Vogelbeobachtungswarte selbstredend auf ihn zurück.
Durch den Urlaub in Osttirol entspringt bei Otto Koenig die Faszination für die Tiroler Schützen und für das Klaubaufgehen. Aus der kulturellen Auseinandersetzung mit Tirol entstehen ab 1976 die „Matreier Gespräche für interdiszilplinäre Kulturforschung“
Die Beschäftigung mit den Tiroler Schützen machte Otto Koenig ab 1981 zum Herausgeber des „Tiroler Schützenkalenders“. 1983 entstand das Buch „Klaubauf-Krampus-Nikolaus – Maskenbrauch in Tirol und Salzburg“.
Otto Koenig untersucht in seinen Arbeiten die Ursprünge des Krampus-Kultes. Die christliche Deutung geht von der Legende vom heiligen Nikolaus aus. Im gleichen Zuge untermauert Koenig den naheliegenden Ursprung in der „germanischen“ (oder zumindest vorchristlichen) Mythologie im „Perchtenlaufen“ oder „Perchtellaufen“ und unterstellt die Verwandtschaft zu winterlichen Maskenumzügen und zur „Wilden Jagd“.
Die Bezugnahme zu gemeinschaftsstiftendem Brauchtum in den Wintermonaten im Alpenraum ist evident. Hinzu kommt eine Verortung in Männerbundaktionen.
Otto Koenig machte das Klaubaufbrauchtum medial bekannt, was andererseits bedingte, dass die Masken tendenziell medienwirksamer ausgestaltet wurden und die Authentizität brüchig wurde.
Zumindest gesichert gilt, dass der Krampus bis ins Mittelalter zurückricht, dass vorchristliche Traditionen aufgegriffen wurden, ist nicht gesichert, aber naheliegend.
Vielleicht gibt es auch zwei Traditionsstränge, die sich bedingen und vermischen: „Ein christlicher, der nicht unbegründet auf das Jesuitentheater des Barock zurückgeführt wird, wo der Teufel zu pädagogischen Zwecken auftrat und eine ländliche, inneralpine Tradition, in der von Mitte November bis Mitte Jänner gemeinschaftliche Umzüge von maskierten Gestalten stattfanden, denen der Name Krampus erst im 20. Jahrhundert gegeben wurde“ [3].
Evident ist in Form des Krampus eine „groteske Repräsentation von Maskulinität“ sowie eine „sexuelle Konnotation“ [3], die „Der Standard“ feststellen will: Archaisch, wild, maskulin. Damit werden vor allem anderen ideologische Gemeinplätze bedient.
Dass von religiöser Seite in regelmäßigen Abständen ebendo Vorbehalte gegen den Krampus-Figur eingewandt werden, liegt auf der Hand. Der Nikolaus wäre die nettere, liebere, christlichere Variante. Andererseits fasziniert die dunkle Seite der Macht wohl mehr.
Die Ethnologin Ursula Seghezzi wird in der „Neuen Züricher Zeitung“ wie folgt angeführt:
Die Begeisterung für das Irrationale, die Nacht, das Uralte hat sich gewandelt. Das Unheimliche spielt dabei eine immer grössere Rolle. Es scheint, dass im Gegenzug auch das Wissen um den Wert der Dunkelheit, des Loslassens und des Vergehens verloren gegangen ist. Doch wer sorgsam hinhöre, könne der natürlichen Lebensbewegung folgen, sagt die Ethnologin Ursula Seghezzi. Und er wird dafür belohnt: Tritt man im Alter langsamer, nimmt man die Schönheit hinter den Dingen wahr. Und kann lernen, den Tod nicht als Ende, sondern ihn als Übergang zu sehen. Das ist zwar nur eine unter vielen grossen Erzählungen über das Leben, aber immerhin eine tröstliche.
Und fügt zum Brauchtum der Wintermonate hinzu:
Als mythologisch wichtige Zeit gelten die Nächte um den Jahreswechsel, die sogenannten Raunächte, die für «eine Zeit ausserhalb der Zeit» stehen. Die Verbindung zu Naturwesen, den Ahnen und zum ganzen Kosmos soll in den Raunächten leichter möglich sein. Es heisst, dass dann die Seelen der Verstorbenen, die vor ihrer Zeit gehen mussten, in wilder Jagd durch den Himmel brausten – angeführt von der germanischen Göttin Perchta. Um die «wilde Jagd» vom eigenen Haus fernzuhalten, entzündeten die Menschen Räucherwerk: Fichte, Tanne und Mistel. Auch eine Kerze am Fenster durfte nachts nicht fehlen. Für die Hoffnung und als Zeichen dafür, dem eigenen Lebenslicht Sorge zu tragen.
Literatur:
[1] Otto Koenig: „Klaubauf-Krampus-Nikolaus. Maskenbrauch in Tirol und Salzburg“, Edition Tusch, Wien 1983
[2] Ulrich Müller und Werner Wunderlich: „Dämonen, Monster, Fabelwesen“, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz / München 1999
[3] Der Standard: „Krampus: Gezähmter Teufel mit grotesker Männlichkeit“, 5. Dezember 2017
[4] Anton Dörrer: „Tiroler Fasnacht innerhalb der alpenländischen Winter- und Vorfrühlingsbräuche“, Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1949


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