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Psychologie des Ausnahmezustandes: Risiken und Sicherheit

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Es gehört zu den unmittelbaren Konzepten des modernen Staates, ein Schutzniveau gegen äußere Gefahren, ob natürliche, politische oder militärische, zu garantieren. Im Sinne von Staatlichkeit sind Maßnahmen zu treffen und zu finanzieren, die dieses Schutzniveau herstellen.

Die individuelle Verantwortung zur Krisenprävention steht immer wieder im Raum und es stellt sich ohnehin die Frage, inwieweit Einzelne durch bauliche Maßnahmen und Versicherungen das Risiko minimeren können:

„Vor allem die empirische Forschung zeigt, dass die Bereitschaft, sich auf Risiken einzulassen, davon abhängt, wie sehr das Individuum damit rechnet, kritische Situationen noch kontrollieren bzw. im Schadensfall durch externe Hilfen, wie Versicherungen und dergleichen, decken zu können. Dabei wird in der Regel die eigene Kompetenz überschätzt und die anderer unterschätzt, was zu einem Maß der Risikobereitschaft führt, das anderen Individuen gefährlich erscheint. Der Entscheidungsträger hat dabei die Möglichkeit, sich auf seine Sachkenntnis bzw. die Kenntnis von Experten zu verlassen, während der Betroffene sich auf den Glauben stützt, dass andere die Situation beherrschen werden. Danach veränderte sich die Risikowahrnehmung der Bevölkerung im Alpenraum innerhalb von ein bis zwei Generationen markant. Wachsende Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Lebensvoraussetzungen, eine innovationsbedingt abnehmende Vorhersagbarkeit der Zukunft, ein zunehmender Verlust von eigenem Erfahrungswissen oder wachsende Information über Ereignisse, die immer weniger beeinflusst werden können, sind Hauptgründe für den gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit dem Risiko“ [2].

Die Risikoabschätzung basiert einerseits auf der Gefährdungsanalyse und andererseits auf der Vulnerabilitäsanalyse, die sich die Frage stellt, welche Verletzbarkeit gegeben ist. Die Risikoabschätzung geht in das Risikomanagement über, das laufende Maßnahmen setzen und die Lage laufend bewerten muss.

Die Psychologie des Risikomanagements umfasst die nachfolgenden Stufen [1]:

  • Unterhalb der Wahrnehmungsschwelle: Die Gefahr wird erkannt, aber erduldet.
  • Unterhalb der Handlungsschwelle: Die Gefahr wird akzeptiert.
  • Unterhalb der Tragbarkeitsschwelle: Die Gefahrenreduktion wird verlangt.
  • Unterhalb der Rückzugsschwelle: Eine Überprüfung der Gefahrensituation wird verlangt.
  • Oberhalb der Rückzugsschwelle: Flucht.

Zur Risikoprävention gehört nicht nur die Minimierung der Gefahr, sondern auch des Schadenspotenzials sowie der Empfindlichkeit gegenüber Risiken. Zur Reaktion gehören die Schadensbeschränkung, die Schadensvermeidung sowie die Schadensbehebung.

Literatur:

[1] Hans-Jörg Markau: „Risikobetrachtung von Naturgefahren“, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Kiel 2003

[2] Johannes Hübl, Sven Fuchs & Peter Agner: „Optimierung der Gefahrenzonenplanung: Weiterentwicklung der Methoden der Gefahrenzonenplanung“, Institut für Alpine Naturgefahren der Universität für Bodenkultur Wien, Wien 2007

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