Wer das Land im Winter nicht mag, so sagt man, liebe das Land nicht. Darin steckt viel Wahres. Während es im Sommer natürlich einfach ist, das Land zu lieben, weil sich die Natur in allen ihren Ekstasen und Blüten äußert, ist das Land im Winter auf seinen nackten „Rest“ reduziert; aber auch gesäubert vom Ballast, zurückgekehrt in sich selbst, auf sein Relief und seine Morphologie, scheinbar in Schockstarre.
Im Frühling regt sich dann das Leben neu. Die ersten Knospen sprießen, gefolgt von Blüten, da und dort ragt das Grün aus dem Boden, nach und nach bereitet sich die Natur auf ihr Hochfest vor. Irgendwann, nach Regen und Sonnenschein, schlägt es dann um und alles blüht und lebt auf. Endlich. In Südtirol blühen die Äpfel, das Land zeigt sich in seiner ganzen Fruchtbarkeit, in mediterraner Wärme ob alpiner Kulisse.
Während wir zu Weihnachten in uns selbst kehren und die Geborgenheit ob der winterlichen Kälte im Wohninneren finden, kehren wir im Frühling nach außen, öffnen Fenster und Türen, lassen Luft und Sonnenschein herein und sind gerne im Zwischenbereich zwischen drinnen und draußen.
Nicht nur die Natur blüht auf. Ähnliches geschieht auch mit uns Menschen, sind wir doch Geschöpfe dieser Natur. Das Gemüt wird wieder heller, die innere Freiheit spürbarer, die Natur in uns wird drängender, alles vitaler. Wir sind wieder öfter der Sonne ausgesetzt.
Die Freude am Leben lässt uns schöne Feste feiern. Wir feiern das Leben in unserer Familie, in unserer Heimat, in den gewachsenen Gemeinschaften, verpflichten uns zur Verantwortung für diese Gemeinschaften und für das Gemeinwesen, die die Grundlage und den Rahmen bildet, die allerdings niemals etwas Aufgezwungenes, sondern immer nur etwas Innerliches sein kann, das nach außen tritt.
Die schönen Momente sind dazu da, um unserer Verpflichtung für lebendige Umgebungen, für eine lebenswerte Heimat und für die nachfolgenden Generationen gerecht zu werden.
Das Schöne hat nach Nietzsche den Zweck, zum Dasein zu verführen. Daraus resultiert der Gedanke über das, was unser Leben lebenswert macht, worin die Gefahren für das Gemeinsame liegen und worin die gemeinsamen politischen Handlungen liegen müssen.
Das Schöne, das der starke Einzelne widerfährt, ist die Verpflichtung, sich für dieses Schöne einzusetzen.


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