Das Bauen mit Holz löst viele Fragen, die rund um das ökologische und nachhaltige Bauen auftauchen. Insbesondere eröffnet sich die Möglichkeit, den Bauprozess deutlich integrativer zu erfassen und dabei auch gleich schon an die Herkunft des Werkstoffes Holz im Sinne der Forstwirtschaft zu denken, die uns als Bauingenieur beim Thema Umweltraumgestaltung sowie Naturgefahren als Schutzwald begegnet.
Im Holzbau werden wir an natürliche Grenzen gelangen. Diese hängen nicht unbedingt mit dem Thema Holzwachstum zusammen, weil theoretisch betrachtet weit mehr Holz nachwächst als wir wirklich im Holzbau zukünftig verwenden werden, sondern mit dem Problem, dass erst einmal jemand die notwendigen Erträge in der Holzwirtschaft aus nachhaltigen Beständen zugänglich machen muss. Selbst Länder wie die Schweiz oder Deutschland können den Holzbedarf nur über Holzimporte decken.
Ein Blick in die nachhaltige Forstwirtschaft ist notwendig. Die Forstwirtschaft bezeichnet mit Umtriebszeit die Zeit von der Waldbegründung bis zur Ernte. Die Fichte hat eine Umtriebsdauer von durchschnittlich 80 bis 120 Jahren mit einer erreichten Baumhöhe von 40 Metern, die Lärche von 100 bis 140 mit einer Höhe von 30 Metern und die Buche von 120 bis 160 Jahren mit einer Höhe von 35 Metern.
Als Holzbau gelten grundsätzlich Bauwerke mit mehr als 50% Holz bei tragenden Bauteilen. Dabei stellt sich insbesondere die Frage, ob Holzmassivbau wirklich die Lösung sein soll oder ob aufgelöste Tragwerke, die raffiniert eine räumliche Steifigkeit herstellen, nicht die bessere Option sind, indem weniger Material verbraucht wird. Die Option Holzhybridbau, indem das Holz mit anderen Werkstoffen kongenial verbunden wird, ist ohnehin wesentlich.
Insgesamt stellt sich die Frage, wie ökologisch das Bauwerk wird und wie viel Kunststoff notwendig wird. Essenziell ist die Frage der Robustheit und Langlebigkeit.
Und es geht dann um die Nutzungsdauer. Betrachten wir Gebäude integrativ, dann müssen wir dringend an höhere Nutzungsdauern denken und bauteilmäßig unterscheiden. Die zentrale Frage ist im Sinne eines zirkulären Designs, welche Elemente und Layer rezyklierbar, welche anpassbar und welche über lange Zeiträume hinweg beständig sein sollen, weil diese die Substanz bilden.
Im Sinne der Verantwortung ist an die Nutzungsdauer unserer Gebäude zu denken. Vielfach kommt es auf die Relation an: Schnell wachsende natürliche Baustoffe für Bauteile mit geringer Nutzungsdauer. Lange Nutzungsdauern für Bauteile mit hohen Umtriebsdauern. Nicht nachwachsende Baustoffe für Bauteile mit sehr hohen Nutzungsdauern.
Die Nutzungszeiten können dann wie folgt festgesetzt werden, wodurch Design und Lebenszyklus von Anfang an als Einheit gedacht werden:
Tragwerk: 200 Jahre plus
Allgemeiner Hochbau: 200 Jahre plus
Fassade: 30 – 60 Jahre
Raumeinteilung: 30 – 60 Jahre
Gebäudeausstattung: 30 Jahre
Inneneinrichtung: 30 Jahre
Folglich müssen wir Umbau, Sanierung, Aufstockung und Erweiterung bereits beim Neubau bedenken und Tragwerksreserven einplanen. Und zwar vom ersten Tag an. Das Planen wird komplexer und integrativer, aber letztlich auch erfüllender, weil wir den großen Bogen schlagen und in größeren ökologischen Zusammenhängen denken.


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