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Integrale Planung: Gemeinsam zum Projekterfolg!

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Herkömmlicherweise konzipiert der Architekt einen Hochbau, stellt diesen dem Bauherrn und in der Folge den anderweitigen Fachplanern, insbesondere der Tragwerksplanung vor, entdeckt Probleme und mangelhafte Tragfähigkeit – und das Verhandeln und der Konflikt beginnen.

Komplexität ist keine Kompliziertheit. Komplexität bedeutet für mich, dass zahlreiche Anforderungen durch eine einzige Lösung erfüllt werden müssen, sodass die Verhältnisse komplex sind. Am Anfang sind komplexe Lösungsfindungen sicherlich kompliziert, nach und nach sollten sie einfach und verständlich werden. Darin besteht der Planungsaufwand.

Bei einem komplexen Interpretationsprozess stehen am Beginn zahlreiche vielschichtige Anforderungen, die einheitlich gelöst werden sollen. Diese Anforderungen an Ästhetik, Funktionalität, Gebäudeausstattung, Tragwerk und Bauphysik widersprechen sich teilweise, konkurrieren und werfen viele Schwierigkeiten auf. Folglich besteht die Planung im eigentlichen Sinne darin, frühzeitig, am besten im Entwurf, diese Anforderungen aufzuschlüsseln, Lösungen zu finden und diese nach und nach zu optimieren. Je später Anforderungen an die Planung gestellt werden, umso schwieriger ist eine zufriedenstellende Lösung.

Bei vielen architektonischen Fragestellungen entwirft der Architekt sein Bauwerk und der Tragwerksplaner wird sehr viel später in das Projekt befördert und kann sich mit der Umsetzung befassen. Die TGA stellt ihre Ansprüche und hoffentlich sind diese zu erfüllen. Komplex wird es dort, wo diese verschiedenen Anforderungen nicht mehr ohne Weiteres vereinbar sind und teilweise umfangreiche Umplanungen notwendig werden.

Eine Schlüsselaufgabe ist das frühzeitige Bilden eines Projektteams, das alle Planer und auch die Ausführenden umfasst. Und dann ist die Kommunikation, das Verhandeln, das Suchen nach gemeinsamen Lösungen das Um und Auf. Wenn hier keine gemeinsamen Ziele im Vordergrund stehen, sondern gegenseitige Befindlichkeiten, ist das Scheitern vorprogrammiert. Folglich sind die Anforderungen an das Projektmanagement komplex. Ohne spezielles Engagement sind zahlreiche Problemstellungen nicht zu lösen.

BIM ist zwar in aller Munde, doch vielfach arbeiten alle Planer an ihrem eigenen Modell, erachten die eigene Planung als das Maß aller Dinge und sind geknickt, falls Kompromisse und Abänderungen notwendig werden. Von einer „integralen“ Planung kann nicht die Rede sein. Dazu fehlt die Zusammenarbeit vom Entwurf an. Notfalls droht der Architekt damit, einen anderen Tragwerksplaner zu beauftragen, der auch die fragwürdigen Nachweise durchnickt. Um eine optimale Planung zu bewerkstelligen, wäre effektive Zusammenarbeit notwendig.

Vor der Automatisierung mit Computerprogrammen muss die menschliche Ebene stehen, die eine gleichberechtigte und ergebnisoffene Kommunikation auf Augenhöhe garantiert. Danach ist ein Arbeiten an einem gemeinsamen Datenmodell mehr als sinnvoll, um Ergebnisse schnell zu finden und zu kommunizieren, sodass keine Enttäuschungen entstehen.

Auf Tragwerksplanerseite ist folglich ein Arbeiten an 3D-Modellen notwendig. Auch wenn vielfach kein Arbeiten am gleichen Modell möglich ist, weil Architektur- und Tragwerksplaner-Software unterschiedlich konzipiert sind, besteht zumindest ein gemeinsames geometrisches Modell, das als Referenz gilt. Die Vorgehensweise bei nachträglichen Änderungen und Mehrwegen müssen auf jeden Fall von Anfang an vertraglich festgehalten sein und vielfach ist zwischendurch ein Neustart mit einem neuen Modell sinnvoll. Damit der Tragwerksplaner hier keinen unnötigen Aufwand betreibt, ist moderne Software das Um und Auf.

Insbesondere im Rahmen des statischen Entwurfs wären umfangreichere Alternativenstudien sinnvoll, um verschiedene Werkstoffe und Tragwerkskonzepte zu prüfen und als Möglichkeiten vorzustellen. Diese müssen allerdings bis ins letzte Detail geprüft werden, was vielfach nicht möglich ist, und sich Architekten an diesen Angaben später dann aufhängen. Insofern Alternativen geprüft wurden, sind diese dem Architekten zu übermitteln, welcher eine Vorauswahl trifft. Hat man sich auf eine Lösung festgelegt, kann die Detailplanung angegangen werden.

Durch leistungsfähige Software und dreidimensionale Modelle sollte es bereits im Entwurf möglich sein, mehr oder weniger detaillierte Tragwerkslösungen zu erarbeiten, sodass die Alternativen mit ihren Vor- und Nachteilen klar sind und eine offene Diskussion stattfinden kann. Diese Vorgangsweise setzt voraus, dass die Tragwerksplanung von Anfang an in den Planungsprozess integriert wird, auf Augenhöhe mitplant und die Ressourcen für die Tragwerksplanung angemessen sind. Wenn die Planung darauf hinausläuft, dass der billigste Statiker das Rennen macht, ist diese Vorgangsweise natürlich nicht möglich und auch nicht erwünscht.

Das bisher Gesagte ist auch für einen sehr komplexen Entwurf gültig, etwa bei freien Formen. Dadurch, dass die Form hier komplex ist und die Materialwahl umfangreiche Studien notwendig macht, ist allerdings die Gestaltung nicht mehr von der Tragwerksplanung zu trennen, sodass die Tragwerksplanung noch federführender mitwirken muss, um eine Lösung zu erarbeiten, die konstruierbar und finanzierbar ist. Es ist ratsam, dass die Tragwerksplanung hier federführend agiert und architektonisch mitdenkt. Die Unterscheidung der Figuren des Architekten und des Ingenieurs sind kaum noch sinnvoll.

Der Entwurf wird bestenfalls gemeinsam zwischen Architekten und Tragwerksplanern erarbeitet. Dies verhindert zahllose Leerschleifen, die ausschließlich die gegenseitigen Positionen festlegen. Die Planung muss „integral“ erfolgen, um erfolgreich zu sein.

Mehrere Schleifen sind grundsätzlich unumgänglich. Wenn Architekten und Tragwerksplaner allerdings ein Team bilden, das laufend in kurzen Zeitabschnitten kommuniziert, sind viele Leerläufe zu vermeiden und gemeinsame Lösungen möglich.

Amerikanische Modelle, bei denen Architekten und Tragwerksplaner mehr oder weniger im Sinne integraler Planung in gemeinsamen Büros arbeiten sind sinnvoll.

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