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Brandschutzgesetz in Italien: Brandschutzkodex und Leistungsniveaus

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Im italienischen Brandschutzrecht, das durch den „Codice di Prevenzione Incendi“ (Dekret des Innenministeriums vom 3. August 2015 und nachfolgende Aktualisierungen, Brandschutzkodex) etabliert wird, spielt der Begriff der „livelli di prestazione antincendio“ eine zentrale Rolle.

Diese Leistungsniveaus definieren den Grad der Sicherheit, der in Bezug auf den Brandschutz für ein bestimmtes Gebäude oder eine Tätigkeit erreicht werden muss. Sie dienen als strukturierte Grundlage für die Planung, Beurteilung und Umsetzung brandschutztechnischer Maßnahmen.

Die „livelli di prestazione“ stellen keine frei wählbaren Optionen dar, sondern leiten sich aus der Nutzung, dem Risiko und den brandschutztechnischen Schutzzielen eines Gebäudes ab. Sie ermöglichen es, den erforderlichen Sicherheitsstandard zu definieren.

Je höher das Leistungsniveau, desto umfangreicher sind die Anforderungen an Planung, Ausführung und Kontrolle der Brandschutzmaßnahmen. Während niedrige Leistungsstufen die grundlegende Sicherheit gewährleisten, erfordern hohe Stufen ein komplexes Schutzsystem mit erhöhten Anforderungen an Konstruktion, Anlagen und Organisation.

Ein Gebäude oder eine Tätigkeit weisen nicht ein einziges Leistungsniveau auf. Der italienische Brandschutzkodex gliedert sich in 10 Strategien (S1 Feuerbeständigkeit, S2 Feuerwiderstand, S3 Brandabschnitte, S4 Fluchtwege, S5 Brandschutzorganisation, S6 Brandkontrolle, S7 Brandmeldung, S8 Entfernung von Rauch und Gas, S9 Feuerwehroperativität, S10 Anlagen).

Diese horizontalen technischen Regeln (regole tecniche orizzontali RTO) werden für spezifische Tätigkeiten um vertikale technische Regeln integriert (regole tecniche verticali RTV)

Für jede Strategie kann ein unterschiedliches Leistungsniveau definiert werden. Je nach Leistungsniveau existieren konforme Lösungen, alternative Lösungen (Fire safety engineering) oder genehmigte Ausnahmen (Deroghe) mit Auflagen und brandschutztechnischen Kompensationsmaßnahmen.

Dementsprechend zeichnet sich der italienische Brandschutzkodex durch ein hohes Maß an Flexibilität aus.

Die Definition der Leistungsniveaus erfolgt stets im Zusammenhang mit den allgemeinen Schutzzielen der italienischen Brandschutzstrategie. Dazu gehören:

  • der Schutz von Personen
  • die Begrenzung der Brandausbreitung
  • die Ermöglichung sicherer Rettungs- und Löschmaßnahmen sowie
  • der Schutz von Sachwerten und Umwelt.

Für jedes dieser Schutzziele wird analysiert, welches Leistungsniveau erforderlich ist, um ein akzeptables Risiko zu erreichen.

Während bestimmte Planungen ein Techniker durchführen kann, der in einem Berufskodex eingetragen ist (im Wesentlichen Ingenieure, Architekten und ähnliches), werden weiterreichende Brandschutzplanungen sowie entsprechende Dokumentationen durch den Brandschutztechniker („professionista antincendio“) durchgeführt, der gemäß Gesetz 818/1984 im Berufsverzeichnis beim Innenministerium eingetragen ist.

Wesentlich ist, dass der Verantwortliche der Aktivität (responsabile di attivitá) für jene Aktivitäten, die der brandschutztechnischen Kontrolle unterliegen (attività soggette a controllo secondo DM 151/2011), die zertifizierten Meldungen des Tätigkeitsbeginns (Scia antincendio) durchführt, welche – je nach Aktivität – eine Vielzahl an technischen Nachweisen verlangen.

Insbesondere die kontinuierlichen Erneuerungen (rinnovi antincendio), die für Aktivitäten, die der Brandschutzkontrolle unterliegen, alle 5 oder 10 Jahre zu tätigen sind, sind technisch durch einen Brandschutztechniker durchzuführen.

Vor jeder Planung ist zu prüfen, ob die Tätigkeit in die Aktivitäten, die der brandschutztechnischen Kontrolle unterliegen, fallen, weil es sich dann um Tätigkeiten mit einem erhöhten Risiko handelt.

Südtirol hat als autonomes Land noch einmal andere Gesetze, die sich zwar auf staatliche Gesetze beziehen, aber andere Prozesse vorsehen. Insbesondere durch das Ehrenamt und die freiwilligen Feuerwehren, aber auch durch eigenständige Bauweisen, sowie durch die kulturelle Zugehörigkeit zum deutschen Kulturraum ergeben sich Besonderheiten, nicht zuletzt, was Materialwahl oder Produkte betrifft.

Sobald die Leistungsniveaus festgelegt sind, dienen sie als Grundlage für die technische Auslegung und Dimensionierung der Brandschutzmaßnahmen.

Ein höheres Leistungsniveau führt in der Regel zu erhöhtem Planungsaufwand, strengeren Ausführungsanforderungen und höheren Investitionskosten, bietet jedoch gleichzeitig ein höheres Maß an Sicherheit und Robustheit des Brandschutzkonzepts.

Wird ein höheres Leistungsniveau gewählt, werden bestimmte brandschutztechnische Maßnahmen hinfällig. Wesentlich ist die Festlegung der Brandabschnitte, um die erhöhten Maßnahmen effizient und wirtschaftlich einzusetzen.

Eine Antwort zu „Brandschutzgesetz in Italien: Brandschutzkodex und Leistungsniveaus”.

  1. Avatar von Ingenieurmethoden im Brandschutz (Fire Safety Engineering – FSE) – Demanega

    […] derzeitige italienische Brandschutzkodex schafft die grundsätzlichen Grundlagen für das Fire Safety Engineering, indem Leistungsniveaus […]

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