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Schallschutz in Gebäuden nach italienischer Norm

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Grundsätzlich werden wir gegenüber Lärmbeeinträchtigungen immer sensibler, wobei starke Unterschiede wahrnehmbar sind. Während in den nordischen Ländern das Thema Bauakustik extrem wichtig ist, ist das Thema in südlichen Ländern, in denen die Fenster vielfach offen sind, von geringerer Bedeutung.

In mehrgeschossigen Wohnbauten ist die Bauakustik ein zentrales Thema. Die Bauakustik hat einen wesentlichen Einfluss auf die Wohnqualität. Werden die Mindestanforderungen an den Schallschutz (nicht eingehalten, beeinträchtigt dies die Wohnqualität erheblich. Bei Neubauten handelt es sich um einen Mangel, wenn der vereinbarte oder gesetzlich geschuldete Schallschutz nicht erreicht wird.

Insgesamt werden Akustikprobleme immer öfters zum baurechtlichen Streitfall. Eine schlecht ausgeführte Schalldämmung ist gemäß Kassationsurteil 7875/2021 ein schwerwiegender Konstruktionsfehler. Beurteilt wurde dabei die mangelhafte Bauakustik im Rahmen eines mehrgeschossigen Wohnbaus.

Das Dekret des Präsidenten des Ministerrates vom 5. Dezember 1997 – „Ermittlung der passiven akustischen Anforderungen an Gebäude“ (Decreto del Presidente del Consiglio dei Ministri – DPCM 5 dicembre 1997 – „Determinazione dei requisiti acustici passivi degli edifici“) legt bauakustische Größen fest, nämlich:

  • Die Nachhallzeit T
  • Das bewertete Schalldämmmaß R‘
  • Die Standardschallpegeldifferenz DnT,w sowie die Standardschallpegeldifferenz für Außenwände D2m,nT,w, die 2 Meter von der Fassade entfernt gemessen wird
  • Den Normtrittschallpegel Ln sowie den bewerteten Norm-Trittschallpegel Ln,w
  • Den maximalen A-bewerteten Schalldruckpegel mit langsamer Zeitkonstante LA,Smax zur Bewertung von Installationsgeräuschen
  • Den äquivalenten A-bewerteten Dauerschalldruckpegel LAeq zur Bewertung von Installationsgeräuschen

Das Dekret legt, bezogen auf die Gebäudekategorien, die Anforderungen an den Schallschutz fest. Dabei werden die Gebäude wie folgt kategorisiert:

  • A: Wohngebäude
  • B: Bürogebäude
  • C: Hotels,Pensionen
  • D: Krankenhäuser, Altersheime
  • E: Schulen
  • F: Freizeitgebäude
  • G: Geschäftsgebäude

Die italienische Norm UNI 11367 definiert anhand bestimmter akustischer Leistungsanforderungen für Gebäude die Kriterien für deren Messung und Bewertung vor Ort. Auf dieser Grundlage legt die Norm zudem eine akustische Klassifizierung für jede der Anforderungen sowie eine Gesamtbewertung für die gesamte Gebäudeeinheit fest.

Die UNI 11367 sieht vier Schallklassen vor: I, II, III und IV. Klasse I steht für beste Leistung, Klasse IV für mäßige Leistung. Die akustische Klasse für jeden Deskriptor (D2m,nT,w, R’w, L’n,w, Lic und Lid) wird durch phonometrische Messungen am Gebäude ermittelt. Das Verfahren umfasst:

  • Bestimmung der akustischen Leistung der relevanten technischen Elemente
  • Verschlechterung der gemessenen Leistung mit Koeffizienten, die die Messunsicherheit berücksichtigen
  • Mittelung der Ergebnisse (mit spezifischen mathematischen Beziehungen)
  • Bestimmung der akustischen Klasse durch Vergleich des im vorherigen Schritt berechneten Durchschnittswerts mit den Grenzwerten in der Tabelle.

Es ist wichtig hervorzuheben, dass die Akustikklasse daher von der „durchschnittlichen Leistung“ der gesamten Immobilieneinheit abhängt. Insbesondere bei öffentlichen Gebäuden ist die Bewertung der Akustikklasse im Zuge der Mindestumweltkriterien MUK (Criteri Ambientali Minimi CAM) wesentlich.

Die Problematik im Rahmen der Bauakustik, dass es dann, wenn Messungen durchgeführt werden, in den meisten Fällen bereits zu spät ist. Infolgedessen sind sachgerechte Planung, insbesondere der Details und Fugen, und Bauüberwachung das Um und Auf.

Literatur:

[1] Wolfgang Willems, Alexandra Wagner, Diana Stricker: „Schallschutz: Bauakustik – Grundlagen, Luftschallschutz, Trittschallschutz“, Springer Vieweg, Wiesbaden 2020

[42] Sälzer, Elmar / Eßer, Georg / Maack, Jürgen / Möck, Thomas / Sahl, Markus: „Schallschutz im Hochbau – Grundbegriffe, Anforderungen, Konstruktionen, Nachweise“, Ernst und Sohn Verlag, Hoboken 2014

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