
Die meisten Lehme in Europa sind während der jüngsten geologischen Periode, dem Quartär, entstanden. In der geologischen Einteilung der Gesteine werden sie der Gruppe der unverfestigten, klastischen Sedimente zugeordnet. Sie wurden unter anderem durch eiszeitliche (holozäne) Ablagerungen gebildet oder stellen sich dar als Sedimente in Flussauen.
Der Entstehungsprozess umspannt einen Zeitraum, der vor etwa 1, 5 Mio. Jahren begonnen hat und bis in die Gegenwart andauert.
- Löss ist eiszeitlicher, vom Wind verfrachteter, kalkreicher Flugstaub. Bei der Verwitterung wird der Kalk durch Niederschlagswasser gelöst, ausgewaschen und in tieferen Lagen in feinen Wurzelkanälen abgesetzt. Der »entkalkte« Lösslehm erhält dadurch eine im Vergleich zum Löss höhere Bindekraft
- Geschiebemergel ist ein durch eiszeitlichen Transport als Grundmoräne ungeschichtet abgelagertes, kalkreiches Material mit typischem breitem Körnungsband vom Ton- über den Schluff-, Sand- und Kieskornbereich bis in den Bereich der Steine. Ähnlich wie bei Lösslehm sind in den oberflächennahen Schichten die löslichen Kalkanteile meist ausgewaschen (Geschiebelehm)
- Verwitterungslehm ist nach der Kornverteilung mit Geschiebelehm vergleichbar, jedoch mit dem Unterschied, dass er sich noch auf der primären Lagerstätte befindet, also nicht umgelagert wurde. Deshalb sind Sand- und Kieskörner noch eckig und kantig
- Aue- und Gehängelehme sind mittel bis stark bindige Sedimente der Hochwässer im Bereich der Flussauen (Auelehme)
- Natürlich vorkommende Tone sind Gemenge von feinsten, mechanisch zerkleinerten, nicht plastischen mineralischen Bestandteilen, wie Quarzabrieb, Feldspatreste oder Glimmer, sowie Tonmineralien mit plastischen Eigenschaften als Neubildungen am Ende des Gesteinsverwitterungsprozesses.
Zieht man einen Querschnitt durch einen Verwitterungsboden, so erkennt man, dass dieser aus mehreren in Farbe und Zusammensetzung voneinander unterscheidbaren Lagen besteht.
Im Prozess der Bodenbildung (Pedogenese) werden die für den Boden charakteristischen Bestandteile Ton und Humus umgelagert. Durch Bodenbearbeitung, Niederschlags- und Grundwasser werden Böden geschwemmt und durchmischt, sodass sich die typischen Differenzierungen ergeben, die in der Bodenkunde behandelt werden:
- H-, L- und O-Horizonte (organische Horizonte) bestehen aus Torf (H), unzersetzten Streuschichten (L) und organischen Feinsubstanzen (O).
- A-Horizonte bilden den mineralischen Oberboden, der durch Humus angereichert ist (Ah-Horizont) sowie, im unteren Bereich, den Auswaschungshorizont (Ae-Horizont). Der Ae-Horizont ist durch die Auswaschung aufgehellt, vielfach grau gebleicht.
- B-Horizonte sind mineralische Unterböden, die durch Mineralumwandlung und die Einwaschung von Stoffen gekennzeichnet sind. Braunböden entstehen in Mitteleuropa häufig durch Eisenoxide.
- C-Horizonte bilden den mineralischen Untergrund, das wenig veränderte Gestein (Lockergestein oder Festgestein):
Die Mächtigkeit des A- und B-Horizonts beträgt insgesamt rund 1,5 bis 2 Meter. Baulehm wird aus dem B-Horizont gewonnen werden.
Literatur:
[1] Helmut Prinz und Roland Strauß: „Ingenieurgeologie“, Springer Spektrum, Berlin 2017
[2] Wulf Amelung, Hans-Peter Blume, Heiner Fleige, Rainer Horn, Ellen Kandeler, Ingrid Kögel-Knabner, Ruben Kretzschmar, Karl Stahr und Berndt-Michael Wilke: „Scheffer/ Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde“, Springer Spektrum, Berlin 2018


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