Demanega

#ingenieurbaukultur

Sismabonus: Steuerliche Förderung für erdbebensicheres Bauen

Published by

on

Italien zählt zu den erdbebengefährdeten Ländern Europas, besonders in den Regionen Mittel- und Süditaliens. Um die Sicherheit von Wohn- und Geschäftsgebäuden zu verbessern, hat die italienische Regierung den sogenannten Sismabonus eingeführt: Eine steuerliche Vergünstigung, die Bürger bei Maßnahmen zur Erdbebensicherung finanziell unterstützt.

Der Sismabonus ist ein Steueranreiz für Eigentümer und Käufer von Immobilien, die bauliche Eingriffe zur Verbesserung der Erdbebensicherheit durchführen oder erwerben. Die Maßnahmen müssen darauf abzielen, die seismische Risikoklasse eines Gebäudes zu verbessern. Je nach Art und Wirkung der Maßnahmen können Steuerabzüge zwischen 50 % und 85 % geltend gemacht werden.

Der Sismabonus gilt für Immobilien, die sich in den seismischen Zonen 1, 2 und 3 befinden – das sind Regionen mit hohem bis mittlerem Erdbebenrisiko. Die Immobilie kann sowohl privat als auch gewerblich genutzt werden. Wichtig ist, dass die Arbeiten durch qualifizierte Fachkräfte geplant und dokumentiert werden, insbesondere durch einen Ingenieur oder Architekten.

Steuerliche Vorteile im Überblick (Stand 2025):

  • Grundsätzlicher Steuerabzug: 50 % der Kosten für Erdbebenschutzmaßnahmen Maximaler Abzugsbetrag: 96.000 € pro Wohneinheit.
  • Erhöhter Steuerabzug bei Risikoreduktion: 70 % Steuerabzug, wenn das Gebäude um eine Risikoklasse verbessert wird, 80 %, wenn die Verbesserung zwei Risikoklassen betrifft.

Der Sismabonus kann in vielen Fällen mit anderen Steuervergünstigungen wie dem Ecobonus (für energetische Sanierungen) kombiniert werden. Voraussetzung ist, dass die Maßnahmen klar voneinander abgegrenzt und die jeweiligen technischen Nachweise erbracht werden.

Wesentlich ist im Kontext Sismabonus die Bewertung des Erdbebenriskos. Ein Risiko ist in der Risikobewertung das Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit und Vulnerabilität, also Verletzlichkeit. Hinzu kommt im spezifischen Fall die Exposition:

  • Exposition: Sozioökonomische Bewertung der Folgen
  • Gefährdung: Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Erdbebens (erwartetes Erdbeben) gemäß seismischen Zonen
  • Vulnerabilität: Bewertung der Erdbebenfolgen als Kapazitätsbemessung
Italienisches Transportministerium

Analog zu den Energieeffizienzklassen sehen die Richtlinien die Einstufung in Erdbebenrisikoklassen vor. Der entsprechende Parameter berücksichtigt sowohl die Sicherheit als auch ökonomische Aspekte und ist wie folgt gegliedert:

  • Klasse A+ (geringstes Risiko)
  • Klasse A
  • Klasse B
  • Klasse C
  • Klasse D
  • Klasse E
  • Klasse F
  • Klasse G (höchstes Risiko)

Die Erdbebenklassen werden mit Standardkosten assoziiert, die auf dem Erdbeben in den Abruzzen im Jahr 2009 basieren.

Vorgesehen sind zwei Methoden:

  • Die konventionelle Methode: Die konventionelle Methode ist auf jede Art von Konstruktion anwendbar. Es basiert auf der Anwendung der normalen Analysemethoden der aktuellen technischen Normen (norme tecniche per le costruzioni – Kapitel 8.5) und ermöglicht die Bewertung der Risikoklasse des Gebäudes im aktuellen Zustand sowie im Zustand nach der geplanten Intervention. Es ist durch die konventionelle Methode die Verbesserung einer oder mehrerer Erdbebenrisikoklassen möglich.
  • Die vereinfachte Methode: Das vereinfachte Verfahren basiert auf einer makroseismischen Klassifizierung des Gebäudes. Es ist ausschließlich für eine schnelle Beurteilung der Risikoklasse von Mauerwerksgebäuden vorgesehen und kann sowohl für eine vorläufige, indikative Beurteilung als auch zur Beurteilung der Risikoklasse im Hinblick auf die Durchführung lokaler Maßnahmen verwendet werden. Es ist durch die vereinfachte Methode maximal die Verbesserung einer Erdbebenrisikoklasse möglich.

Die konventionelle Methode sieht die Bewertung die Reparaturkosten eines Erdbebens vor sowie die Bewertung eines Sicherheitsparameters, der das Verhalten der Erdbebeneinwirkung eines Neubaus mit dem Bestandsgebäude vergleicht.

Literatur:

[1] Stefano Colombini: „Vulnerabilità sismica di edifici esistenti in cemento armato e in muratura – Dalle indagini sui materiali alla modellazione, dalle analisi pushover alle verifiche di vulnerabilità: background scientifico, indicazioni normative ed applicazioni pratiche secondo le NTC 2018 e la circolare applicativa 7/2019“, EPC Libri, Roma 2020

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..