Demanega

#ingenieurbaukultur

Wie, wo und wann entstehen Muren?

Published by

on

Muren entstehen im geneigten Gelände, meist nach starken oder lang anhaltenden Regenfällen, wenn sich lockeres Gesteinsmaterial und Wasser zu einer schlammigen Masse vermischen und talwärts rutschen. Das Wasser stellt die auslösende Ursache dar, intern als Niederschlag und extern in Form von Erosion, während als mittelbare Faktoren die Geländeneigung und Morphologie, die geologischen Gegebenheiten sowie die Vegetation gehören.

Auslösende Ursachen sind:

  • Interne Ursachen durch Art, Intensität und Dauer der Niederschläge.
  • Externe Ursachen durch künstliche oder natürliche Unterschneidung

Im Rahmen einer Vielzahl ausgewerteter Starkregenereignisse ergaben sich mit Blick auf die Niederschlagsereignisse die folgenden Felder:

Feld 1: Hangbewegungen infolge von Starkniederschlägen hoher Intensität, kurzer Dauer und kleinflächiger Verteilung. Die Folge sind Murgänge und Rinnenanbrüche in vorgezeichneten Gerinnen, manchmal nur Uberflutungen. In der Regel handelt es sich um Phänomene mit relativ hohem Wasseranteil im Kontext von Wildbächen.

Feld 2: Hangbewegungen infolge mehrstündiger Niederschläge mit mittleren Intensitäten. Die Folge sind neben die Hanginstabilitäten, die Feld 1 betreffen, Hanganbrüche. Bei Hanganbrüchen handelt es sich um kleinräumige, flachgründige Rutschungen mit oftmals hohem Wassergehalt und Ausfließen der Rutschmasse, wie sie nur anlässlich von Starkregenereignissen auftreten.

Hanganbrüche [1]

Feld 3: Hangbewegungen infolge ein- bis mehrtägiger Niederschläge und niedrigen Intensitäten (mind. 2 mm/h), oft in Kombination mit einer extremen Schneeschmelze. Die Folge ist die verstärkte Bildung von Hangmuren, die vielfach als „Erdrutsch“ oder „Schlammlawine“ bezeichnet werden und sich in wassergesättigten Hanglagen als oberflächliches und spontanes Abgleiten ergeben.

Unterschneidungen führen zur Entfernung von Stützmaterial am Hangfuß, was die Hangstabilität massiv schwächt und das Abrutschen begünstigt. Zu den natürlichen Unterschneidungen gehört die Flusserosion, zu den künstlichen der Wegebau oder Ausgrabungen.

Im Bereich der geologisch-geotechnischen Kennziffern ist mit Blick auf reale Rutschungen feststellbar, dass sich knapp 70% der Anbrüche in lehmig-sandigen Verwitterungs- und Hangschuttdecken mit vereinzelt kantengerundetem Geröll unter 20 cm Kornduchmesser abzeichnen, während knapp 30% in lehmig-sandigen Verwitterungs-und Hangschuttdecken mit Geröll und Blöcken über 20 cm Durchmesser zu verzeichnen sind. Der kleine Rest von weniger als 5% entfällt auf steinigen Hangschutt. Daraus ergibt sich die große Bedeutung von Feinerde (unter 2 mm) und Schluff (unter 0,06 mm) auf die Entstehung von Hangbewegungen.

Aus den Untersuchungen geht hervor, dass bei gemischtkörnigen Böden mit geringem Tongehalt die stärkste Gefährdung zwischen 30 und 40 Grad Neigung liegt, während Hangbereiche unter 20 und über 50 Grad selten betroffen sind.

Die Durchlässigkeit ist mit 10^-4 bis 10^-5 cm/s relativ ausgeprägt.

Weiters geht hervor, dass die Plastizitätszahl gering ist und geringe Änderungen des Wassergehalts von 3 bis 4 % eine Zustandsänderung von halbfest, plastisch zu breiigflüssig bedingen.

Geomorphologisch zeigt sich eine hohe Häufigkeit von Hangbewegungen an Hangkanten und Hangstufen statt (50 bis 75% der Fälle, ja nach Untersuchung). An zweiter Stelle stehen Hangmulden mit knapp einem Viertel der Fälle. Da die Schuttdecke im Bereich von Steilstufen geringer ist, kann das Wasser nicht mehr ausreichend versickern, es entstehen Staueffekte und Quellnischen. Dadurch fällt der passive Erddruck weg und der Hang versagt.

Es erklärt sich von selbst, dass Entwässerungsmaßnahmen sehr effektiv sind, um Hangmuren vorzubeugen.

Im Bereich von Wiesen ist die Wahrscheinlichkeit eines Geländeanbruchs deutlich höher als bei Wäldern.

Literatur:

[1] Gerd Lange, Kurt Lecher: „Gewässerregelung Gewässerpflege: Naturnaher Ausbau und Unterhaltung von Fließgewässern“, Vieweg und Teubner, Wiesbaden 2013

[2] Michael Moser, Maik Hamberger, Heinrich Schoger, Joachim Rohn: „Hangmuren: Auslösende Ursachen, mittelbare Faktoren, Klassifikationssysteme zur Rutschungserkennung“, Springer Spektrum, Berlin 2025

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..