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Keine Bergfeuer wegen Brandgefahr

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Keine Bergfeuer wegen Brandgefahr. So lauteten die Bestimmungen im 19. Jahrhundert öfters. Zumindest Sonnwendfeuer wurden unter diesem Vorwand verboten, religiöse Feuer tendenziell nicht.

Bereits im 17. Jahrhundert wurden in Tirol – wie auch anderswo – nachweislich Sonnwendfeuer entzündet, allerdings ab 1700 zunehmend aus Gründen der „Feuergefahr“ verboten.

Die Herz-Jesu-Feuer stellten historische Umdeutungen der Sonnwendfeuer dar, vorerst als Johannisfeuer, später als Herz-Jesu-Feuer. Diese nehmen ihren Anfang mit dem Herz-Jesu-Gelöbnis 1796, angeregt durch den Abt des Stiftes Stams, Sebastian Stöckl, der Abgeordneter zum Landtag war. In den Folgejahren sollten die Feuer allerdings vielfach aufgrund der Bedenken in Bezug auf die Brandgefahr verboten werden und sich nicht durchsetzen.

Erst als sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Sonnwendfeuer, bedingt durch deutschnationale Begeisterung, stärker durchsetzen sollten, wurden die Herz-Jesu-Feuer von klerikaler Seite stark forciert. Liest man die Tiroler Zeitungen der 1870er bis 1890er-Jahre, so sind darin allerlei Berichte und Possen enthalten. Auffällig: Die Herz-Jesu-Feuer finden in Tirol erst knapp vor der Jahrhundertwende Erwähnung, die Sonnwendfeuer um Jahrzehnte früher.

Die „Innsbrucker Zeitung“ macht sich am 23. Juni 1896 darüber lustig, dass ein Sonnwendfeuer von klerikaler Seite als „Herz-Jesu-Feuer“ gedeutet wurde.

Die deutschfreiheitliche „Bozner Zeitung“ gibt am 16. Juni 1899 bekannt, dass am 21. Juni 1899 wie in den vorhergegangenen Jahren auf dem Virglberg ein Sonnwendfeuer als Höhenfeuer entzündet werde. Tatsächlich sollte es nicht zu diesem Feuerentzünden kommen, weil der Gemeindevorsteher der Gemeinde Zwölfmalgreien, der klerikal-konservative Baron Gottfried von Giovanelli, gleichzeitig auch Bezirkshauptmann, diese als „feuergefährlich“ einstufte. Gleichzeitig stellten religiöse Feuer keine „Brandgefahr“ dar.

Die Bozner Zeitung betitelt das Verbot der „Sonnwendfeier“ 1899 als „Meisterwerk jesuitischer Verdrehung“, zumal religiöse Feuerfeiern nicht verboten wurden. Faktisch wurden die Sonnwendfeuer von katholischer Seite als „religionsfeindliche“ und „verfassungsfeindliche“ Aktivitäten gebrandmarkt. Für das deutschfreiheitliche Lager hatte die Untersagung eindeutig einen politischen Charakter.

Trotz Verbot wurden Sonnwendfeuer abgebrannt. Gemäß „Bozner Zeitung“ im Juli 1899 „nach deutschem Rechte und deutschem Brauch“.

Die Chronik Sterzings von Hans Kramer belegt ebenso Auseinandersetzungen und berichtet von Herz-Jesu-Feuern am 28. Juni 1908 und von Sonnwendfeuern am 5. Juli 1908. Gegner der Sonnwendfeuer verbreiteten die Information, die Sonnwendfeuer seien „sozialistische“ Akte. Am 23. Juni 1912 organisierte der Sterzinger Turnverein ein Sonnwendfeuer, sodass es zu Zusammenstößen mit Gegnern kam, die von katholisch-konservativer Seite aufgehetzt wurden.

Eine Antwort zu „Keine Bergfeuer wegen Brandgefahr”.

  1. Avatar von Turnvereine in Tirol: Wehrhaft, freiheitlich und deutschbewusst – Demanega

    […] die Klerikalen heftige Auseinandersetzungen, die in zahlreichen Possen endeten, etwa rund um die Sonnwendfeuer oder Herz-Jesu-Feuer. Gerade die Turner pflegten die Tradition der Sonnwendfeuer mit […]

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