Fronleichnam, was ist das? Die meisten werden mit Fronleichnam in Tirol wohl – nur – einen bunten Festzug, bestehend aus Musikkapelle, Schützen, Bauern, Fahnen, Blumen, dem Baldachin und Altären im Dorf assoziieren. Die eigentliche Bedeutung ist kaum bewusst und zwar sowohl die kirchliche als auch die politische.
Fronleichnam findet 60 Tage nach Ostern statt. Es handelt sich um das Fest der „leiblichen Gegenwart“ Christi, das seit dem 13. Jahrhundert feierlich begangen wird. Die Prozession stieß erst später, ab dem 14. Jahrhundert, dazu und hatte einen demonstrativem Charakter gegen die Häretiker.
Mit dem Konzil von Trient sollte Fronleichnam eine kirchenpolitische Demonstration gegen die Häretiker (Abweichler) und Ketzer werden. In diesem Sinne hält der Beschluss des Trientner Konziles fest:
Jährlich einmal soll dieses hocherhabene und verehrungswürdige Sakrament an einem eigenen und festlichen Tag mit einzigartiger Würde und Festlichkeit gefeiert werden, wobei es in Prozessionen angebetet und verherrlicht über Straßen und öffentliche Plätze herumgetragen werde (…) Denn es geziemt sich gerade so, die siegreiche Wahrheit im Triumph über Lüge und Ketzerei zu führen, so dass deren Widersacher im Anblick so großen Glanzes und hineingestellt in eine so überwältigende Freude der universalen Kirche, entweder in Kraftlosigkeit und gebrochen sich auflösen oder von Scham erfasst und verwirrt endlich wieder zu Verstand kommen.
Sessio XIII, Kapitel 5 am 11.10.1551
Fronleichnam kann infolgedessen als das „Fest der Gegenreformation“ betitelt werden.
Der Hintergrund des Konzils von Trient (1545–1563) liegt in einer Zeit der Krise. Das Trientner Konzil war das zentrale Konzil der katholischen Gegenreformation, eine Reaktion auf die Reformation und die Ausbreitung des (deutschen) Protestantismus.
Mit dem Trientner Konzil wurde die kirchliche Lehrautorität zentral, indem der Grundstein für die katholische Erziehung des Volkes gelegt wurde. Der Einsatz von Orden, wie der Jesuiten, wurde zur Glaubensvermittlung stark gefördert.
Was, mit Blick auf Fronleichnam, bis heute hin wie eine volkstümliche Tradition erscheint, war als ein politisches Programm gegen den (deutschen) Protestantismus und als Spaltung gedacht. Dieser Spitze gegen den deutschen Norden sollte man sich zumindest bewusst sein.


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