„Die Theorie des Partisanen“ ist ein Werk von Carl Schmitt, das die Natur des Partisanen und die Bedeutung für politische Konflikte untersucht.
Carl Schmitt geht vom „sympathischen“, bodenständigen Charakter des Partisanen als Freiheitskämpfer aus und skizziert die Unterschiede zum manipulierten und politisch indoktrinierten Partisanen im Sinne des „Weltbürgerkrieges“. Die „Theorie des Partisanen“ dürfte linke Theoretiker im Bereich der 1968er-Bewegung beeinflusst haben.
Den Partisanen kennzeichnen bei Carl Schmitt vier Eigenschaften: seine Irregularität, sein intensives politisches Engagement, seine gesteigerte Mobilität und seinen tellurischen (erdverbundenen) Charakter. Insbesondere der tellurische und in diesem Sinne defensive Charakter ist für das Wesen des Partisanen wesentlich.
Die Irregularität oder Asymmetrie ist eine Folge des Machtgefälles und „Waffe“ des Schwachen. Gleiches gilt für die gesteigerte Mobilität. Das politische Engagement ergibt sich aus einem Gesamtbild, dem das Agieren untergeordnet wird, aber auch aus einem politischen Rückhalt in der Bevölkerung. Fehlt der Rückgrat, schlägt der „Freiheitskampf“ schnell in „Terror“ um. Der tellurische Charakter entspringt der Selbstbestimmung und dem Verteidigungsrecht.
Herfried Münkler zieht die Parallelen zwischen dem „Waldgänger“ bei Ernst Jünger, der zwar „nicht nach Kriegsrecht, aber auch nicht kriminell ficht“, und dem Partisanen bei Carl Schmitt. „Die Waldgänger rekrutieren sich aus jenen, die auch in aussichtsloser Lage für die Freiheit zu kämpfen entschlossen sind“ schreibt Ernst Jünger.
Schmitt schreibt: „Die autochthonen Verteidiger des heimatlichen Bodens, die pro aris et focis [„für Vaterland und Familie“] sterben, die nationalen und patriotischen Helden, die in den Wald gingen, alles, was gegenüber der fremden Invasion die Reaktion einer elementaren, tellurischen Kraft war, ist inzwischen unter eine internationale und übernationale Zentralsteuerung geraten, die hilft und unterstützt, aber nur im Interesse eigener, ganz anders gearteter, weltaggressiver Ziele, und die, je nachdem, schützt oder im Stich läßt. Der Partisan hört dann auf, wesentlich defensiv zu sein. Er wird zu einem manipulierten Werkzeug weltrevolutionärer Aggressivität. Er wird einfach verheizt und um alles das betrogen, wofür er den Kampf aufnahm und worin der tellurische Charakter, die Legitimität seiner partisanischen Irregularität, verwurzelt war“.
In Entsprechung der marxistischen Doktrin bei Mao Tse-Tung und Che Guevara ist der Partisan die Gestalt, die in weltrevolutionäre Prozesse involviert ist. Ernst Jünger oder Carl Schmitt bezeichnen diesen Typus hingegen vielmehr als Agenten der weltpolitischen Aggressivität.
Daraus folgend ergibt sich eine begriffliche Differenzierung zeitgemäßer Begrifflichkeit: Der „Freiheitskämpfer“ unterscheidet sich vom „Partisanen“ moderner Prägung, letzterer ist das Werkzeug in der weltpolitischen Revolution.
Andreas Hofer wird von Gabriele Schneider als „Parteigänger der Tradition“ betitelt [2]. Dass die Tiroler Volkserhebung gegen den Zentralismus nach französischer Art als Partisanenkampf geführt wurde, liegt unter anderem auch an der natürlichen Topographie Tirols als Alpenfestung. Der Aufstand Tirols hatte einen tellurischen Charakter und diente kaum äußeren politischen Interessen, wenngleich es natürlich auch österreichische Interessen gab, die letztlich nicht stark genug waren.
Der Unterschied zwischen Freiheitskampf und Terrorismus liegt vor allem in Zielen, Methoden und Wahrnehmung.
Der Freiheitskampf strebt legitime Ziele wie Befreiung von Unterdrückung, Selbstbestimmung oder demokratische Rechte an.
Terrorismus zielt häufig auf politische, ideologische oder religiöse Machtübernahme durch Gewalt und Einschüchterung ab.
Der Freiheitskampf kann militärischen Widerstand leisten, ist aber zumeist bemüht, Zivilisten zu schonen.
Terrorismus setzt hingegen gezielt Gewalt gegen Zivilisten ein, um Angst zu verbreiten und um politische Forderungen zu erzwingen.
Die Begrifflichkeit ist letztlich subjektiv: Ein “Freiheitskämpfer” aus der Sicht des einen Seite kann aus der Sicht des anderen als “Terrorist” gelten.
Freiheitskampf wird vielfach als legitim anerkannt, zum Beispiel zur Befreiung von Kolonialherrschaft oder zur Beendigung von Fremdherrschaft. Terrorismus wird hingegen international geächtet, da er Gewalt ohne Rücksicht auf ethische Normen anwendet.
Wahrscheinlich liegt die Unterscheidbarkeit an (legitimen) Zielen, an den Methoden sowie am notwendigen Rückhalt im Volk, der den Freiheitskampf ausmacht. Die „richtigen“ Ziele mit den falschen Methoden und dem mamgelhaften Rückhalt werden schnell geächtet.
Literatur:
[1] Carl Schmitt: „Theorie des Partisanen. Zwischenbemerkung zum Begriff des Politischen“ 1963.
[2] Herfried Münkler: „Der Partisan: Theorie, Strategie, Gestalt“, Westdeutscher Verlag, Opladen 1990


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